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Die Eule von Askir

Die Eule von Askir

Titel: Die Eule von Askir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Bulle rannte mit erhobenem Schwert auf den Verfluchten zu, aber es war nur eine Geste Feltors nötig, um den tapferen Soldaten zurückzuschleudern. Er flog im hohen Bogen bestimmt zwölf Schritte weit durch die Luft, um dann quer auf eine Säule zu prallen und mit gebrochenem Rückgrat herabzufallen.
    Ein Ball aus Feuer umhüllte nun auch Santer, doch der Stabsleutnant hob die Hand, und das Feuer floss in sie hinein, um sich dort zu einem glühenden Punkt zu sammeln, den er dem Verfluchten wieder zurückwarf. Diesmal schrie Feltor auf, als sein eigenes Feuer ihn verbrannte, und erst im letzten Moment konnte er es von sich wenden.
    Für einen Lidschlag sah Santer das verkohlte Gesicht des Mannes, die bleichen Knochen darunter und das gekochte, aufgeplatzte linke Auge, aber schon einen Lidschlag später mussten Desina und Santer hilflos zusehen, wie das Fleisch des Nekromanten sich über der Verletzung schloss, als wäre sie nie da gewesen. Aber noch war das Auge nicht wieder geheilt. Das war vielleicht die letzte Chance, dachte sich Santer und stürzte sich auf den Verfluchten, um ihm das Genick zu brechen.
    Doch kurz bevor der Stabsleutnant den Nekromanten zu fassen bekam, vollführte dieser eine Geste, und Santer wurde wie von einer mächtigen Hand zurückgeschleudert, rutschte quer über den Boden und prallte gegen den Fuß einer Säule. Benommen richtete er sich auf, doch eine schwere Blumenvase aus Marmor folgte einer weiteren Geste des Nekromanten und schmetterte Santer zu Boden.
    Desina hatte sich wieder aufgerichtet und stand nun dem Nekromanten gegenüber, der sie fast traurig ansah.
    »Ihr könnt nicht siegen gegen mich«, sagte Feltor so leise, dass nur die Maestra ihn hörte. »Und es gibt gewiss niemanden, der das mehr bedauert, als ich. Rettet Euch, Maestra… Es ist nur eine Schlacht von vielen.«
    »Ihr wisst, dass ich mich gegen Euch stellen muss und Euch nicht gewähren lassen kann«, sagte Desina. Sie war verwundert über das Verhalten des unheiligen Nekromanten.
    Feltor schaute sie an und seufzte. Wenn das gespielt war, dann war ein Barde an ihm verloren gegangen. Ihre Robe bedeutete Desina, dass der Mann jedes Wort ernst meinte.
    »Ich hatte etwas anderes erhofft, aber nicht erwartet«, sagte er. »Ihr ahnt nicht, wie sehr ich das bedaure.« Mit diesen Worten hob er die Hände über seinen Kopf, und eine gleißende Säule aus Licht stieg in der Mitte der Halle aus dem Boden auf, während um ihn herum sich wieder die schillernde Kugel aufbaute.
    »Ich brauche keine Torsteine«, sagte er keuchend. »Wenn man entschlossen genug ist, reicht der Wille eines Einzigen.« Langsam breitete er die Hände aus, und die Säule aus Licht teilte sich vor ihm. Im Hintergrund, zuerst schemenhaft und dann immer klarer, waren Reihen schwer gewappneter Soldaten zu sehen, die ihre Schilde und Schwerter anhoben, während Kriegbestien, die nur den Albträumen kranker Geister entstammen konnten, unter den Zügeln ihrer Reiter mit gepanzerten Hufen scharrten und drohend mannslange, stahlbewehrte Hörner hoben. Endlose Reihen von Soldaten auf einem Platz, der sich unter der fernen Nachmittagssonne erstreckte, so weit das Auge reichte…
    Hier war es nun kurz vor der ersten Glocke, kurz vor Mitternacht. Sie hatte Recht behalten, dachte Desina wie betäubt: Dieses Tor reichte wahrlich bis ans Ende der Welt!
    Jetzt blieb ihr tatsächlich nur noch eine Möglichkeit, dachte sie entschlossen und sammelte die Magie, die so überreichlich dem Knotenpunkt unter ihren Füßen entsprang, zog sie an sich und in sich, während sie auf den gegnerischen Maestro zuging, der sie alarmiert ansah.
    Denn sie zog die Magie nicht direkt aus dem Knotenpunkt, sie zog sie aus dem Tor, das sich eben öffnete, zog sie aus den Magien, die Feltor selbst durch sich bündeln musste, zog sie durch ihn… Und je mehr sie abzweigte, desto mehr musste er durch sich selbst hindurchführen.
    »Was… was… tut Ihr da?«, presste Feltor zwischen seinen Zähnen hervor, während seine Wangenmuskeln sich vor Anstrengung verkrampften.
    »Es gibt zwei Grundsätze«, erklärte Desina keuchend, als sie näher an ihn herantrat. Noch nie hatte sie solche Mengen Magie durch sich hindurchgeleitet. Sie hätte niemals gedacht, so etwas zu bewerkstelligen und es überleben zu können.
    »Der… eine heißt: Jedes Wirken hat seinen Preis«, stieß sie hervor, während eine seltsame Ruhe sie befiel, als die Magie mehr und mehr von ihr Besitz ergriff und sie fast schon

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