Die falsche Tochter - Roman
herabhängende Hand seines Vaters, dann reichte er das Messer an Digger weiter. »Pass gut auf die beiden auf.«
Callie wurde es eiskalt. Die Mutter, die ihr das Leben geschenkt hatte, die Mutter, die sie aufgezogen hatte. Jetzt hing das Leben beider von ihr ab. »Du … du hast Recht. Du hast den Kreis um mich immer enger geschlossen. Aber du warst dabei nicht allein. Wo ist dein Vater, Dory? Können Sie sich den Tatsachen nicht stellen, Richard?«, rief sie laut. »Noch nicht einmal jetzt?«
»Ach, das hast du also auch herausgefunden?« Breit grinsend schwenkte Dory ihre freie Hand. »Komm raus, Dad. Komm zu uns.«
»Warum konnten Sie die Vergangenheit nicht ruhen lassen?« , fragte Richard, als er aus dem Schatten neben seine Tochter trat. »Warum nicht?«
»So wie Sie es getan haben? Sollte ich einfach wegschauen und es akzeptieren? Wie lange haben Sie mit dem Wissen gelebt, Richard? Wie konnten Sie es einfach so hinnehmen? Er hat Sie entführt — Sie hatten keine Wahl. Er hat nie jemandem die Wahl gelassen.«
»Er hat es zum Wohle aller getan. Und er hat mir ein schönes Leben geschenkt.«
»Und Ihre Mutter?«
»Sie wusste es nicht. Oder vielleicht wollte sie es auch nicht wissen, aber das läuft auf dasselbe hinaus. Ich bin gegangen und habe meinen Vater und das, was er tat, hinter mir zurückgelassen.«
Callie spürte, dass ihre Handflächen feucht waren. Am liebsten hätte sie das Messer aus ihrem Stiefel gezogen und wäre auf die beiden losgegangen. Um ihre Mutter — ihre Mütter — zu retten, hätte sie ohne Zögern gemordet. »Und damit konnten Sie leben? Es zu wissen und nichts dagegen unternommen zu haben?«
»Ich musste an mein Kind denken. An mein Leben. Warum sollte ich es mit einem Skandal beflecken? Warum sollte ich mein Leben ruinieren?«
»Aber dieses Kind ist doch gar nicht bei Ihnen aufgewachsen, sondern bei Dorothy. Und Marcus hat großen Einfluss darauf genommen.«
»Das war nicht meine Schuld«, erklärte Richard. »Ich war ja damals kaum zwanzig. Was sollte ich denn tun?«
»Sie hätten sich wie ein Mann verhalten sollen.« Aus den Augenwinkeln sah Callie, dass Dory Richard beobachtete. Versuch, den richtigen Knopf zu drücken, befahl sie sich. Aber sei vorsichtig. »Dem Kind ein Vater sein. Stattdessen haben Sie es Ihrem Vater überlassen. Und er hat sie verbogen, Richard. Können Sie da immer noch einfach nur zuschauen? Wollen Sie Ihre Tochter immer noch beschützen, obwohl Sie wissen, dass sie gemordet hat?«
»Sie ist meine Tochter, und sie trifft keine Schuld. Es war einzig und allein seine Schuld, und ich werde nicht zulassen, dass ihr etwas geschieht.«
»Genau. Es ist nicht meine Schuld«, bestätigte Dory. »Du bist schuld, Callie. Du hast dir das alles selbst eingebrockt.« Sie blickte auf die Frauen, die vor ihr auf dem Boden lagen. »Und ihnen auch.«
»Sie müssen nur für ein paar Wochen verschwinden«, sagte Richard. »So lange untertauchen, bis die Polizei ihre Ermittlungen einstellt, sodass ich Dory in Sicherheit bringen und dafür sorgen kann, dass Dorothy freigelassen wird. Wenn Sie fort sind, hat die Polizei keine Veranlassung mehr, nachzuforschen, also müssen Sie einfach nur verschwinden.«
»Hat Dory Ihnen das eingeredet? Hat sie Sie damit überredet, das Haus zu beobachten und den Wohnwagen in die Luft zu sprengen? Hat sie Ihnen das eingeredet, damit Sie ihr heute Nacht helfen? Sind Sie so blind, dass Sie nicht merken, dass sie verletzt ist und es ihr nur um Rache geht?«
»Es muss niemandem mehr etwas geschehen«, beharrte er. »Ich bitte Sie nur, mir Zeit zu geben.«
»Sie wird dir etwas vorlügen.« Dory warf die Haare zurück. »Sie wird alles sagen, was du hören willst. Sie wollte meinen Großvater bezahlen lassen. Alle sollten bezahlen, aber jetzt wird sie selbst bezahlen.«
Sie hockte sich hin und drückte die Pistole an den blonden Haarschopf.
»Dory, nein!«, schrie Richard, noch bevor Callie einen Ton herausbringen konnte.
»Welche willst du retten?« Dory schob die andere Gestalt mit dem Fuß ins Wasser. »Entweder wird die eine ertrinken, oder die andere wird erschossen. Schwere Entscheidung, was?«
»Dory, um Himmels willen!« Richard stürzte auf seine Tochter zu, erstarrte jedoch in der Bewegung, als er sah, dass sie die Pistole auf ihn richtete.
»Halt dich da raus! Du bist ein jämmerlicher Waschlappen. Ach, zum Teufel, sollen sie doch beide ertrinken.« Sie schob auch den anderen schlaffen Körper in den Teich,
Weitere Kostenlose Bücher