Die Eule von Askir
über mit dem Zeug bedeckt war. Mühsam hielt sie sich aufrecht und sah verständnislos zu, wie ein gutes Dutzend Soldaten bereits dabei war, den Vogeldreck wegzufegen, während an anderen Stellen die Federn die gefallenen Armbrustschützen auf Bahren luden.
Desina strich sich mit zitternden Händen den Dreck von ihrer blauen Robe. Nichts blieb an ihr haften, denn die Magie der Robe duldete keine Verschmutzung. Die Maestra schluckte, es brannte auch in ihrer Lunge, und sie musste wieder husten, dann schüttelte sie fassungslos den Kopf.
»Du hast sie mit dem Tor woanders hin geschickt? Irgendwohin?«, fragte Desina ungläubig.
Wiesel zuckte mit den Schultern. »Mir ist nichts Besseres eingefallen. Der Kerl wird jetzt irgendwo stehen und dumm aus der Wäsche gucken, hoffe ich.«
»Das glaube ich nicht«, sagte sie mit heiserer Stimme. »Wo auch immer der Dreck herkam, es ist zu wenig, um aus einem Frachttor zu stammen, deshalb wurde er auch hier überall verteilt. Es muss ein kleines Tor sein, eins für Personen. Und alles, was von hier nach dort gebracht wurde, fand sich in einem viel zu kleinen Raum wieder. Die Vorhut der Armee, diese Kriegsbestien… Sie wurden in einen Raum gedrückt, der nicht mehr als sechs Schritt Durchmesser haben dürfte.«
Wiesel blinzelte. »Ein Wal in einem Sardinenfass?«
»Das dürfte es in etwa treffen«, meinte Desina und lachte und hustete. »Was ist mit Euch, Santer?«, fragte sie.
Der Stabsleutnant winkte mit einem Grinsen ab. »Die Rüstung hat mich gut gegen die Magie geschützt, also sind es nur ein paar gebrochene Rippen, mehr nicht. Im Moment bin ich so froh, am Leben zu sein, dass mich das wenig stört.«
»Der Baronet?«
»Das sieht übler aus«, sagte Wiesel. »Er lebt noch, aber der Stich ging tief, und obwohl sich die Priester bereits um ihn bemühen, sieht es nicht so aus, als ob er es schaffen wird. Aber vielleicht haben die Götter ja ein Einsehen mit ihm.«
Desina nickte müde, während Santer ihr half, sich zu einer der Bänke zu bewegen, und Wiesel den Rest des Vogeldrecks von ihrer Robe klopfte.
»Was geschieht hier?«, fragte Desina verwirrt. Immer noch schien es ihr so, als müsste sie jeden einzelnen Gedanken durch einen dichten Nebel ertasten. »Was machen die Leute da?«
»Aufräumen«, sagte Wiesel. »Außerhalb der Halle hat kaum jemand etwas davon mitbekommen, nur der letzte Lichtstrahl war für jeden sichtbar. Und dann kam jemand auf die Idee, es Taride in die Schuhe zu schieben und zu behaupten, es wäre ein Teil ihrer Vorstellung gewesen. In wenigen Momenten wird man die Türen öffnen und mit dem offiziellen Teil des Festes fortfahren.«
»Du meinst, kaum jemand hat da draußen etwas mitbekommen?«, fragte Desina ungläubig.
Wiesel und Santer nickten nur.
Desina schaute die beiden mit weiten Augen an, dann hustete sie, doch der Husten wurde zu einem Lachen, und so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte nicht aufhören – bis Wiesel ihr eine weitere Ohrfeige verpasste.
»Ich sagte doch«, keuchte sie, während sie versuchte, schmerzfrei Luft zu bekommen, »dass ich nur eine Ohrfeige verzeihen werde!« Sie zog die Kapuze vor ihr Gesicht.
Wiesel zuckte mit den Schultern. »Was, soll ich eine wirksame Methode ändern?«, fragte er möglichst unschuldig. Dann sah er ihr Gesicht, als sie die Kapuze wieder langsam zurückschlug. »Was ist los Sina?«, fragte er leise und besorgt. »Hast du dir doch irgendwo etwas getan?«
»Nein«, entgegnete sie. »Ein paar Prellungen, und meine Schulter ist gezerrt. Das ist es nicht«. Sie sah mit großen Augen zu Santer und Wiesel hin. »Ich konnte eben nicht mehr durch den Saum der Robe blicken«, meinte sie. »Dann versuchte ich herauszufinden, ob die Magie der Robe vielleicht Schaden genommen hat, aber das ist es auch nicht.« Sie holte tief Luft. »Ich kann keine Magie mehr fühlen. Da, wo vorhin noch alle Farben des Weltenstroms für mich zu sehen waren, ist jetzt nichts mehr. Ich bin für die Magie blind geworden!«
»Das hier«, sagte Wiesel und tippte auf das Zeichen der Eule auf ihrer linken Schulter, »sagt etwas anderes. Sie wird zu dir zurückkehren, Desina. Du bist die Maestra!«
Desina nickte langsam und sah zu, wie der tote Bulle, der vorhin gegen den Nekromanten angestürmt war, weggetragen wurde. Dann suchte ihr Blick die Stelle, wo Tarkan gerade unter den Gebeten zweier Priester vorsichtig auf eine Bahre gelegt wurde. Die Bardin Taride kniete neben ihm und hielt seine Hand, beugte sich
Weitere Kostenlose Bücher