Die fabelhaften 12 - Der Schlüssel: Band 3 (German Edition)
Stefan durchs Wasser ziehen mussten.
Der erste Dämon harkte Mack mit den Krallen durch die Haare. Blut tropfte von seiner Stirn und er machte ein verängstigtes wieherndes Geräusch wie ein Pferd, das eben eine Klapperschlange entdeckt hat.
Sie passierten die erste schmale Brücke – eine kurze, sehr kurze Unterbrechung – und schon waren sie auf der anderen Seite wieder draußen, um erneut angefallen zu werden.
Dabei arbeitete Macks Hirn die ganze Zeit auf Hochtouren. Er konnte Vargran. Sie alle konnten Vargran. Aber die Energie der Erleuchtung war leicht erschöpfbar: Wie die Geduld eines Jungen, der bei Pimkie abhängen muss, oder die Geduld eines Mädchens, das einer Unterhaltung übers Rülpsen folgen muss, oder die Geduld eines Lesers, der sich durch einen überlangen Vergleich quälen muss.
Die Energie der Erleuchtung ist nämlich wie eine Batterie, die sich entleert und wieder aufgeladen werden muss. Das musste Mack bedenken. Er hatte mit dem Wasserlaufen schon sehr viel E.d.E. aufgebraucht. Und sie bräuchten ihre gesamte vereinte Kraft, um den dramatischen Stunt zu vollbringen, den sie nun planten.
Andererseits war es wichtig, nicht zu sterben.
Unter der nächsten Brücke durch, drunter und durch, und dieses Mal umzingelten sie die Wasserspeier, schossen herab und schnitten ihnen den Weg ab, und sie mussten wie wild um sich schlagen und auf die Monster eindreschen, um auf die andere Seite zu gelangen.
»Wir brauchen Vargran!«, schrie Rodrigo Sekunden bevor ein Dämon ihm in den Rücken fuhr und nach vorn stieß. Rodrigo fiel aufs Wasser, aber anstatt wie auf festem Untergrund zu landen, tauchte er mit einem Bauchklatscher ein. Kurz darauf blubberte er wieder hoch, aber um wieder auf dem Wasser laufen zu können, musste er erst einmal wieder auf die Beine kommen.
Sylvie, Charlie und Xiao packten Rodrigos Arme und zogen ihn hoch, bis er einen Fuß über der Wasseroberfläche hatte und wieder stehen konnte. Doch durch diese Aktion hatten die vier ein Knäuel gebildet, das nun zum Angriffsziel der Wasserspeier wurde. Sie schwärmten in einer rasenden Spirale herbei, man sah nur noch graue Krallen und Schnäbel, Hörner und Flügel.
»Stefan!«, rief Mack. »Schwimm allein zur Brücke! Dietmar und Jarrah, ihr kommt mit mir!«
Er führte sie in einer Menschenmauer den wirbelnden Dämonen entgegen. Aber das funktionierte gar nicht. Dietmar wurde gleich umgehauen und fiel ins Wasser, wie zuvor Rodrigo. Ein Wasserspeier hatte die Krallen in Jarrahs Haaren und zerrte sie mit sich.
Bamm!
Irgendetwas traf das löwenartige Wesen in Jarrahs Haaren.
Bamm! Bamm!
Mack sah sich erstaunt um und merkte, dass die Strömung sie der großen Brücke nähergebracht hatte als gedacht. Auf dieser Brücke wartete die Polizei. Es waren Scharfschützen, die auf die Wasserspeier schossen.
Einer Steinfigur hätten die Kugeln nur ein paar Splitter abgeschlagen.
Aber das hier waren lebendige, wenn auch höchst seltsame und unnatürliche Wesen. Die Kugeln trafen ihr Ziel und sorgten für Schmerz- und Wutschreie. Schwarzes Blut blubberte durch die zementfarbene Haut.
»Lauft!«, schrie Mack und paddelte mit den Armen, um ihnen die Richtung zu zeigen. »Wir müssen an der Brücke vorbei!«
Die Dämonen hatten gezögert und ihnen damit gerade genug Zeit gegeben, um Dietmar auf trockenes Wasser zu ziehen, auf dem sie nun wegwetzten, was das Zeug hielt. Valins Stimme erreichte sie noch, von weit her, aber grell und entschlossen.
»Angriff!«, schrie er. »Angriff!«
Die zaudernden Wasserspeier hatten keine andere Wahl, als zu gehorchen.
Es bot sich nun folgende Szene (damit ihr alles klar vor Augen habt):
Sieben Kinder, über graublaues Wasser rennend, als sei dies ein schlammiges Fußballfeld.
Ein Junge im Wasser, mit kräftigen Zügen weiterschwimmend, auch als seine Freunde ihn einholen.
Die berühmte Pont Neuf, eine Reihe wohlproportionierter Steinbögen, schlicht und weiß und an eine alte Burgmauer erinnernd. Und auf dieser Brücke eine Anordnung von Blaulichtern, blauen Uniformen, Panzerwesten und schussbereiten Waffen.
Eine nicht zusammenpassende Sammlung Polizeiboote, manche wie normale Kajütboote, die man in jedem Jachthafen sieht, manche schwarzrumpfig und stumpfschnauzig wie umgebaute Frachter. Und ein paar sehr kleine, schnell Boote mit Männern in Tauchanzügen.
Eine schwarze Wolke Dämonen, auf die rennenden Fabelhaften hinabstürzend.
» Tirez! «, rief der inspecteur , und eine Salve Schüsse ging
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