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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
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seine aufgeplatzten Lippen.
     
    'Punkt für dich. Deine Freundin ist in der Tat gefährlich. Nur heißt das ja nicht, dass andere nicht noch viel gefährlicher sind und deiner Freundin ganz schnell das Licht ausmachen können. Du solltest dir also mal überlegen, ob du nicht die Seite wechseln willst. Mit mir zu kooperieren wäre da doch mal ein Anfang.'
     
    'Nehmen wir mal an, du hast Recht - wer sagt denn, dass Lee das nicht weiß und mich deswegen einfach abschreibt? Und selbst wenn ich mich für deine Seite entscheiden würde - sieh dich doch mal im Spiegel an. Ist das die Art, wie man dir deine Loyalität dankt. Wenn das, was ich da sehe, die Form von Belohnung ist, die man dir hat zukommen lassen, dann bin ich heilfroh, dass ich bei Lee gelandet bin und nicht bei deinen - '
     
    Der Schlag kommt ansatzlos, und Tanyas Kopf wird zur Seite gerissen und knallt gegen die Betonwand. Kurz sieht sie Sterne, bevor sie den Geschmack von Blut auf der Zunge spürt.
     
    'Es reicht, du blöde Fotze...
     
    Ich habe keine Lust mehr auf Spielchen. Du siehst, was mit mir los ist. Also – was kann ich dagegen machen?'
     
    'Keine Ahnung? Verrecken? Bin ich jetzt eine Expertin, was diese ganze Vampir-Nummer angeht?'
     
    ‘Du wohl nicht. Aber das Miststück, das du bei Laune hältst, die sollte es sein. Also, was weiß sie darüber? Hat sie...dir jemals ihr Blut zu trinken gegeben? Hat es etwas...bei dir bewirkt? Los, rede!'
     
    'Nein. Nein, hat sie nicht. Ich hab nie danach gefragt, und sie hat es mir nie vorgeschlagen.'
     
    'Und, was meinst du - wird sie mir etwas dazu erzählen, wenn sie etwas darüber weiß? Hm?'
     
    'Ich denke...ich weiß es nicht. Da musst du sie schon selber fragen.'
     
    Kyle kaut auf seiner Unterlippe herum und nickt. Dunkles Blut beginnt an seinem Kinn herunter zu laufen.
     
    'Ja, das werde ich wohl tun müssen. Nur glaube ich inzwischen genau wie du, dass sie mir selbst dann nicht helfen würde, wenn sie es könnte. Genauso wenig wie das andere Miststück. Was uns zu der für dich unangenehmen Erkenntnis führt - '
     
    Kyle zieht eine Waffe unter seinem Jackett hervor
     
    ' - dass du für mich eigentlich nur noch ein Klotz am Bein bist.'
     
    Tanya hebt noch abwehrend die Hände, doch das Krachen des Schusses unterbricht ihre panischen Gedanken, bevor sie in einen schwarzen Schacht zu stürzen beginnt. 
     
    ***
     
    Lee starrt in die Nacht hinaus. Das Tor zur Hölle – es hat sich wieder geöffnet. Und es wird sich diesmal nicht eher schließen, bis nicht alle hindurchgeschritten sind, deren Namen aufgerufen wurden. Lee schließt die Augen. Sie könnte einfach weglaufen, so wie damals. Aber würde sie dann endlich ihren Frieden mit sich selbst machen können? Sie öffnet die Augen und richtet ihren Blick auf ihr verzerrtes Spiegelbild, das ihr von der Oberfläche des riesigen schwarzen Bildschirms entgegen grinst.
     
    Egal was du tust, du wirst sie nicht retten. Du wirst nichts weiter tun als uns beide in den Untergang zu führen, du Närrin.
     
    Und wenn es so ist? Was macht das schon?
     
    Was es macht? Du wirfst alles weg, was du und ich einmal sein könnten. Und das ist so viel mehr, als dir dein pathetischer Gedanke von Loyalität und Liebe jemals geben wird. Lass sie ziehen. Vernichte unsere Feinde und folge deiner Bestimmung.
     
    Lee betrachtet sich in dem schwarzen Spiegel und lässt die Gedanken in ihrem Kopf wieder hallen. Wieder hat sie das Gefühl, an diesem Fluss zu stehen, so wie damals bei Pete und später bei Daryll. Einmal hat sie das Leben gewählt. Einmal den Tod.
     
    Für den Bruchteil einer Sekunde zögert sie, dann zieht sie ihre Waffe und jagt das ganze Magazin in das Abbild ihrer Widersacherin, es in tausend Stücke zerfetzend und nichts als rauchende Trümmer hinterlassend.
     
    Ich wähle das Leben, denkt sie. Selbst wenn ich dafür sterben muss.

 
Samhain / 1
     
    Die Wärme des Tages hat sich verflüchtigt und die Kälte der Nacht beginnt in Petes Knochen zu kriechen. Ich werde alt, denkt er. Alt und müde. Er lauscht dem Gesang der Zikaden, die ihr eintöniges Lied erklingen lassen und lässt seinen Blick über den gepflegten Rasen wandern, der sich hinter der Mauer des Anwesens erstreckt. Alles sieht so friedlich aus. Was für eine Ironie denkt er – der, der all das Leid über sie gebracht hat, versteckt sich in einer Oase der Ruhe. Doch damit ist es jetzt vorbei.
     
    Die verspiegelte Glasfront des Penthouses schimmert matt in der Dunkelheit, und die

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