Die Falle
Philmore gelegen hatte.
„Lieber Himmel ... ", murmelte sie.
„Es tut mir leid", sagte er.
Sie blickte ihn an. „Es braucht dir nicht leid zu tun", meinte sie. „Du bist niemals sehr höflich gewesen. Warum versuchst du es ausgerechnet jetzt?"
„Ich weiß nicht, was du erwartest."
„Ehrlichkeit“, meinte sie, besonders von dir !“
„Okay“, sagte er. „ Soll mir recht sein.“
Helen legte die Handschuhe auf ein Tischschen und rieb sich die Hände, als ob ihr kalt sei. Ihr Blick durchwanderte das Zimmer, als sehe sie den Raum zum ersten Mal. „Hier ist es also passiert — ein schrecklicher Gedanke!"
Rick wies auf ein Kreidekreuz in der Nähe der Tür. „Wir vermuten, daß der Täter dort gestanden hat."
Helen fragte: „Hast du eine Zigarette bei dir?"
Er holte ein Päckchen ,Camels‘ aus der Tasche und hielt es ihr hin. Als sie dicht vor ihm stand, spürte er den Duft ihres Parfüms.
„Du benutzt nicht mehr die alte Sorte", meinte sie. „Als wir uns trennten, rauchtest du ,Luckys'."
Er gab ihr Feuer. „Du hast ein gutes Gedächtnis."
„Danke.“ Sie betrachtete ihn kritisch. „Du ziehst dich besser an", stellte sie dann fest.
„Ich verdiene ein bißchen mehr."
„Das ist es nicht. Du hast mehr Geschmack. Oder ist es der Geschmack deiner Frau?"
„Ich bin nicht hier, um über meine Frau zu sprechen", sagte er kühl.
Helen lächelte matt. „Du bist sehr förmlich geworden, aber vermutlich liegt das an mir. Ich bin zuweilen nicht sehr geschickt in meinen Formulierungen."
„Das warst du nie."
„Rauchst du nicht mit?"
„Danke, nicht jetzt."
„Wie wäre es mit einem Cognac? Oder ziehst du dir Whisky vor?"
„Ein Cognac wäre nicht übel."
Helen legte die angerauchte Zigarette auf den Rand eines Aschers und ging zu einem Wandschrank. Rick bewunderte ihre Art, sich zu bewegen. Helen war vor ihrer Heirat ein begehrtes Mannequin gewesen; sie hatte jedoch niemals eine Mannequin-Schule besucht, die Grazie war ihr angeboren. Rick fand, daß sie nichts davon verloren hatte.
„Ich schlage vor, daß wir uns setzen", meinte sie, als sie mit der Flasche und zwei Cognacschwenkem zurückkehrte, „es ist sonst so ungemütlich.“
Sie setzten sich mit dem Rücken zum Kamin auf eine überdimensionale Couch. Helen stellte die Flasche und die Gläser auf einen niedrigen Clubtisch. „Würde es dir etwas ausmachen, uns zu bedienen?"
Er entkorkte die Flasche und füllte die Gläser. Es irritierte ihn, zu spüren, wie ernst und sorgfältig Helen ihn dabei beobachtete. Sie schien jede Einzelheit seines Gesichtes und seiner Hände in sich aufzunehmen.
„Du bist männlicher geworden", sagte sie.
„Woran willst du das erkennen?" fragte er und stellte die Flasche beiseite.
„Das merkt eine Frau."
„War ich dir damals noch nicht männlich genug?" fragte er und stellte die Flasche beiseite. „War Philmore männlicher?"
Es war eine taktlose Frage; er ärgerte sich, als die Worte heraus waren. Helen lächelte matt. Sie griff nach dem Glas. „Vielleicht", sagte sie. „Worauf trinken wir?"
„Auf deine Zukunft."
Helen lachte leise. „Du bist zu bescheiden. Laß uns auch auf deine Zukunft, auf unsere gemeinsame Zukunft trinken."
Er schaute sie an. „Das könnte zu Mißverständnissen führen."
„Mißverständnisse können sehr amüsant sein."
„Findest du?"
„Unbedingt. Skol!"
„Cheerio!"
Sie tranken und stellten die Gläser ab. „Du bist also bei der Mordkommission?“ fragte sie.
„So ist es."
Helen lehnte sich zurück. Ihre schlanken Hände lagen im Schoß. Sie schaute durch die geschlossenen Terrassentüren nach draußen; weit hinter den Bäumen des Vorgartens sah man die Wellen des Lake Michigan blitzen.
„Man wird darüber reden“, sagte sie.
„Worüber?"
„Findest du es nicht auch merkwürdigi daß der ehemalige Nebenbuhler meines Mannes mit der Aufklärung
des an Gilbert verübten Mordes betraut wurde?"
„Die Presse weiß nichts davon. Noch nicht. Es sei denn, du bindest es ihr auf die Nase."
„Von mir wird niemand etwas erfahren."
„Du darfst mir glauben, daß ich mich nicht nach diesem Job gedrängt habe."
„Ich hoffe es. Es wäre mir lieber, du säßest mir jetzt nicht als Beamter, sondern als Freund gegenüber."
„Soll das heißen, daß du keine Freunde hast? Keinen, an den du dich wenden kannst?"
„Ich habe niemand."
„Du brauchst Trost, Rat, Hilfe?"
„Ich brauche einen Menschen, der mir das Gefühl gibt, nicht allein zu sein. Das
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