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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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PROLOG
      
    Fötalforschungen verboten
    Neue Vorschriften für medizinische Forschung
    von Harold Barlow
    Sonderberichterstatter der New York Times
     
    WASHINGTON, 12. Juli 1974 Präsident Richard M. Nixon unterschrieb heute das Nationale Forschungsgesetz (Pub. L. 93-348). Das Gesetz fordert die Einsetzung einer Nationalen Kommission zum Schutze des menschlichen Lebens im Bereich der biomedizinischen Forschung. Das ethische Problem, Kinder, zurückgebliebene Menschen, Gefangene, rettungslos Erkrankte und insbesondere Embryos in der Forschung als Objekte zu benutzen, hat schon seit langem zu wachsender Besorgnis geführt. Durch das Erlassen von angemessenen Richtlinien hofft man, einige der schockierenden Mißbräuche, die in letzter Zeit entdeckt worden sind, verhindern zu können. Zu diesen Mißbräuchen zählt zum Beispiel die absichtliche Infizierung einer großen Zahl behinderter Kinder mit Hepatitis, um die natürliche Entwicklung der Krankheit studieren zu können, oder die Entdeckung eines Dutzend verstümmelter, abgetriebener Fötusse in einem Bostoner Krankenhaus.
    Die erste Phase der Gesetzesausführung schließt ein Moratorium ein über »Forschungen in den Vereinigten Staaten am lebenden, menschlichen Embryo, vor oder nach einer Schwangerschaftsunterbrechung, falls solche Forschungen nicht zum Zweck durchgeführt werden, das Überleben des Fötus sicherzustellen«.
    Offensichtlich ist also das Problem der Forschungen am Fötus unmittelbar mit der höchst emotional geladenen Frage der Abtreibung verknüpft.
    Die Reaktion auf die neue Gesetzgebung war in wissenschaftlichen Kreisen recht unterschiedlich. Dr. George C. Marstons vom Cornell Medical Center begrüßte das neue Gesetz und bestätigte, daß »Richtlinien für das ethische Verhalten in bezug auf Experimente am Menschen schon seit langem überfällig seien. Der konkurrenzmäßige ökonomische Druck, Durchbrüche in der Forschung zu erzielen, hat eine Atmosphäre geschaffen, in der Mißbrauch unvermeidlich ist.«
    Dr. Clyde Harrison von Arolen Pharmaceuticals widersprach Dr. Marston und betonte, daß »Politiker, die gegen Abtreibung seien, die Wissenschaft als Geisel hielten und so dringend benötigte Forschungen zum Wohl der menschlichen Gesundheit verhinderten«. Dr. Harrison erklärte weiterhin, die Embryo-Forschung habe zu vielen bedeutenden wissenschaftlichen Errungenschaften geführt. Unter den bedeutendsten sei eventuell eine mögliche Heilung von Diabetes. Es sei bewiesen, daß die Implantation von Bauchspeicheldrüsenzellen von Embryos die Funktion der Drüse, Insulin zu produzieren, wiederherstelle. Gleichermaßen bedeutend sei der experimentelle Gebrauch von embryonalem Gewebe, um bislang unheilbare Lähmungen zu heilen, die von Verletzungen des Rückenmarks herrührten. Wenn man das embryonale Gewebe an die Stelle der Verletzung injiziere, führe das zu einer selbsttätigen Heilung, indem es das Wachstum von neuen, gesunden Zellen stimuliere.
    Es ist noch zu früh, die Effektivität dieses Gesetzes abzuschätzen, bevor die verschiedenen Kommissionen, die vom Gesetzgeber dazu beauftragt sind, Minister Caspar Weinberger ihre Empfehlungen zukommen lassen. Im Bereich der Forschung wird das neue Gesetz augenblickliche Auswirkungen haben, da es die Bereitstellung von embryonalem Gewebe ernstlich einschränkt. Augenscheinlich sind geplante Abtreibungen die Hauptquelle für derartiges Gewebe gewesen, obgleich nicht bekannt ist, ob dieser Bedarf nicht etwa bei der Entscheidung der Ärzte abzutreiben eine Rolle spielte.

 
     
    27. November 1984
    Julian-Klinik, New York City
     
    Candice Harley fühlte, wie die Nadel die Haut in ihrem Lendenwirbelbereich durchdrang. Dem folgte eine scharfe, brennende Empfindung. Es ähnelte etwa dem Stich einer Biene, nur daß der Schmerz hier schnell verflog.
    »Ich gebe Ihnen nur eine geringe lokale Betäubung, Candy«, sagte Dr. Stephen Burnham, ein dunkelhäutiger, gutaussehender Anästhesist, der Candy versichert hatte, sie werde nicht das geringste spüren. Das Problem war, daß sie dennoch bereits Schmerz empfunden hatte - zwar nicht viel, aber immerhin genug, sie einen Teil des Glaubens an das verlieren zu lassen, was Dr. Burnham ihr gesagt hatte. Sie hatte eine Vollnarkose gewünscht. Aber Dr. Burnham hatte sie belehrt, die epidurale Anästhesie sei sicherer und gewährleiste, daß sie sich besser fühlen würde, wenn die Abtreibung und das Sterilisationsverfahren vorbei seien.
    Candy biß sich auf

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