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Die Erziehung des Menschengeschlechts

Die Erziehung des Menschengeschlechts

Titel: Die Erziehung des Menschengeschlechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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goettliche Androhung, die Missethat des Vaters an seinen Kindern bis ins dritte und vierte Glied zu strafen. Diess gewoehnte die Vaeter in Gedanken mit ihren spaetesten Nachkommen zu leben, und das Unglueck, welches sie ueber diese Unschuldige gebracht hatten, voraus zu fuehlen.
    Sec.. 45.
    Eine Anspielung nenne ich, was blos die Neugierde reizen und eine Frage veranlassen sollte. Als die oft vorkommende Redensart, zu seinen Vaetern versammlet werden, fuer sterben.
    Sec.. 46.
    Einen Fingerzeig nenne ich, was schon irgend einen Keim enthaelt, aus welchem sich die noch zurueckgehaltne Wahrheit entwickeln laesst. Dergleichen war Christi Schluss aus der Benennung Gott Abrahams, Isaacs und Jacobs. Dieser Fingerzeig scheint mir allerdings in einen strengen Beweis ausgebildet werden zu koennen.
    Sec.. 47.
    In solchen Voruebungen, Anspielungen, Fingerzeigen besteht die positive Vollkommenheit eines Elementarbuchs; so wie die oben erwaehnte Eigenschaft, dass es den Weg zu den noch zurueckgehaltenen Wahrheiten nicht erschwere, oder versperre, die negative Vollkommenheit desselben war.
    Sec.. 48.
    Setzt hierzu noch die Einkleidung und den Stil—1) die Einkleidung der nicht wohl zu uebergehenden abstrakten Wahrheiten in Allegorieen und lehrreiche einzelne Faelle, die als wirklich geschehen erzaehlet werden. Dergleichen sind die Schoepfung, unter dem Bilde des werdenden Tages; die Quelle des moralischen Boesen, in der Erzaehlung vom verbotnen Baume; der Ursprung der mancherlei Sprachen, in der Geschichte vom Thurmbaue zu Babel, u. s. w.
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    Sec.. 49.
    2) den Stil—bald plan und einfaeltig, bald poetisch, durchaus voll Tavtologieen, aber solchen, die den Scharfsinn ueben, indem sie bald etwas anders zu sagen scheinen, und doch das nehmliche sagen, bald das nehmliche zu sagen scheinen, und im Grunde etwas anders bedeuten oder bedeuten koennen:—
    Sec.. 50.
    Und ihr habt alle gute Eigenschaften eines Elementarbuchs sowol fuer Kinder, als fuer ein kindisches Volk.
    Sec.. 51.
    Aber jedes Elementarbuch ist nur fuer ein gewisses Alter. Das ihm entwachsene Kind laenger, als die Meinung gewesen, dabey zu verweilen, ist schaedlich. Denn um dieses auf eine nur einigermaassen nuetzliche Art thun zu koennen, muss man mehr hineinlegen, als darum liegt; mehr hineintragen, als es fassen kann. Man muss der Anspielungen und Fingerzeige zu viel suchen und machen, die Allegorieen zu genau ausschuetteln, die Beyspiele zu umstaendlich deuten, die Worte zu stark pressen. Das giebt dem Kinde einen kleinlichen, schiefen, spitzfindigen Verstand; das macht es geheimnissreich, aberglaeubisch, voll Verachtung gegen alles Fassliche und Leichte.
    Sec.. 52.
    Die nehmliche Weise, wie die Rabbinen ihre heiligen Buecher behandelten! Der nehmliche Charakter, den sie dem Geiste ihres Volks dadurch ertheilten!
    Sec.. 53.
    Ein bessrer Paedagog muss kommen, und dem Kinde das erschoepfte Elementarbuch aus den Haenden reissen.—Christus kam.
    Sec.. 54.
    Der Theil des Menschengeschlechts, den Gott in Einen Erziehungsplan hatte fassen wollen—Er hatte aber nur denjenigen in Einen fassen wollen, der durch Sprache, durch Handlung, durch Regierung, durch andere natuerliche und politische Verhaeltnisse in sich bereits verbunden war—war zu dem zweyten grossen Schritte der Erziehung reif.
    Sec.. 55.
    Das ist: dieser Theil des Menschengeschlechts war in der Ausuebung seiner Vernunft so weit gekommen, dass er zu seinen moralischen Handlungen edlere, wuerdigere Bewegungsgruende bedurfte und brauchen konnte, als zeitliche Belohnung und Strafen waren, die ihn bisher geleitet hatten. Das Kind wird Knabe. Leckerey und Spielwerk weicht der aufkeimenden Begierde, eben so frey, eben so geehrt, eben so gluecklich zu werden, als es sein aelteres Geschwister sieht.
    Sec.. 56.
    Schon laengst waren die Bessern von jenem Theile des Menschengeschlechts gewohnt, sich durch einen Schatten solcher edlern Bewegungsgruende regieren zu lassen. Um nach diesem Leben auch nur in dem Andenken seiner Mitbuerger fortzuleben, that der Grieche und Roemer alles.
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    Sec.. 57.
    Es war Zeit, dass ein andres wahres nach diesem Leben zu gewaertigendes Leben Einfluss auf seine Handlungen gewoenne.
    Sec.. 58.
    Und so ward Christus der erste zuverlaessige, praktische Lehrer der Unsterblichkeit der Seele.
    Sec.. 59.
    Der erste zuverlaessige

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