Die Erziehung des Menschengeschlechts
Lehrer.—Zuverlaessig durch die Weissagungen, die in ihm erfuellt schienen; zuverlaessig durch die Wunder, die er verrichtete; zuverlaessig durch seine eigene Wiederbelebung nach einem Tode, durch den er seine Lehre versiegelt hatte. Ob wir noch itzt diese Wiederbelebung, diese Wunder beweisen koennen: das lasse ich dahin gestellt seyn. So, wie ich es dahin gestellt seyn lasse, wer die Person dieses Christus gewesen. Alles das kann damals zur Annehmung seiner Lehre wichtig gewesen seyn: itzt ist es zur Erkennung der Wahrheit dieser Lehre so wichtig nicht mehr.
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Der erste praktische Lehrer.—Denn ein anders ist die Unsterblichkeit der Seele, als eine philosophische Speculation, vermuthen, wuenschen, glauben: ein anders, seine innern und aeussern Handlungen darnach einrichten.
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Und dieses wenigstens lehrte Christus zuerst. Denn ob es gleich bey manchen Voelkern auch schon vor ihm eingefuehrter Glaube war, dass boese Handlungen noch in jenem Leben bestraft wuerden: so waren es doch nur solche, die der buergerlichen Gesellschaft Nachtheil brachten, und daher auch schon in der buergerlichen Gesellschaft ihre Strafe hatten. Eine innere Reinigkeit des Herzens in Hinsicht auf ein andres Leben zu empfehlen, war ihm allein vorbehalten.
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Seine Juenger haben diese Lehre getreulich fortgepflanzt. Und wenn sie auch kein ander Verdienst haetten, als dass sie einer Wahrheit, die Christus nur allein fuer die Juden bestimmt zu haben schien, einen allgemeinem Umlauf unter mehrern Voelkern verschaft haetten: so waeren sie schon darum unter die Pfleger und Wohlthaeter des Menschengeschlechts zu rechnen.
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Dass sie aber diese Eine grosse Lehre noch mit andern Lehren versetzten, deren Wahrheit weniger einleuchtend, deren Nutzen weniger erheblich war: wie konnte das anders seyn? Lasst uns sie darum nicht schelten, sondern vielmehr mit Ernst untersuchen: ob nicht selbst diese beygemischten Lehren ein neuer Richtungsstoss fuer die menschliche Vernunft geworden.
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Wenigstens ist es schon aus der Erfahrung klar, dass die Neutestamentlichen Schriften, in welchen sich diese Lehren nach einiger Zeit aufbewahret fanden, das zweyte bessre Elementarbuch fuer das Menschengeschlecht abgegeben haben, und noch abgeben.
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Die Erziehung des Menschengeschlechts
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Sie haben seit siebzehnhundert Jahren den menschlichen Verstand mehr als alle andere Buecher beschaeftiget; mehr als alle andere Buecher erleuchtet, sollte es auch nur das Licht seyn, welches der menschliche Verstand selbst hineintrug.
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Unmoeglich haette irgend ein ander Buch unter so verschiednen Voelkern so allgemein bekannt werden koennen: und unstreitig hat das, dass so ganz ungleiche Denkungsarten sich mit diesem nehmlichen Buche beschaeftigten, den menschlichen Verstand mehr fortgeholfen, als wenn jedes Volk fuer sich besonders sein eignes Elementarbuch gehabt haette.
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Auch war es hoechst noethig, dass jedes Volk dieses Buch eine Zeit lang fuer das Non plus ultra seiner Erkenntnisse halten musste. Denn dafuer muss auch der Knabe sein Elementarbuch vors erste ansehen; damit die Ungeduld, nur fertig zu werden, ihn nicht zu Dingen fortreisst, zu welchen er noch keinen Grund gelegt hat.
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Und was noch itzt hoechst wichtig ist:—Huete dich, du faehigeres Individuum, der du an dem letzten Blatte dieses Elementarbuches stampfest und gluehest, huete dich, es deine schwaechere Mitschueler merken zu lassen, was du witterst, oder schon zu sehn beginnest.
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Bis sie dir nach sind, diese schwaechere Mitschueler;—kehre lieber noch einmal selbst in dieses Elementarbuch zurueck, und untersuche, ob das, was du nur fuer Wendungen der Methode, fuer Lueckenbuesser der Didaktik haeltst, auch wohl nicht etwas Mehrers ist.
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Du hast in der Kindheit des Menschengeschlechts an der Lehre von der Einheit Gottes gesehen, dass Gott auch blosse Vernunftswahrheiten unmittelbar offenbaret; oder verstattet und einleitet, dass blosse Vernunftswahrheiten als unmittelbar geoffenbarte Wahrheiten eine Zeit lang gelehret werden: um sie geschwinder zu verbreiten, und sie fester zu gruenden.
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Du erfaehrst, in dem Knabenalter des Menschengeschlechts, an der Lehre von der Unsterblichkeit der Seele, das Nehmliche. Sie wird in dem zweyten bessern Elementarbuche als Offenbarung geprediget, nicht als Resultat menschlicher Schluesse gelehret.
Sec.. 72.
So wie wir zur
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