Die Fährte des Nostradamus

Mäntel auszuziehen.
    Dann tauchten sie in die Nebelbank ein, und die Luft wurde wieder etwas kühler. Winzige Tautropfen legten sich auf die Gesichter der Reisenden während sie von eigentümlicher Stille umgeben wurden, die nur von Mengas regelmäßigen Ruderstößen unterbrochen wurde.
    Kirsten ahnte was sie erwartete, denn aus Elaines Erzählungen wusste sie um die Schönheit der Insel. Doch als der Nebel die Barke nach einigen Minuten wieder frei gab, war sie sprachlos über das unvergleichliche Bild, das sich ihr bot.
    Avalon, die Insel, die für Kirsten noch vor wenigen Monaten nu eine Legende war, erhob sich wie eine paradiesische Oase aus dem strahlenden Meer und verzauberte die Reisenden mit ihrer Pracht. Die Sonne stand am wolkenlosen Himmel direkt über den Gipfel eines Bergmassivs und tauchte die üppige Vegetation in ein Fest der Farben.
    Aus der Ferne konnte sie ein Dorf erkennen. Die kleinen Hütten mit ihren grünen, Moosbewachsenen Dächern wirkten am Fuße des Berges wie Pilze.
    Am Ufer der Insel standen vereinzelt Menschen, die ihnen neugierig entgegen schauten.
    „Was ist denn nun los?“ Sheldons belegte Stimme erklang plötzlich und brach das Schweigen. Verwirrt schaute er sich um und versuchte aufzustehen.
    „Ed. Vorsicht. Bleib bitte sitzen.“ Steve saß die ganze Zeit hinter Sheldon, um ihm sicheren Halt zu geben. Er war so von dem Szenario in den Bann gezogen worden, das er es nicht mitbekommen hatte, als Sheldon plötzlich die Glieder streckte.
    „Ed“, wiederholte er glücklich. „Dir geht es wieder gut?“
    Sheldon versuchte sich weiterhin aufzurichten, doch Steve hielt ihn wie ein kleiner Junge von hinten fest.
    „Ed. Wie schön, dass es Dir wieder gut geht“, sagte Kirsten glücklich und strich ihm zärtlich über die Wange. „Wir hatten uns solche Sorgen gemacht.“
    Das Böse hat hier keinen Zutritt…
     
    „Herrin schaut. Wir leuchten!“ Nun war es Gabrieles zarte Stimme, die alle aufhorchen ließ. Ungläubig schaute sie ihre Hände an und bestaunte das eigentümliche Farbenspiel an ihnen.
    Kirsten lächelte. „Das sind unsere Auren, Faleen. Wenn unsere Augen sich daran gewöhnt haben, werden wir die Aura nur noch dann sehen, wann es uns beliebt. Ihr werdet noch viel über die Aura der Lebewesen lernen. Hier, im magischen Bereich Avalons, hat das Böse keinen Nährboden, Krankheit keinen Platz. Hier ist der Mensch so unversehrt, wie er geboren wurde.“ Alle Insassen der Barke umgab eine leuchtende Aura, die umso intensiver wurde, je näher sie der Insel kamen. Kein Farbenspiel glich dem anderen und war so individuell, wie die Person die sie umgab.
    „Nur hier ist es möglich, Deinen Körper so zu stärken, dass er in der anderen Welt bestehen kann, Ed. Deswegen sind wir hier. Du wirst verstehen.“
    Ihr Blick fiel auf Steve, der seine völlig intakte rechte Hand bestaunte. „Ja Steve, auch Dein Körper ist an diesem Ort so, wie er sein sollte“, sagte sie glücklich.
    Dann drehte sie sich wieder um, und ließ das berauschende Gefühl der Heimkehr auf sich wirken.
    „Avalon“, flüsterte sie träumerisch. „Ich bin daheim…“
    Ja…endlich…
     
     
     
     
     
     
     
     
     

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Tag der Veröffentlichung: 02.11.2012
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