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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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beinahe lautlos, und fast wäre er aus dem Bett gefahren, bereit, sich auf die Beine des Eindringlings zu stürzen, doch er roch Parfum und hielt verwirrt inne, gefangen im Durcheinander der Erinnerungen an den Kerker, an Jareds Haus in Paris, an Gasthauszimmer, an Claires Bett … doch nie hatte Claire einen solchen Duft getragen.
    Das Gewicht der Frau drückte neben ihm die Matratze ein, und eine Hand berührte seinen Arm. Eine leichte Berührung, und er spürte, wie ihm als Reaktion darauf die Haare zu Berge standen.
    »Verzeiht mir meinen unangekündigten Besuch«, sagte die Herzogin, und er konnte den Humor in ihrer leisen Stimme hören. »Ich hielt es für besser, diskret vorzugehen.«
    »Ihr findet das diskret?«, sagte er und hätte fast vergessen, seinerseits leise zu sein. »Großer Gott!«
    »Wäre es Euch lieber, wenn ich so tue, als ob ich Euch zufällig beim Puppentheater im Park begegne?«, fragte sie, und ihm blieb fast das Herz stehen. »Ich bezweifle, dass wir dort genug Zeit hätten.«
    Sein Herz hämmerte immer noch wie eine Trommel, doch er hatte zumindest seine Atmung wieder unter Kontrolle.
    »Eine lange Geschichte also, wie?«, fragte er so gleichmütig wie möglich. »Vielleicht wäre es dann bequemer, wenn Ihr Euch auf den Stuhl setzt.«
    Sie erhob sich mit einem leisen Geräusch, das wie Belustigung klang, und er hörte das gedämpfte Geräusch von Stuhlbeinen, die über den Orientteppich gezogen wurden. Er nutzte die Tatsache, dass sie beschäftigt war, um aus dem Bett zu steigen – sie hatte ihn wirklich überrumpelt – und sich auf die Fensterbank zu setzen, wo er sich das Nachthemd züchtig um die Beine schlang.
    Was hatte sie mit dieser Bemerkung über das Puppentheater gemeint? War seine Begegnung mit Quinn jemandem aufgefallen? Oder war es nur eine zufällige Bemerkung?
    Sie blieb neben dem Stuhl stehen, eine formlose Gestalt in der Dunkelheit.
    »Soll ich eine Kerze anzünden?«
    »Nein. Eure Durchlaucht«, fügte er mit einer gewissen sardonischen Betonung hinzu.
    Der Himmel war zwar bedeckt, doch es herrschte zunehmender Mond, und er hatte die Vorhänge zurückgezogen, als er zu Bett ging, weil er das Gefühl nicht mochte, eingeschlossen zu sein. Hinter ihm fiel ein sanftes Leuchten durch das Fenster. Er würde zwar ihr Gesicht nicht deutlich erkennen können – doch sie würde das seine gar nicht sehen.
    Ihre Gewänder flüsterten, als sie sich setzte, und sie seufzte auf, sagte zunächst aber nichts. Es war ein alter Trick, den auch er gut kannte. Er sagte ebenfalls nichts, obwohl sich die Fragen in seinem Kopf überschlugen. Die wichtigste lautete, wusste der Herzog Bescheid?
    »Ja, das tut er«, sagte sie. Fast hätte er sich auf die Zunge gebissen.
    »Oh, aye?«, brachte er heraus. »Und darf ich fragen, was genau Euer Gatte weiß.«
    »Alles über mich natürlich.« Wieder dieser schwache Unterton der Belustigung. »Er wusste, wie ich … gelebt habe … als er mich geheiratet hat.«
    »Ein Mann aus Blut und Stahl also.«
    Sie lachte leise auf.
    »Und weiß er auch, dass wir damals miteinander bekannt waren?«
    »Ja. Er weiß allerdings nicht , worüber ich mit Euch reden will.«
    Er fragte sich, ob der Herzog überhaupt wusste, dass sie ihn zum Reden in seinem Schlafzimmer aufgesucht hatte, stieß aber nur ein leises, einladendes Geräusch aus, und der Morgenmantel der Herzogin raschelte leise, als sie es sich bequem machte.
    »Kennt Ihr einen Mann namens Edward Twelvetrees?«
    »Ich bin ihm heute kurz begegnet«, sagte er. »Im Club Eures Schwagers. Wer ist er, und warum interessiert mich das?«
    »Edward Twelvetrees«, sagte sie mit einem grimmigen Unterton, »ist ein geschätzter Soldat, ein Ehrenmann – und der jüngere Bruder von Nathaniel Twelvetrees, den mein Mann vor Jahren bei einem Duell getötet hat.«
    »Ein Duell wegen …?«
    »Nicht wichtig«, sagte sie knapp. »Was zählt, ist, dass die gesamte Familie Twelvetrees tiefsten Hass auf meinen Mann empfindet – nun, auf alle Greys, vor allem aber auf Pardloe – und dass sie alles Menschenmögliche tun würden, um ihm zu schaden. Außerdem«, fuhr sie fort und schnitt ihm damit seine nächste Frage ab, »ist Edward Twelvetrees ein Vertrauter Gerald Siverlys. Ein enger Vertrauter. Und drittens hat Edward Twelvetrees während des letzten Jahres große Geldsummen verschoben – viel mehr, als normalerweise durch seine Hände fließen würde; er ist der jüngere Bruder und hat nur seinen Sold zur Verfügung und

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