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Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm

Titel: Die Ewigen Jagdgruende der Frau Weinwurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu
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wedelte so hektisch
mit ihrer Hand, dass die lilafarbenen Fingernägel vor Bernardos Augen schwarze
Schlieren wie Bremsspuren in der Luft hinterließen.
    Bernardo trat an das Fenster und
sah hinaus.
    »Das«, meinte er, »ist ein neuer
Gast.«  
    Der Lappen hinterließ einen
nassen Fleck an seiner Hüfte, während er ihn knetete und wrang, oh Himmel,
jetzt musste er den Einstieg zu seiner wirklich großartigen Geschichte finden,
so dass Mimi ihm atemlos, mit leicht geöffneten, wenngleich auch gruselig
schwarzen Lippen, zuhörte, gebannt von ihm und seiner Stimme und seinen
Abenteuern, die viel wilder und besser waren als alles, was in ihren Mangas
gezeichnet war!
    »Also, wie ich da gestern
Nachtschicht schiebe und es mir ein bisschen bequem…«
    »Die Frau ist der Hammer !
Was ist denn das, was sie da anhat? Boah, ist die riesig, eine riesige Riesin!!
Ist das ne Wolldecke? Nee, keine Decke, sondern... so ein ulkiges schottisches
Ding mit Lederriemen und allem drum und dran, wie heißen die noch, Schottenrock
halt, und diese Boots!«
    »Kilt.«, half Bernardo lahm und
schluckte trocken.
    Mimi lehnte sich vor und die
Reihe mit den Wrigley’s Spearmints, Chupa Chups und Kirsch-Lutschern rutschte
knisternd von den Haken und prasselte wie plötzlicher Hagelschlag zu Boden.
    »Nardo, du glaubst es nicht!! Was
da hinter ihr herschleift? Das sind Sporen ! Das sind gottverdammte
Sporen… hey, Tochter Muriel!« Mimi zog das Kinn ein und ahmte die tiefe Stimme
ihres Vaters nach: »Aufgepasst! Du sollst nicht fluchen noch den Namen deines
Herrn unbotmäßig im Munde führen sonst knallt es! Mitten in deinem Gesicht wird
es knallen, auf dass dir deine Zähne wackeln! Wow, aber Sporen ! Jesus! «
    Bernardo rutschte auf Knien auf
dem Linoleumboden, bemüht seinen Blick auf die verstreuten Bonbons und nicht an
Mimis Stiefeln entlang und an ihren weißen Strapsen vorbei nach oben gleiten zu
lassen. Er raffte die Süßigkeiten in seinem Blue Lagoon T-Shirt zusammen und
stand auf. Traurig starrte der Flamingo auf die zerknitterten Kaugummipackungen,
die sich wie in einem Kängurubeutel an seinen Bauch schmiegten.
    »Sind das wirklich Sporen? Nardo,
du Träumer, was machst du denn da für einen Unsinn mit dem Süßkram, nun sieh
doch nur diese Frau!«
    »Die hab ich schon gestern
kennengelernt. Reichlich. Sie hat mich für einen Indianer gehalten.« Bernardo
schichtete sorgfältig Kaugummipackung auf Kaugummipackung in den Ständer zurück
und achtete darauf, dass die roten Kanten direkt übereinander lagen.
    »Was? Einen was ? Du ein
Indianer?«  
    »Ja, aber ich glaube, irgendwie
hat sie mich nicht für einen echten Indianer gehalten, sondern… ich weiß auch
nicht… für so einen aus einem alten Western, wie bei Roy Rogers oder Tex
Ritter, so einen angemalten Hispanic auf Kriegspfad, vielleicht.«
    »Aha. Kapier ich nicht. Roy wer?
Apropos unbotmäßig im Munde führen. «  Mimi schnappte sich einen
Kirsch-Lutscher aus Bernardos Kängurubeutel, riss knirschend die Folie ab und
steckte die klebrige rosa Kugel zwischen ihre schwarzen Lippen.
    »Roy oder Tex, kenn ich nicht.
Aber ich hab dir schon ein paar Mal gesagt, dass du die Länge deiner Haare
überdenken solltest. Kein Mensch trägt heute mehr lange Haare, nur doofe graue
Uralt-Hippies und verpeilte Jungs, wunder' dich also nicht, wenn man dich für
eine merkwürdige Gestalt hält.«
    »Ich nehme nicht an, dass du den
bezahlen willst?«,  fragte Bernardo und warf die Folie in den Abfalleimer.
    »No, Señor, nunca en mi vida.«
Mimi zwirbelte den Lutscher zwischen ihren dünnen Fingern.
    »Du hast doch auch lange Haare!«
    »Boahhh, manchmal denk ich echt,
du bist nicht nur verpeilt sondern total zurückgeblieben, echt behindert, ich
bin doch ein Mädchen !«
    Mimi warf  ihr Cape von den
Schultern und streckte ihre gepolsterten, falschen Brüste im weißen Bustier
vor.
    » Manga Girrrrl !«
    Bernardo fühlte erneut eine heiße
Röte an seinem Hals und rannte hinaus.
    An der Rezeption wurde er bereits
von Nick erwartet, der trotz der Klimaanlage erhitzt am Tresen lehnte. Sein
Hemd war weit geöffnet und auf seinem schwarzen Brusthaar glitzerten
Schweißperlen wie Tautropfen.
    »Was ist das hier?«  
    Er hielt einen pinkfarbenen
Bettvorleger hoch.
    »Ein pinkfarbener Bettvorleger?«
    Die buschigen Augenbrauen zogen
sich gewittrig zusammen und Pogoretshnik schnauzte: »Komm mir nicht komisch,
auch wenn du heute deinen humorigen Tag hast, Freundchen! Hab' ich

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