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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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ein zerknittertes Papier aus
seiner Jeanstasche und las noch einmal die bunt durcheinander hopsenden
englischen Sätze, die sich zwischen deutschen Wörtern tummelten. Er seufzte und
schirmte seine Augen gegen die gleisende Sonne, sah Richtung Berge. Kein
Hinweis, nirgends. Unschlüssig kniete er neben den Spuren und strich vorsichtig
mit einem Finger darüber.
    Das
Gelände wurde felsiger und steiler, nur noch wenige störrische Pflanzen lugten
zwischen den Felsen hervor. Scharfkantige Steine lösten sich unter Frau
Weinwurms Füßen und sie strauchelte, stützte sich schwer atmend gegen einen
Felsen und sah nach oben. Schweiß tropfte aus ihren Haaren in die Augen, und
sie wischte sich die kurzen Strähnen aus der Stirn. Da oben schien der Berg
flacher zu werden, dort hinauf wollte sie. Sie kraxelte weiter, riss mit
heftigen Bewegungen ihren Jeansrock aus dornigem Gestrüpp, das sie auf ihrem
Weg zurückhalten wollte.
    Sie
hatte sich getäuscht, der Berg stieg noch höher an, doch eine schmale Plattform
wand sich im Halbbogen um eine überhängende Felsformation, die hinreichend
Schatten und Schutz vor der Sonne bot. Ausgelaugt und erschöpft sank Frau
Weinwurm auf die Knie, schaffte es nicht mehr, den Rucksack abzustreifen, bevor
sie zur Seite fiel. Sie schloss die Augen und lauschte ihrem heftig pochenden
Herzen, drückte die zerkratzten Handflächen auf ihre Brust, die sich hob und
senkte, als sei sie ein verängstigtes Weibsbild in einem Western und gerade den
schrecklichen Bandidos, wilden Schlächtern und Schändern, entkommen.
    Als
ihr Atem ruhiger ging und ein sanfter Luftzug sie streifte, öffnete sie die
Augen und sog die Landschaft ein, versuchte auf jeder Ecke, jedem Bogen und
jedem Felsen, dem ausgetrockneten Flussbett, das sich wie eine Straße durch
einen Canyon wand, einen bedächtigen Moment zu verweilen, um sich alles ganz
genau einzuprägen. Sie ließ sich von der Stille umfangen, die durch nichts
unterbrochen wurde als dem vorsichtigem Piepsen eines nahen Nagetieres und dem
Geräusch des Windes, der um die Felsen strich.
    Sie dachte daran, dass sie Terese
nun schon seit Tagen nicht mehr hörte, dass sie, wenn sie genau darüber
nachdachte, sich nicht einmal mehr an den Klang ihrer Stimme erinnern konnte.
    Als
Bernardo sie am späten Nachmittag fand, saß Frau Weinwurm mit aufrechtem Rücken
gegen den Felsen gelehnt, die Beine gerade ausgestreckt, ab den Knien in der
Sonne, die Haut auf ihren Schienbeinen rot und gemartert. Die neonfarbenen
Turnschuhe leuchteten. Bernardo hievte sich auf die Plattform und kroch hastig
zu ihr.
    Frau
Weinwurms Augen waren fest geschlossen, es sah aus, als atmete sie nicht mehr.
    »I-Phone? I-Phone?? What
happened, how...?«
    Neben
Frau Weinwurm standen sorgfältig aufgereiht: Ihre Büffelboots, auf den
Schuhspitzen zwei Sandwiches balancierend, eine halbvolle Flasche Wasser, eine
kleine Kinderschaufel.
    Ihre
Augenlider flatterten.
    »Oh,
heissa, Bernardo, my dear young fellow?«, krächzte sie.
    Frau
Weinwurm sah sich erstaunt um, als habe sie vergessen, wie sie hierhergekommen
war, dann fiel es ihr wieder ein.
    »Deine
Bäckchen sind ganz rot, nimm einen Schluck Wasser, my dear young fellow.«
    Bernardo
ließ sich erschöpft in den Schatten sinken und griff zitternd nach der Flasche.
    »Es
geht Ihnen gut!«, stieß er hervor und ein Hustenanfall schüttelte ihn,
übertönte das merkwürdige Schluchzen, das in seiner Kehle saß und seine Stimme
färbte.
    Frau
Weinwurm faltete die Hände im Schoß und seufzte.
    »My
dear young fellow.«
    Sie
betrachtete die zitternden Lippen, auf denen sich Wasser und Schweißperlen
mischten, die dunklen Augen, die sich fragend und verwirrt auf sie hefteten.
    »Was...
was zur Hölle tun Sie hier ?«
    »Die
Schaufel.«, bemerkte Frau Weinwurm anstelle einer Antwort. »Ich hätte sie am
Kaktus lassen sollen, sie gehört Rudi Schleinitz, kannst du sie ihm bitte
mitnehmen?«
    »Jaja,
natürlich, aber können Sie sie ihm nicht selbst geben? Sie wollen doch nicht
behaupten, dass Sie hierbleiben werden? In den Bergen? In der Wüste?«
    »Doch.«,
nickte Frau Weinwurm. »Ich bleibe hier. Ich bewege mich hier nicht mehr vom
Fleck. Kein Stück.«
    »I-Phone?
Ich verstehe nicht ...?«
    »Hat
Rudi dir den Brief gegeben, hast du das Geld unter dem Kaktus gefunden? Ach,
Sapperlot, alleine deswegen hätte ich die Schaufel da lassen sollen, du
musstest wohl mit den Händen graben? Wo ist das Geld, hast du es nicht bei
dir?«
    »Ich
hab den Brief

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