Die falsche Tochter - Roman
Suzanne, aber sie kommen auch gleich.«
»Wie geht es dir?«
»Ich bin euch allen so dankbar, mehr, als ich sagen kann. Dir danke ich für alles, was du getan hast, bis hin zu den trockenen Sachen, die du geholt hast.«
»Kein Problem. Wir sind doch jetzt eine Familie — wahrscheinlich sogar in mehr als nur einer Hinsicht.«
Callie hockte sich hin. »Mein Bruder ist wirklich ein guter Mann, nicht wahr?«
»Ja. Er liebt dich sehr. Du hast hier« — Lana wies auf die schlafenden Gestalten — »eine Familie, deren Zusammensetzung
sich von Zeit zu Zeit ändert. Und du hast deine andere Familie, die sich ebenfalls geändert hat.«
»Ich wusste gar nicht, dass es Suzanne war, die ich gerettet habe.« Callie schauderte bei der Erinnerung. Sie wusste, dass das Entsetzen sie noch lange Zeit begleiten würde. »Ich musste eine Entscheidung treffen und bin nach derjenigen getaucht, die am längsten unter Wasser war.«
»Sie wäre vielleicht gestorben, wenn du diese Entscheidung nicht getroffen hättest, also hast du das Richtige getan. Was macht deine Schulter?«
Callie bewegte sie vorsichtig. »Sie schmerzt. Es hört sich immer so harmlos an, wenn es heißt, es sei nur eine Fleischwunde, aber wenn es sich um dein eigenes Fleisch handelt, bekommt es eine völlig andere Dimension. Nimmst du Roger und Doug mit nach Hause? Doug ist völlig erschöpft, und Roger ist für die ganze Aufregung eigentlich schon zu alt. Jay wird so lange hier bleiben, bis Suzanne entlassen wird. Ich glaube, zwischen den beiden bahnt sich wieder etwas an.«
»Das wäre doch nett, oder?«
»Ja, das finde ich auch. Lana, du musst sie davon überzeugen, dass jetzt alles in Ordnung ist.«
»Da ja wirklich alles in Ordnung ist, wird das kein Problem sein. Die Polizei hat Dory und Richard, und es gibt keine Geheimnisse mehr.«
»Wenn das Ganze an die Öffentlichkeit dringt, werden bestimmt noch andere Familien mit einer überraschenden Vergangenheit konfrontiert werden.«
»Ja. Manche werden bestimmt Nachforschungen anstellen, aber andere wollen vielleicht lieber die Vergangenheit ruhen lassen. Du hast für dich das Richtige getan, und dadurch hast du verhindert, dass diese schlimmen Geschäfte weitergeführt werden. Das sollte dir jetzt reichen, Callie.«
»Der Hauptverantwortliche ist nie bestraft worden.«
»Und das sagst du, bei deinem Beruf? Glaubst du wirklich, dass am Ende nur noch Knochen von einem Menschen übrig bleiben?«
Lana blickte auf ihre Hand, auf den Finger, an dem sie den Ehering getragen hatte. Sie hatte ihn abgezogen und voller Liebe weggelegt. Und dabei hatte sie gespürt, dass Steve ihr zuschaute.
»Das ist keineswegs so«, fuhr sie fort.
Callie dachte daran, wie oft sie schon bei der Arbeit gemeint hatte, das Gewisper der Toten zu hören. »Dann kann ich mich also damit trösten, dass Marcus Carlyle in der Hölle brät, wenn es denn eine Hölle gibt?« Sie dachte einen Moment lang darüber nach. »Ich glaube, damit kann ich leben«, sagte sie dann grinsend.
»Fahr du auch nach Hause.« Lana tätschelte ihr den Arm. »Nimm deine Familie hier mit und fahr nach Hause.«
»Ja. Gute Idee.«
Es dauerte noch eine ganze Stunde, bis sich alle vor dem Krankenhaus versammelt hatten, weil jeder noch einmal schnell bei Rosie vorbeischauen wollte, obwohl sie am selben Tag entlassen werden sollte.
Auf der Heimfahrt hielt Callie die Augen geschlossen. »Ich habe dir viel zu sagen«, kündigte sie Jake an, »aber im Moment kann ich noch nicht klar denken.«
»Wir haben viel Zeit.«
»Du hast mir so sehr geholfen, in jeder Beziehung. Ich möchte dir gerne sagen, dass ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen konnte. Ich hatte solche Angst da draußen am Teich. Aber ich sagte mir, dass du hinter mir stehst, und das gab mir Mut.«
»Sie hat auf dich geschossen.«
»Okay, du hättest dreißig Sekunden früher da sein können, aber das mache ich dir nicht zum Vorwurf. Du hast mir das Leben gerettet. Du warst da, als ich dich brauchte. Das werde ich dir nie vergessen.«
»Na ja, warten wir mal ab.«
Während der Fahrt fielen Callie die Augen zu, und sie öffnete sie erst wieder, als der Wagen plötzlich hielt. Blinzelnd blickte sie auf das Grabungsfeld. »Was zum Teufel tun wir
hier? Verdammt, Jake, das ist bestimmt nicht der richtige Zeitpunkt zum Arbeiten.«
»Nein, aber es ist wichtig, dass du diesen Ort in guter Erinnerung behältst. Komm mit mir, Cal.«
Er stieg aus und wartete auf sie. Dann nahm er ihre Hand und ging
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