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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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war es mehr die Aufregung selbst, die sie so beunruhigt hat. Ich weiß nicht genau, wie sehr ihr die Bedrohung klar geworden ist. Ich habe ihr befohlen, die Wohnung nicht zu verlassen, bis ich wiederkomme. Und das war auch nicht mehr möglich. Sie waren David früh auf den Fersen, und wir konnten nicht riskieren, jemanden dorthin zu führen.«
    Klara hatte ihre Sache gut gemacht, nur hatte Jernberg von Josefin dennoch erfahren. Josefin und David hatten weitergemacht. Erst im Nachhinein war ihnen aufgefallen, dass es besser gewesen wäre, Klara einfach zu ihrer Wohneinrichtung in Sala zurückzubringen. David gelang es, alle Spuren auf sich zu lenken. Da Jernberg von der Liebe seiner Schwester zu David nichts ahnte, wäre er nie darauf gekommen, dass sie etwas damit zu tun hatte.
    »Vor zwei oder drei Wochen haben wir es gemerkt. Etwas stimmte mit dem Computer nicht. Ich glaube, es war das Passwort. Das haben die gesperrt. Da haben wir gewusst, dass wir wegmüssen.«
    »Wo wart ihr da?«, wollte Kjell wissen.
    »Für kurze Zeit in der Wohnung in Skarpnäck. Die andere Wohnung von David war nicht mehr sicher. Die kannte Jernberg, aber von Davids Großvater hatte er nichts gewusst. Dass er auch von mir wusste, haben wir erst begriffen, als Klara auf einmal tot war.«
    Inzwischen war durch das Beweismaterial verständlich, warum die beiden die Polizei gescheut hatten. Gunnar hatte über hundert Verbindungsleute in allen Organisationen der Polizei. Anscheinend war David am Abend von Klaras Sturz zur Sigtunagatan gekommen und hatte aus dem Polizeiaufgebot vor der Tür den richtigen Schluss gezogen, den falschen aber aus dem späteren Schweigen der Polizei über dieses Ereignis. Die Zeitungen hatten stattdessen über den Superman aus Valla Torg berichtet.
    Für David musste es so ausgesehen haben, als würde die Polizei alles unter den Teppich kehren.
    »Und der Tote im Park?«
    »Bis dahin wollten wir uns verstecken, die Beweise sortieren und dann alles verschicken. Klaras Tod hat alles verändert. Ich hatte zuerst nur Zweifel, ob alles gut klappen würde, aber bei David war es anders. Unser Plan war für ihn nur noch zweitrangig. Es sind immer die Gleichen, die diese Aufträge für Gunnar erledigen, und für David war es nicht schwer, diesen Mann zu finden. Er hat einfach herumtelefoniert und dann vor seinem eigenen Apartment gewartet.«
    »Warum bist du nicht wenigstens da zur Polizei gegangen, Josefin?«
    Josefin Rosenfeldt schwieg eine Weile, bevor sie den Kopf schüttelte und auf die Tischplatte sah. »Stavros musste erst sterben.«
    Dann lächelte sie.

89
    Als sie aus dem Haus trat, schien die Morgensonne so hell, dass Linda beim Gehen ein Lied vor sich hinsang. Das Lied dauerte bis zum Ende der Reimersholmsbron und machte ihr Mut, dem Tag entgegenzugehen. Papa hatte recht gehabt. Es wäre dumm von ihr, zu Hause zu bleiben, wo sie es doch nach dieser Unterbrechung nicht mehr erwarten konnte, endlich wieder zu zeichnen.
    An der Haltestelle wartete schon die Schwallmadame. Doch eine Kolonne ziviler Polizeiwagen, die mit Sirenen auf der Långholmsgatan an ihnen vorbeirauschte, verhinderte, dass sie gleich loslegen konnte.
    »Das ist jetzt schon das dritte Mal, seit ich hier stehe!«, fand sie. »Wenigstens ist mal was los. Wenn der Bus schon nicht kommt.«
    Der Sommer dauerte noch achtzehn Tage. Dann verfärbte sich das erste Blatt rot und fiel zu Boden. Das geschah an der jungen Ulme neben der Långholmsbron.
    Welcher Sterbliche kann entgehen listenreichem
Göttertrug?
Wer, mit hurtigem Fuß, und leichtem Schwunge,
schwänge sich da hinaus?
Mit freundlicher Miene schmeichelt erst das Irrsal,
lockt die Sterblichen in die Maschen.
Die halten fest.
Es kann kein Irdischer mehr entrinnen.
    Diese Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit, die meine Leserinnen und Leser vielleicht zur Realität entdecken, geht auf mein Bemühen zurück, eine authentisch wirkende Geschichte zu gestalten, und ist nicht als persönliche Anspielung zu verstehen. Viele Zusammenhänge zwischen real existierenden Personen und Dingen gibt es nur in dieser Geschichte.
    Alle erwähnten Orte existieren tatsächlich, allerdings habe ich mir dichterische Freiheiten erlaubt, wo es mir nötig erschien. Auf Yxlö gibt es keine Radaranlage und bei Rönnells keine Videokameras. Das in der Geschichte erwähnte Buch von Emil Staiger gibt es wirklich, ebenso die Romane von Ylva Karlsson (»Dit man längtar«, Stockholm 2001 bei Alfabeta Bokförlag) und den

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