Die Erwaehlten
los.“
„Da gibt’s ein Problem, Genius“, sagte Melissa. Sie deutete nach oben.
Der andere Darkling stürzte auf die drei zu, pfeilschnell über die Wüste.
Jonathan nahm Zweckentleert Hypertonische Prosopolepsie zur Hand, der immer noch rauchte und hoffentlich dank Tripeldeckernamen noch einen Schuss frei hatte. Er holte mit dem Mülleimerdeckel wie mit einem riesigen Frisbee aus und schleuderte ihn auf das Biest zu.
Er sparte sich die Zeit, das Ergebnis zu überprüfen, und packte Rex. Er streckte die andere Hand aus.
Melissa wich vor ihm zurück. „Lieber würde ich sterben.“
Sie hörten, wie der zweite Darkling mit dem Deckel zusammenstieß, und wieder gellte ein Katzenschrei über die Wüste. Es kamen aber noch andere geflügelte Gestalten auf sie zu – Gleiter. Die auch noch.
„Kompletter Blödsinn“, sagte Rex und stieß Melissa vorwärts. Unwillkürlich warf sie ihre Hände in die Luft, und Jonathan schnappte sich eine.
Eine Welle der Übelkeit überkam ihn, und beinahe wäre er ohnmächtig geworden. Er spürte, wie sich Melissas Gedanken mit seinen vermischten. Aggressiv und zornig, aber zugleich fieberhaft hungrig verzehrten sie seine Gedanken und Erinnerungen, drängten in alle Ecken seines Hirns. Ihre Gefühle überschwemmten ihn: Panik vor Spinnen, Überraschung wegen der plötzlichen Schwerelosigkeit und das alles überwältigende Entsetzen darüber, dass sie berührt wurde.
Für einen Augenblick war er paralysiert, aber dann drängte sich ein Befehl in seine Gedanken, dem er sich nicht widersetzen konnte.
Spring, du Idiot ,dachte Melissa ihm zu.
Eins, zwei … ,hob er an.
Rex war seit über einem Jahr nicht mit ihm geflogen, die Reflexe waren aber trotzdem noch da. Sie beugten die Knie und sprangen gemeinsam, wirbelten über die Spinnen hinweg. Gemeinsam waren sie stark genug, um Melissa mitzuziehen.
Melissas Finger umklammerten Jonathans, aber sie kämpfte, schnappte sich mit ihrer freien Hand eine Kette nach der anderen, die sie im Flug um sie herum auswarf und kreischende Gleiter damit zu Fall brachte. Rex schlug mit seiner freien Hand um sich, wobei die Metallringe an seinen Fingern zum Leben erwachten.
Der erste Sprung trug sie auf wenige Meter an die Schlangengrube heran. Jonathan musste Rex beim nächsten Sprung zurückhalten, sonst wären sie über die Grube hinweggeflogen und auf der anderen Seite gelandet.
Sekunden später kamen sie schwankend im sicheren Bogen zum Stehen. Jonathan ließ los und sank in den weichen Sand. Melissa landete schlecht, mit einem verdrehten Knöchel, wobei ihre Augen im Blitzlicht funkelten. Abscheu und Leid ihrer Gedanken strömten aus Jonathan heraus und hinterließen einen Nachgeschmack von vergammeltem Fleisch auf seiner Zunge. Melissa zuckte mit einem bemitleidenswerten Stöhnen einmal zusammen, als sich die Finger der Hand, die er berührt hatte, in den Sand krallten. Hustend kam sie auf die Füße, blieb ihm gegenüber stehen, und Jonathan wappnete sich.
Den Ausdruck auf ihrem Gesicht hatte er noch nie gesehen. Vielleicht hatte er ihn aber auch nicht bemerkt. Sie war so traurig, so ohne Zuversicht. Dann legte sich die gewohnte verärgerte Maske wieder über ihre Züge.
„Danke“, sagte sie.
Jonathan fiel auf, dass sie es tatsächlich bis zur Schlangengrube geschafft hatten. „Gerne.“
Melissa wandte sich an Dess. „Dir auch.“
Dess senkte den Blick und zuckte mit den Schultern.
Melissa wandte sich von ihnen allen ab. „Danke, Dess, wollte ich sagen.“
Jonathan sah Jessica an, die die Stirn runzelte. Rex legte Melissa die Hand auf die Schulter, aber sie entzog sich ihm.
Rex seufzte und zog vorsichtig seine Ringe aus. Die Finger darunter sahen verbrannt aus. Er blickte zum Mond, der seinen höchsten Punkt fast erreicht hatte.
„Wir sollten lieber anfangen“, sagte Rex. „Bist du bereit, Jessica?“
Jessica zitterte in ihrer Jacke. „Glaub schon.“
Jonathan nahm ihre Hand. Er spürte, wie sich die Muskeln entspannten, als die Mitternachtsschwerelosigkeit in sie hineinströmte.
„Jonathan, du hilfst Dess“, sagte Rex.
Etwas stäubte sich kurzfristig in Jonathan, als ihm auffiel, wie Rex wieder einmal das Kommando übernahm. Aber dann holte er tief Luft. „Okay“, sagte er. „Wobei soll ich Dess helfen?“
Dess räusperte sich. „Wir müssen die Verteidigung reparieren, damit die Schlangengrube nicht von Darklingen und etwa einer Million Gleitern überrollt wird.“
„Ich dachte, du hättest gesagt
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