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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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die Beine übereinander.
Über der gestreiften Badehose trug er ein weißes, bis zur Brust geöffnetes
Piratenhemd mit breiten goldenen Manschetten, auf der Nase saß eine verrutschte
Spiegelglassonnenbrille, die er mit dem Daumen hochschob. Ivonne wandte schnell
ihren Blick ab, denn sie wusste, dass man seinen Vater nicht wegwünschen
durfte, und dass es die schönste Zeit im Jahr war, wenn die ganze Familie
einmal zusammen an solch einem herrlichen Ort war.
    »Mama will mit mir
Ärobick machen, im Herbst. Im Turnverein.«, lenkte Ivonne sich und ihren Vater
ab.
    »Echt? Scheisse. Ist
das nicht dieses Rumgehupfe, was sich diese Fonda-Tochter ausgedacht hat? Prima
Geschäftsidee, muss man ihr lassen, für eine Frau nicht übel, aber die hatte
bestimmt ihre Berater. Verkauft sich jedenfalls bestens an alle Bräute, bei
denen langsam das Verfallsdatum naht, und das sind, globally speaking, nicht
eben wenige …. hähä .... uaaaahhh.«  
    Herr Weinwurm kratzte
sich am Hals und am Bauch. Gott, wo kam all dies vermaledeite Gekribbel her,
gab’s hier etwa Flöhe? Er seufzte wohlig und streckte sich dann im Sand
aus.
    Ivonne hatte sich
abgewandt und die Augen geschlossen, zählte ihre Atemstöße. Dooog Einatmen
Warriooooor Ausatmen Jooooohn Einatmen Waynnnne Ausatmen Craaaazy Einatmen
Hooooorse Ausatmen.
    »Wenn deine Mutter
meint. Sie wird auf jeden Fall klasse aussehen in diesen engen… was ist das…
Turnhosen? Und du… Mann, täte dir vielleicht wirklich nicht schlecht, mein
kleiner Speckpfannkuchen, wenn dieses…«
    Herr Weinwurm griff
unvermittelt mit beiden Händen in Ivonnes Hüfte und drückte zu wie ein
Schraubstock, lachend und prustend robbte er durch den Sand, dicht hinter ihrem
Rücken und Ivonne quiekte und zappelte voll Entsetzen, als sie seinen warmen
Atem im Nacken und die eisernen Finger spürte!
    »… lasche Fleisch mal
etwas straffer würde!«
    Lachend und grunzend
fiel Herr Weinwurm nach hinten, zappelte vergnügt mit den Beinen und sah
seiner Tochter nach, die aufsprang, stolperte und dann erstaunlich behände
über die Bocciakugeln hüpfte, hinab ans Wasser, vorbei an Terese, die durch das
Objektiv spähte und aufgeregt mit den Füßen im Wasser planschte wie ein
Storch, weil sie meinte, den Schatten der schönen Prinzessin Caroline an Deck
dieser wirklich hinreißenden Yacht gesehen zu haben.
    Ivonne rannte rudernd
gegen die widerstrebenden Wassermassen hinaus ins Meer. Ihre Haut zog sich
entsetzt vor der einströmenden Kälte zusammen, die Beine wollten nicht mehr,
aber sie spürte nichts, wollte weiter, dorthin, wo die Füße keinen Halt mehr
fanden, und als ein hoher Brecher auf sie zurollte, ließ sie sich mit weit
ausgebreiten Armen überrollen. Mit geschlossenen Augen kegelte sie durch das
wirbelnde Wasser, hörte Kindergeschrei und Lachen gedämpft wie unter einer
Glasglocke und wünschte, dass sie nie mehr auftauchen und atmen müsste. Als
die nächste Welle sie an den Strand spülte, blieb sie einen Moment keuchend
liegen, bis ihr etwas einfiel, etwas so schreckliches, dass sich ein
stechender, heißer Schmerz in ihrer Brust ausbreitete wie Lava. Sie tastete
nach der Naht ihres Badeanzugs an ihrem Schenkel, auf das Schlimmste gefasst,
brennende Tränen in den Augen. Sie biss sich auf die salzigen Lippen und kramte
das krümelige, verwaschene Hörzu -Bild von John Wayne hervor, das sie nun
so lange schon als Lesezeichen genutzt hatte, dass sie sich gar nicht mehr
erinnern konnte, jemals ohne IHN gewesen zu sein, und nun hatten sie ihn
zerstört, wie immer pfuschten sie herum und machten alles kaputt, was gut und
schön und richtig war!
    Ihre Wangen glühten
als sie das Bild in die Brandung warf, wo es nach wenigen Sekunden im
glitzernden Wasser verschwand.
    »Nun, macht euch mal
fertig, Ihr Badenixen!«, hörte sie ihren Vater hinter sich und dann Tereses
Stimme Juhuh, hier bin ich schon! , während sie im nassen Sand saß und
sich nicht rührte.
    »Hier gibt’s ne
Zitadelle, das ist Kultur vom Feinsten , die schauen wir uns heute
Nachmittag mal an und irgendwas anderes hab ich noch gelesen, ich meine, die
Amis sind hier 44 gelandet, da gibt’s wohl auch noch so ein Erinnerungsding,
aber ich finde nicht, dass das wirklich zu Kultur gehört, basically ,
schenken wir uns also. Hopp hopp, meine Damen, ein bisschen Schwung und
Bewegung!«

Kaktus mit Korken
    Bernardo schmiss die
Fligengittertür hinter sich zu, dass sie in den Angeln quietschte und dreimal
wütend gegen den Holzrahmen

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