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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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gewisse
Signale gibt, dass sie einen Anschlag plant.«
    Â»Auf wen?«
    Â»Vermutlich auf Ron Henderson.«
    Â»Den amerikanischen Wirtschaftsminister?«, fragte ich ungläubig und
setzte mich hinter meinen Schreibtisch, während sie stehen blieb. »Sie meinen …
einfach so? Im Alleingang?«
    In diesem Augenblick summte mein Telefon.
    Â»Die Dame, die ihren Namen nicht verraten will«, sagte Sönnchen
knapp und stellte durch.
    Â»Guten Tag, Herr Gerlach«, hörte ich im nächsten Augenblick eine
Frauenstimme sagen, die mir tatsächlich bekannt vorkam. »Bitte verzeihen Sie,
dass ich Sie einfach so überfalle, aber … ich …«
    Ich beobachtete, wie Helena Guballa sich probeweise auf ihren blauen
Polsterstuhl setzte, ihn zurechtrückte und dann begann, aus einem schwarzen
Aktenkoffer einen weißen Laptop herauszunehmen und auf ihrem Schreibtischchen
aufzubauen.
    Â»Hallo?«, sagte ich in den Hörer, aus dem Geräusche drangen, als
würde die Frau am anderen Ende der Leitung um Atem ringen. »Sind Sie noch da?«
    Â»Es ist so entsetzlich«, erwiderte meine namenlose Gesprächspartnerin
mit erstickter Stimme. »Ich … Bitte verzeihen Sie …«
    Der Laptop wurde mit einer Steckdose verbunden, wozu die
Zielfahnderin auf allen vieren unter den Tisch krabbeln musste und sich heftig
den Kopf stieß. Offenbar hatte sie vor, unverzüglich mit dem Fahnden zu
beginnen.
    Â»Es geht um meinen Sohn«, sagte die Frau am Telefon mit plötzlich
wieder fester Stimme. »Er ist verschwunden. Seit Wochen.«
    Ihr akzentfreies Hochdeutsch und ihre Ausdrucksweise ließen mich
vermuten, dass sie zu den sogenannten besseren Kreisen zählte.
    Â»Dann empfehle ich Ihnen, sich ans nächste Polizeirevier zu wenden.«
    Â»Das habe ich natürlich längst getan.«
    Endlich fiel mir ein, woher ich diese Stimme kannte. Ich hatte schon
einmal mit ihr telefoniert, vor einem knappen Jahr. Damals war es um einen
verschwundenen kleinen Jungen gegangen, Gundram Sander. Und auch damals hatte
die Frau sich geweigert, ihren Namen zu nennen.
    Helena Guballa verließ mit lautlosen Schritten unser gemeinsames
Büro. Sie trug braune Pumps fast ohne Absätze, deren Farbe einen Stich zu
rötlich war, um mit dem restlichen Outfit zu harmonieren. In der Tür wäre sie
um ein Haar mit Sönnchen zusammengestoßen, die meinen zweiten Cappuccino des
Tages hereinbrachte. Die beiden lachten sich an. Man schien sich zu mögen.
Frauensolidarität. Meine untreue Sekretärin hatte offensichtlich schon die
Fronten gewechselt.
    Â»Mehr als die Kollegen werde ich leider auch nicht für Sie tun
können«, sagte ich ins Telefon.
    Sönnchen stellte die Tasse vor mich hin und nickte mir zu, ohne mich
anzusehen.
    Â»Ich bitte Sie!« Die Frau am Telefon klang wirklich verzweifelt.
»Ich bin bereit, Sie an jedem Ort zu treffen außer in Ihrem Büro. Ich werde
alles tun, was Sie verlangen, ich habe Geld, ich …«
    Ich lehnte mich zurück, schloss für einen kurzen Moment die Augen
und versuchte, mich zu entspannen. »Wie alt ist denn Ihr Sohn?«
    Â»Zweiundzwanzig.«
    Â»Ist er in irgendeiner Form behindert? Orientierungslos?«
    Â»Diese Fragen habe ich schon mindestens zehn Mal beantwortet«,
erwiderte sie scharf. »Nein! Peter ist nicht behindert! Peter ist ein
intelligenter Junge. Er studiert. Aber verstehen Sie doch, es ist einfach zu
kompliziert, um es am Telefon …« Ein Schluchzen hinderte sie am Weitersprechen.
    Ich trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum. Sah auf die
Uhr. Halb elf, und ich hatte noch nichts gearbeitet an diesem verhexten
Donnerstag. Kollegin Guballa kam zurück, ein aufgerolltes Datenkabel in der
Hand, setzte sich wieder an ihren Schreibtisch und verband ihren Edellaptop mit
dem Internet. Offenbar hatte sie das leider viel zu seltene Talent, sich völlig
lautlos zu bewegen. Aus dem Telefon hörte ich den stoßweisen Atem der
deprimierten Mutter. Ich hatte große Lust, den Hörer aufzulegen und nach Hause
zu gehen.
    Â»Bevor wir weiterreden, würde ich gerne Ihren Namen erfahren«, sagte
ich unfreundlich.
    Â»Hagenow«, stieß sie nach Sekunden hervor. »Anna-Katharina Hagenow.«
    Â»Kann es sein, dass man Ihren Mann kennt?«
    Â»Ja.«
    Â»Er ist irgendwas an der Universität, richtig?«
    Â»Burkhard ist … ziemlich

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