Die falsche Tochter - Roman
dass du weißt, was ich empfinde oder denke. Ich werde es dir sagen. Ich werde dich fragen. Und wir werden schon einen Weg finden.«
Sie beugte sich zu ihm hinunter, um ihn zu küssen. Als er aufstehen wollte, hielt sie ihn zurück.
»Was ist jetzt noch?«
»Hast du einen Ring?«
»Machst du Witze?«
»Ein Ring wäre jetzt richtig. Aber du hast Glück, ich habe zufällig einen dabei.« Sie zog die Kette unter ihrer Bluse hervor, löste sie und ließ ihren früheren Ehering in seine Hand gleiten.
Er starrte sie aufgewühlt an. »Den kenne ich irgendwoher.«
»Ich habe die Kette erst abgenommen, als du plötzlich bei der Ausgrabung aufgetaucht bist. Ich habe Lana gebeten, sie mitzubringen, als sie vorhin die trockenen Kleider aus dem Haus geholt hat.«
Der Ring war noch warm von ihrem Körper, und wenn Jake nicht schon gekniet hätte, dann wäre er jetzt auf die Knie gesunken. »Du hast ihn die ganze Zeit bei dir getragen, als wir getrennt waren?«
»Ja. Ich bin eben sentimental.«
»Das ist ja ein Zufall.« Er zog ebenfalls eine Kette unter seinem Hemd hervor und zeigte ihr den anderen Ring. »Ich auch.«
Sie umschloss den Ring mit der Hand und zog ihn daran hoch. »Wir sind schon ein seltsames Paar.«
Er küsste sie. »Ich wollte mir beweisen, dass ich auch ohne dich leben konnte.«
»Dito.«
»Wir haben es beide bewiesen, aber mit dir bin ich um einiges glücklicher.«
»Ich auch. Oh Jake!« Trotz der Schmerzen in ihrer Schulter schlang sie ihm die Arme um den Hals. »Dieses Mal werden wir nicht in Vegas heiraten.«
»Hm?«
»Wir suchen uns einen schönen Ort aus und feiern eine richtige Hochzeit. Und wir kaufen uns ein Haus.«
»Ach ja?«
»Ich möchte eine Art Basislager. Wir kaufen uns irgendwo ein schönes Haus, in dem wir Wurzeln schlagen können.«
»Im Ernst?« Er umfasste ihr Gesicht mit den Händen und ließ seine Stirn gegen ihre sinken. »Das will ich auch. Wo, ist mir egal — wir können ja einfach einen Punkt auf der Landkarte bestimmen. Aber ich will ein richtiges Heim. Callie, ich möchte Kinder.«
»Ich auch. Dieses Mal werden wir unseren eigenen Stamm gründen.« Sie atmete tief durch. »Wir werden einen Ort finden,
der genauso gut ist wie dieser hier. Wir werden unser Zuhause finden.«
»Ich liebe dich.« Er küsste ihre Grübchen. »Ich werde dich glücklich machen.«
»Das machst du jetzt schon.«
»Und du liebst mich. Du bist verrückt nach mir.«
»Offensichtlich.«
»Das ist gut.« Er ergriff ihre Hand und schlenderte mit ihr zum Auto zurück. »Da ist nämlich noch etwas. Wegen der Hochzeit.«
»Keine Elvis-Imitatoren, kein Vegas. Dieses Mal nehmen wir es ernst.«
»Absolut ernst. Nur ist die Hochzeit irgendwie überflüssig, wir sind nämlich noch verheiratet.«
Callie blieb abrupt stehen. »Wie bitte?«
»Ich habe die Scheidungspapiere nie unterschrieben. Weißt du, du solltest hinter mir herlaufen, mich deswegen zur Rede stellen und sie mir in den Mund stopfen. So habe ich mir das zumindest vorgestellt.«
Callie starrte ihn mit offenem Mund an.
»Du hast sie nicht unterschrieben? Wir sind nicht geschieden?«
»Nein. Hier, steck dir den Ring wieder an.«
»Warte mal.« Sie legte die Hände auf den Rücken. »Und wenn ich jemand anders kennen gelernt hätte, den ich hätte heiraten wollen? Was wäre dann gewesen?«
»Ich hätte ihn umgebracht und die Leiche beiseite geschafft. Und dich hätte ich natürlich getröstet. Komm schon, Cal, lass dir den Ring an den Finger stecken. Ich möchte jetzt nach Hause fahren und mit meiner Frau schlafen.«
»Ach, du findest das wohl lustig, was?«
»Na ja.« Er grinste sie an. »Du etwa nicht?«
Sie verschränkte die Arme und musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. Doch er ließ sich nicht aus der Fassung bringen, sondern grinste weiter.
Schließlich streckte sie lachend die Hand aus. »Du hast
Glück, dass mein Sinn für Humor genauso schräg ist wie deiner.«
Er streifte ihr den Ring über, dann steckte er sich seinen ebenfalls an den Finger. Und als er sie auf den Arm nahm und durch das Tor trug, wie ein Bräutigam seine Braut über die Schwelle trägt, lachten sie beide. Callie blickte über seine Schulter zurück auf das Feld, auf die Vergangenheit, die noch darauf wartete, entdeckt zu werden. Sie würden sie ausgraben.
Alles, was es noch zu finden gab, würden sie finden. Gemeinsam.
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Birthright bei
G. P. Putnam’s Sons, New
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