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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael White
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hat. Sie will gerade mit einem Schluck Wasser nachspülen, als sie einen überwältigenden Brechreiz verspürt. Tanya schlägt die Hand vor den Mund, stolpert zum Eimer hinüber un d schafft es gerade noch hinein zu kotzen. Dann kriecht sie wieder in ihre Ecke zurück, möglichst weit weg von dem Gestank, den widerwärtigen Geschmack von Galle auf der Zunge schmeckend.
     
    'Gift' ist ihr erster Gedanke, aber sie verwirft ihn schnell wieder. Das wäre zu aufwendig. Umlegen könnte man sie auch einfacher. Du hast ein Betäubungsmittel bekommen. Deshalb ist dir übel. Sie stolpert auf allen Vieren zurück, holt sich die Wasserflasche, spült sich den Mund aus und trinkt einen Schluck. Dankbar nimmt sie zur Kenntnis, dass die Flüssigkeit in ihrem Magen verbleibt. Der Geschmack jedoch will nicht weichen. Mit einem Seufzer gleitet sie langsam mit dem Rücken an der Wand hinunter, den Blick zum schmuddeligen Oberlicht gerichtet, das ihr höhnisch die unerreichbare Freiheit verspricht. Und wartet.
     
    ***
     
    Kyle beobachtet Tanya über den kleinen Kontrollmonitor im Nebenraum. Mehrere Wochen hatte er auf der Lauer liegen dürfen, bevor sich eine Gelegenheit ergab. Bis dahin hatten sich weder Lee noch Tanya aus ihrer Höhle getraut. Logisch – er hätte auch erst mal die Füße still gehalten. Die Warterei hatte ihn trotzdem zermürbt, wie er überrascht festgestellt hatte. Fast war er versucht gewesen, die Sache abzublasen und sich einen anderen Plan zu überlegen, als ihm das Schicksal Tanya auf einmal wie auf dem Präsentierteller anbot. Von da an war die ganze Sache ein Kinderspiel gewesen.
     
    Mit einem Lächeln nimmt er zur Kenntnis, wie Tanya in den Eimer kotzt. Trotzdem wundert er sich ein wenig, denn sie hat sich überraschend schnell erholt von der Dosis, die er ihr verpasst hat. Klar, er ist kein Spezialist in solchen Dingen, und er wollte sie ja auch nicht umbringen. Trotzdem...es hat gerade so eben hingehauen. Auf der anderen Seite, ihm ist es nur recht. Denn die Zeit beginnt ihm davon zu laufen. 
     
    Angefangen hatte es mit einem bösen Sonnenbrand nach dem dritten Tag auf seinem Beobachtungsposten. Zuerst hatte er die Sache nicht allzu ernst genommen, doch das hatte sich geändert, als sich die Symptome häuften. Wie permanente Erschöpfung, die sich vor allem tagsüber in einer fast schon quälenden Müdigkeit äußerte. Dazu der Verlust seines Durstgefühls. Meist machten ihn erst seine dumpfen Kopfschmerzen auf den Flüssigkeitsmangel aufmerksam. Und das Schlimmste - er ließ sich gehen in letzter Zeit. Achtete nicht mehr auf sich, sein Äußeres, seinen Körper.
     
    Du hast Angst, denkt er. Und du hast allen Grund dazu. Weil dein Körper verrücktspielt, seit dieses Monstrum dich mit irgendetwas infiziert hat. Kyle massiert sich seine schmerzenden Schläfen. Er müsste etwas trinken und vor allem etwas essen. Nur kann er seit zwei Tagen keinen Bissen mehr zu sich nehmen. Egal was es ist – nach kurzer Zeit kommt es ihm wieder hoch. Wenn diese ganze Nummer vorbei ist, lasse ich mich mal gründlich durchchecken, denkt er.
     
    Aber eins nach dem anderen – jetzt muss er sich erst mal um seine Beute kümmern. Kyle reibt sich seine ausgetrockneten Augen. Zeit, das Verhör zu beginnen.
     
    ***
     
    Tanya bemerkt aus den Augenwinkeln, wie sich die Tür ihrer Zelle öffnet. Von einem Moment auf den anderen ist sie hellwach, schaut aber nicht auf und bleibt mit dem Rücken an die Wand gelehnt auf dem nackten kalten Betonfußboden sitzen.
     
    'Dornröschen ist wach. Ich hoffe, es war nicht zu unbequem. Leider konnte ich auf die Schnelle keine Luxuszelle einrichten. Tröste dich einfach damit, dass du schon bald wieder raus bist.'
     
    Tanya sieht Kyle schief von der Seite an, setzt ein Gähnen auf und wendet den Kopf ab, ihn keines weiteren Blickes würdigend. Kyle spürt einen Anflug von Zorn, gepaart mit dem Wunsch, ihr mit Anlauf ins Gesicht zu treten. Mühsam sortiert er sich wieder. Was ist los mit ihm? Tot nützt sie ihm derzeit nichts. 
     
    'Ok, lassen wir die Floskeln und kommen wir zum Punkt. Eigentlich gibt es nur eine Frage, die jetzt am Anfang wichtig ist. Also, willst du lebend aus der Sache raus kommen? Wenn ja, solltest du ab jetzt kooperieren. Wenn nein, sag einfach Bescheid, dann knall ich dich ab und lasse dich im Fundament dieser Investitionsruine verschwinden.'
     
    Tanya wendet ihren Blick nun doch Kyle zu und erschrickt. Ein Gesicht wie ein Totenschädel. Du siehst mies aus,

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