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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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siegreichen Weg ihrer Königin zu markieren, auftauchen – im Unterschied zu seiner Version, in der die Feen einfach nur Rosen streuten.
    Er hatte es sofort als verschlüsseltes jakobitisches Dokument erkannt; als Spion in Paris hatte er solche Schriftstücke oft gesehen. Doch da er keine Ahnung hatte, wer es verfasste hatte oder was der Code bedeutete, hatte er es vorgezogen, diesen Aspekt nicht zu erwähnen; wenn es in Irland Jakobiten gab, die im Verborgenen agierten – und genau das hatte ihm ja auch Tobias Quinn gesagt –, dann war es nicht seine Sache, sie gegenüber den Engländern zu entlarven. Doch wenn …
    Sein Gedankengang brach abrupt ab, als er dem Grafen und Grey in das private Zimmer folgte und sich der Mann, der dort wartete, erhob, um sie zu begrüßen.
    Er war nicht schockiert. Oder vielmehr war es so, dachte er, dass er einfach nicht glaubte, was er sah. Wie auch immer, er ergriff die Hand, die ihm Thomas Lally entgegenhielt, mit einem Gefühl vollkommener Ruhe.
    »Broch Tuarach«, sagte Lally auf seine typisch steife Weise, so förmlich wie die gestutzten Ziergehölze in Versailles.
    » Monsieur le Comte «, sagte Jamie und schüttelte Lally die Hand. » Comment ca va? «
    Thomas Lally war einer von Charles Stuarts Adjutanten gewesen. Halb Ire und in Irland geboren, doch zur anderen Hälfte Franzose, war er nach der Schlacht von Falkirk aus Schottland geflohen und hatte prompt ein Offizierspatent in der französischen Armee erworben, wo er tapfer, aber unbeliebt gewesen war.
    Wie zum Teufel kam er hierher ?
    Jamie hatte diesen Gedanken zwar nicht ausgesprochen, doch er musste ihm anzusehen gewesen sein, denn Lally lächelte missmutig.
    »Ich bin Gefangener der Engländer, wie Ihr«, sagte er auf Französisch. »Ich wurde in Pondicherry ergriffen. Allerdings sind meine Häscher so großzügig, mir die Freilassung auf Ehrenwort in London zu gewähren.«
    »Ah, wie ich sehe, kennt Ihr Euch schon«, sagte von Namtzen, der zweifellos fließend Französisch sprach, aber diplomatischerweise vorgab, es nicht zu tun. Er strahlte über das ganze Gesicht. »Wie schön! Wollen wir erst essen?«
    Das taten sie und vertilgten ein herzhaftes englisches Abendessen – Lally vertilgte alle drei Gänge mit Heißhunger, und Jamie dachte, dass die Engländer ihn zwar zum Aufenthalt in London verpflichteten, sich aber nicht besonders um sein Wohlergehen kümmerten. Lally war zwanzig Jahre älter als Jamie, doch er sah noch viel älter aus, von der Sonne Indiens verwittert und halb zahnlos, so dass seine hohlen Wangen seine prägnante Nase und sein Kinn noch mehr betonten und seine Stirn so tief gefurcht war, dass er nicht von Sorge, sondern von unterdrückter Wut erfüllt zu sein schien. Er trug keine Uniform, und sein Rock war altmodisch und fadenscheinig, doch sein Hemd war sauber.
    Im Verlauf des Essens erfuhr Jamie, dass Lallys Fall noch um einiges komplizierter war als der seine: der Comte de Lally war zwar Gefangener der englischen Krone, doch die Franzosen bezichtigten ihn des Hochverrats, und Lally kämpfte darum, unter Ehrenwort nach Frankreich zurückkehren zu können, um dort eine Verhandlung vor dem Kriegsgericht zu verlangen und so seinen Namen reinwaschen zu können.
    Der Graf sagte zwar nichts dergleichen, doch Jamie gewann den Eindruck, dass von Namtzen ihm versprochen hatte, diesbezüglich ein gutes Wort für Lally einzulegen, und sich auf diese Weise die Anwesenheit und – vermutlich – die Kooperation Lallys gesichert hatte.
    Er war sich bewusst, dass ihn Lally genauso scharf beobachtete wie er Lally – und zwar zweifellos aus den gleichen Gründen, weil er sich nämlich fragte, in welchem Verhältnis Jamie zu den Männern stand, die ihn gefangen hielten, und inwieweit er mit ihnen kooperierte.
    Das Gespräch beim Abendessen war von allgemeiner Natur und wurde zum Großteil auf Englisch geführt. Erst als der Tisch abgeräumt war und Grey eine Abschrift der Wilden Jagd zum Vorschein brachte, hörte Jamie Lally Irisch sprechen, während dieser das Blatt Papier mit ausgestrecktem Arm vor sich hinhielt und es langsam vorlas.
    Es fühlte sich merkwürdig an. Er hatte seit Jahren kein Gàidhlig mehr gehört oder gesprochen, es sei den, in der Abgeschiedenheit seines eigenen Kopfes, und beim vertrauten Klang der Worte war ihm im ersten Moment zum Weinen zumute. Doch er schluckte, und das Gefühl ging vorüber.
    »Der Graf sagt, Ihr habt das hier übersetzt«, sagte Lally. Er legte das Blatt Papier

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