Die Falle
starrte ihn an. „Wie bitte?“
«Du hast mich gut verstanden. Ich möchte wissen, vor wem du dich fürchtest."
«Vor niemand!“
„Du schwindelst", bemerkte Rick gelassen. „Du hattest Angst, das Gespräch anzuneh- men."
„Ich hasse Reporter!"
„Das erklärt nicht deine Furcht, deine Nervosität."
Helen warf mit einer trotzigen Bewegung das schwere, goldschimmernde Haar in den Nacken. „Du siehst Gespenster!" sagte sie hart.
„Du hast ein Geheimnis."
Sie lächelte ihn an, ziemlich spöttisch und schon wieder ganz selbstsicher. „Ich bin eine Frau, Rick. Darf ich denn keine Geheimnisse haben?"
Er wurde plötzlich ärgerlich. „Laß diesen Unsinn!" stieß er hervor. „Du weißt genau, worum es hier geht. Es ist deine und meine Aufgabe, einen Mörder zu finden!"
„Das ist nur deine Aufgabe", erwiderte sie scharf. „Was habe ich damit zu tun? Du bist der Polizist, nicht ich. Ich hoffe, wir haben uns verstanden.“
„Er könnte wiederkommen", meinte Rick.
„Wiederkommen? Willst du mir Angst einjagen?"
„Ich will dir nur klarmachen, wie wichtig es ist, den Mann zu kriegen."
„Dann tu' doch endlich etwas! Sitz' nicht hier herum und peinige mich mit dummen Fragen. Ich weiß nicht, wer's getan hat!"
Rick nickte. „Okay, ich lasse dich jetzt allein. Vielen Dank für den Cognac. Eine gute, teure Marke. Ich könnte mir so etwas nicht leisten."
Er ging zur Tür. Noch ehe er sie erreicht hatte, rief Helen mit leiser, plötzlich ganz veränderter Stimme hinter ihm her. „Rick, laß mich nicht allein! Geh nicht weg! Ich ... ich habe Angst!"
Er wandte sich um und kam zurück. Dicht vor ihr blieb er stehen und schaute in ihre Augen. Ihre Blicke trafen sich. „Wer ist es?" fragte er ruhig.
Eine dünne Falte bildete sich zwischen Helens Augen. „Es gibt niemand, den ich verdächtige! Aber ich fürchte mich, in diesem Raum, in diesem Haus zu sein. Du sagst doch selbst, daß der Mörder wiederkommen kann!"
„Ich glaube nicht, daß dir Gefahr droht."
„Du willst mich nur beruhigen!"
„Der Täter hat gewartet, bis die Luft rein ist. Das ist doch klar erwiesen. Es ging ihm nur um deinen Mann."
„Gilbert muß ihn erwartet haben", meinte Helen plötzlich.
Rick schwieg; erwartungsvoll blickte er der jungen Frau in die Augen. Eigentlich ist sie noch ein Mädchen, dachte er: die zarte Haut, die Figur — alles strahlt Jugend und Frische aus. Aber sie war Philmores Frau, die Frau eines gehaßten und verachteten Mannes. Rick versuchte sich vorzustellen, wie sich das Zusammenleben der so ungleichen Menschen gestaltet haben mochte. Es gelang ihm nicht.
„Ja, er muß ihn erwartet haben", fuhr Helen fort, leise und grübelnd, als würden ihr erst jetzt gewisse Zusammenhänge klar. „Gilbert setzte meinen gelegentlichen Reiseplänen immer scharfen Widerstand entgegen, ich sagte es bereits, aber diesmal hatte er keine Einwände. Ich wunderte mich ein wenig darüber, weil das so gar nicht seiner Art entsprach. Jetzt dämmert mir, weshalb er so rasch einverstanden war. Er wollte diesen Fremden treffen . . . den Fremden, der zu seinem Mörder wurde."
„Du sprichst das aus, als habe Philmore den Tod gesucht!"
„Das ist Unsinn. Wenn sich meine Worte so anhörten, habe ich meine Gedanken falsch formuliert. Ich will nur sagen, daß Gilbert sich vermutlich mit einem Mann treffen wollte, den ich nicht zu Gesicht bekommen sollte."
„Wenn das in seiner Absicht gelegen hätte, wäre es für Philmore doch am einfachsten gewesen, diesen Unbekannten in sein Büro zu
bestellen."
„Ja, du hast recht. Ich irre mich also vermutlich."
„Noch eine Frage, Helen. Ist dir jemals mal zu Ohren gekommen, daß dein Mann mit der Unterwelt zusammenarbeitete?"
Helens Augen weiteten sich. Sie brauchte einige Sekunden, um die Frage zu verdauen. „Gilbert . . . mit der Unterwelt? Das ist eine absurde Vorstellung!"
„Es gibt viele Leute, die es fest behaupten. Leute, die in der Regel gut orientiert sind."
„Geredet wird viel!"
„Du glaubst also nicht daran?“
„Kein Wort.“
„Warum?"
„Ich weiß es nicht. Das habe ich im Gefühl."
„Gefühle können leicht täuschen."
„Gilbert war rücksichtslos und smart, wenn es um Geschäfte ging, das weiß ich, aber er war auch stolz. Er ließ sich nicht mit jedem ein. Ich bin davon überzeugt, daß es unter seiner Würde gewesen wäre, sich mit der Unterwelt zu verbünden.“
„Es war nicht unter seiner Würde, von den Ärmsten der Armen hohe Mieten für schäbige
Weitere Kostenlose Bücher