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Die Fallen von Ibex

Die Fallen von Ibex

Titel: Die Fallen von Ibex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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gemacht.”
    „Das Gelage?”
    „Hmmm. Da gab es einen Mann.”
    „Wann gibt es den mal nicht? Das hat dir früher nie Probleme gemacht.”
    „Bisher hat mich auch noch keiner so behandelt. Ich komme mir so verdammt wie ein Dummkopf vor. Mir ist klar, ich hätte mich von ihm nicht vom Tempel weglocken lassen dürfen.” Sie zuckte mit den Schultern, wandte sich zu Esgard um und lehnte sich, die Hände flach auf die Hüften geschmiegt, gegen die Scheibe. „Eine Art Sumpffäule, nehme ich an. Mit einer langen Inkubationszeit ich war völlig ahnungslos. Hat mich im Flug erwischt, im allerschlimmsten Moment, auf halbem Weg durch die Weißwasser-Sonnen. Du kennst diese Raumschiffalle. Heute weiß ich nicht einmal mehr, weshalb ich überhaupt dort war. Schon ein bißchen verrückt im Kopf, nehme ich an. Das Weißwasser-System hat mich ausgespuckt wie einen Pflaumenkern. Ich bin abgestürzt. Wie viele vor mir. Auf Jaydugar. Hatte Glück, daß ich überhaupt am Leben geblieben bin, nehme ich an. Aber ich war krank… nun, krank genug, um zu vergessen, wer und was ich war.” Sie stieß sich von der Scheibe ab und nahm ihr Umhergehen wieder auf, jetzt allerdings irgendwie ruhiger. „Die Sumpffäule oder was immer das war
    - sie hat die Wirkung der Spritze aufgehoben… keine Verhütung mehr. Ich war ohnehin nahe am Rand. Wäre ich nicht abgestürzt, ich hätte erneuert… aber es ist sinnlos, etwas zu bedauern, was nicht mehr zu ändern ist. So oder so - ich war schwerkrank, konnte nicht daran denken. Und ich konnte mich auch nicht wehren gegen… nun, es ist geschehen. Ich habe eine Tochter, Ken-ti. Ich habe sie dort gelassen, als ich eine Möglichkeit zur Flucht bekam.”
    Ihre Finger zuckten, ihre Bewegungen wurden abrupt, beinahe unbeholfen. Sie machte ein paar Schritte und blieb hinter dem Sessel stehen; ihre Hände schmiegten sich über die weiche, gepolsterte Nackenlehne. Nach einem Augenblick angespannten Schweigens sagte sie: „Ich konnte sie nicht mitnehmen.” Sie versuchte nicht, Esgard zu überzeugen; es war nicht nötig. Viel nötiger war eine Erklärung, weshalb sie solch ein Aufhebens machte.
    Er schwieg. Sollte sie versuchen, sich selbst zu überzeugen. Hah.
    „Es war gefährlich… Ich wußte, daß es Schwierigkeiten geben würde. Und ich konnte nicht wissen, wieviel sie möglicherweise von ihm geerbt hatte. Wenn sie ganz so war wie er, dann wollte ich es nicht sehen… Ich habe ihr einen Brief hinterlassen, und ich habe ihr deinen Namen hinterlassen und die Namen Ibex und Yastroo, und wo man Ibex findet, die Koordinaten. Mit unserer Tetrade ist alles geregelt. Das war ein Theater. Mußte mich tagelang winden, bevor sie ihre Zustimmung erteilten, doch jetzt ist es besiegelt, und niemand…” Ihre Lippen preßten sich aufeinander, und sie blickte finster über Esgards Kopf hinweg. „Niemand kann das mehr ändern, oder darum herumkommen. Wenn sie hierher kommt - falls sie hierher kommt -, dann schickst du die Nachricht los, und man wird sie abholen. Vorausgesetzt, sie will das. Aber wenn sie bis hierher kommt, dann ist anzunehmen, daß sie es auch zu Ende führen will. Ich würde es wollen. Ich glaube, ich würde es wollen. Es kann so viel passieren. Wahrscheinlich wird sie nicht kommen. Aber ich habe ihr eine Chance gegeben.”
    Sie verstummte, neigte den Kopf, knetete die gepolsterte Nakkenlehne des Sessels.
    Sie ist davongelaufen, dachte ich. Ist davongelaufen und hat ihr Kind zurückgelassen. Ich fühlte mich bestätigt. Diese anmutige Vryhh… diese arrogante, herzlose Vryhh, deren geringstes Wort Esgard mehr bedeutete als… Sie ist davongelaufen und hat das Kind zurückgelassen, das sie zur Welt gebracht hat. Jetzt führt sie dieses Theater auf, aber in Wirklichkeit macht sie sich nichts daraus; es ist ihr gleichgültig, was mit dem Kind geschieht, sonst hätte sie es mitgenommen. Sie machte das alles nur, damit sie besser dasteht; niemand soll sehen, wie sie wirklich war. Ich schmiegte meine Wange fest gegen die seidige Rinde und grinste höhnisch auf sie hinab.
    Esgard schwieg noch immer. Er sah durch sie hindurch, oh ja, wirklich. Schließlich sagte er: „Zwanzig, vielleicht dreißig Jahre.
    Eine lange Wartezeit. Was springt dabei für mich heraus?”
    Sie blickte hoch; das Unbehagen war aus ihrem Gesicht verschwunden, als hätte sich der Sturm hereingeschlichen und es fortgespült. Sie umrundete den Sessel, ließ sich darin nieder, schlug die Beine übereinander und legte eine schmale,

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