Die ersten und die letzten Arbeiten des Herkules
–, aber ich dachte nicht, dass wirklich etwas daran sei. Es war nur sonderbar.«
»Ich wusste, dass Sie mir noch etwas zu sagen hatten«, drang Poirot in sie. »Sagen Sie es mir lieber jetzt gleich.«
»Es ist nur das: Eines Tages, als ich ins Laboratorium ging, um etwas zu holen, tat Jane Moncrieffe etwas sehr – Sonderbares.«
»Ja?«
»Es klingt so dumm. Es ist nur, dass sie ihre Puderdose füllte – eine aus rosa Email – «
»Ja?«
»Aber sie füllte sie nicht mit Puder – mit Gesichtspuder meine ich –, sondern sie goss etwas aus einer der Flaschen aus dem Giftschränkchen hinein. Als sie mich sah, fuhr sie zusammen, schloss die Dose und steckte sie in ihre Handtasche – und stellte die Flasche schnell an ihren Platz zurück, so dass ich nicht sehen konnte, was es war. Es hat wahrscheinlich nichts zu bedeuten, aber jetzt, da ich weiß, dass Mrs Oldfield vergiftet wurde – « Sie brach ab.
Poirot murmelte: »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick.«
Er ging hinaus und rief Detektiv-Inspektor Grey von der Berkshire-Polizei an.
Hercule Poirot kam zurück.
Schwester Harrison und er saßen schweigend nebeneinander. Hercule Poirot sah das Gesicht eines Mädchens mit rotem Haar vor sich und hörte eine klare schneidende Stimme sagen: »Ich bin nicht Ihrer Meinung.«
Jane Moncrieffe war gegen eine Autopsie gewesen. Sie hatte zwar einen plausiblen Grund angegeben, aber die Tatsache blieb bestehen. Ein tüchtiges Mädchen, tatkräftig, resolut. Verliebt in einen Mann, der an eine kranke, nörgelnde Frau gebunden war, die vielleicht noch viele Jahre leben konnte, da ihr nach Ansicht Schwester Harrisons im Grunde nichts fehlte.
Hercule Poirot seufzte.
Schwester Harrison fragte:
»Woran denken Sie?«
»An den ganzen Jammer…«
»Ich glaube keinen Augenblick, dass er etwas davon wusste.«
Poirot pflichtete ihr bei:
»Nein, ich bin auch überzeugt davon.«
Die Tür ging auf, und Detektiv-Inspektor Grey kam herein. Er trug einen in ein seidenes Taschentuch eingewickelten Gegenstand in der Hand. Er packte ihn aus und legte ihn vorsichtig hin. Es war eine hellrosa Email-Puderdose:
Schwester Harrison sagte:
»Das ist die Dose, die ich gesehen habe.«
Grey erläuterte:
»Ich habe sie ganz hinten in Miss Moncrieffes Schreibtischlade gefunden. Soweit ich sehe, sind keine Fingerabdrücke darauf, aber ich will auf jeden Fall vorsichtig sein.«
Mit dem Taschentuch in der Hand drückte er auf die Feder. Die Dose sprang auf, und Grey sagte:
»Das Zeug ist kein Gesichtspuder.«
Er tauchte einen Finger hinein und kostete es behutsam mit der Zungenspitze.
»Es schmeckt nach gar nichts.«
»Weißes Arsenik hat keinen Geschmack«, meinte Poirot.
Grey sagte:
»Es wird sofort analysiert werden.« Er sah Schwester Harrison an: »Können Sie beschwören, dass das die gleiche Dose ist?«
»Ja. Das ist die Dose, mit der ich Miss Moncrieffe ungefähr eine Woche vor Mrs Oldfields Tod im Laboratorium sah.«
Inspektor Grey seufzte. Er sah Poirot an und nickte. Der Letztere klingelte.
»Bitte schicken Sie mir meinen Diener.«
George, der vollendete Kammerdiener, diskret, unauffällig, kam herein und blickte seinen Herrn fragend an.
Hercule Poirot sagte:
»Sie haben diese Puderdose identifiziert als jene, die Sie vorüber einem Jahr im Besitz von Miss Moncrieffe sahen. Wären Sie erstaunt zu hören, dass ebendiese Dose erst vor ein paar Wochen bei Woolworth verkauft wurde und überdies ein Modell ist, das in dieser Form und Farbe erst seit drei Monaten hergestellt wird?«
Schwester Harrison schnappte nach Luft. Sie starrte mit dunklen, geweiteten Augen auf Poirot.
Poirot fragte:
»Haben Sie diese Dose schon früher einmal gesehen, George?«
George trat vor:
»Ja, Sir. Ich habe diese Person, Schwester Harrison, beobachtet, wie sie diese Dose Freitag, den 18. gekauft hat. Ihren Instruktionen gemäß bin ich dieser Dame gefolgt, wann immer sie ausging. An dem genannten Tag nahm sie den Bus nach Darlington und kaufte dort diese Dose. Sie nahm sie mit nach Hause. Später, am gleichen Tag, begab sie sich in das Haus, in dem Miss Moncrieffe wohnt. Ihren Instruktionen folgend, war ich bereits dort. Ich beobachtete sie, wie sie in Miss Moncrieffes Schlafzimmer ging und die Dose rückwärts in der Schreibtischlade versteckte. Ich konnte es gut durch die Türspalte sehen. Sie verließ dann das Haus. Sie wähnte sich unbeobachtet. Ich erlaube mir zu bemerken, dass hier niemand die Haustüre versperrt und dass es
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