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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Felsen Stellung bezogen. Das war nur eine schlechte Versicherung, obwohl Henning ihr eine Langläufige besorgt hatte. Aber was Sofi zum Treffen brauchte, war Schrot.
    Sie begriffen die Situation im Inneren der Hütte nicht. »Da muss noch eine dritte Person sein«, flüsterte Kjell, als Josefin für einen Augenblick den Kopf nach rechts drehte. »Du nimmst den Dritten. Los.«
    Sie rannten ums Eck. Die Metalltür war geschlossen. Henning gab ihr einen Tritt. Zum Glück flog die Tür ohne Widerstand auf und knallte gegen ein Hindernis. Henning musste einen Sprung nach vorn machen, damit die Tür, die viel leichter war als erwartet, nicht wieder zuschlug. An der Wand stand ein Mann mit leeren Händen. Seine Pistole lag zwei Meter von ihm entfernt auf dem Boden. Josefins Stellung und die des Mannes auf dem Feldbett war unverändert. Er lag auf dem Rücken, sein Kopf lehnte an der Wand. Irgendwie musste es Josefin gelungen sein, ihn in diese unbequeme Lage zu bringen. Sie hatte eine klobige schwarze Pistole auf sein Gesicht gerichtet, die auch ein altmodischer Revolver sein konnte. Kjell begriff die Situation. Die Männer waren in eine Falle getappt. Henning schwenkte mit angelegter Waffe nach rechts. Das Geräusch, als die Kugel in das Knie des stehenden Mannes einschlug, war fast so laut wie der Schuss selbst. Der Einschlag raubte dem Mann nicht nur das Gleichgewicht, sondern auch die Besinnung. Während das geschah, ließ Kjell Josefin nicht aus den Augen. Der tragische Held ist frei von Schuld, kam es ihm in den Sinn. Doch selten entgeht er am Ende dem Wahnsinn. So sah Josefin aus. Obwohl er ihre Augen nicht sah, gab es keinen Zweifel, dass sie am Ende des Weges angekommen war. Sie wird abdrücken, dachte Kjell.
    »Josefin! Leg die Waffe hin. Wir sind von der Polizei.«
    Josefin rührte sich nicht. Josefin und der Mann waren mit den Augen ineinander vertieft. Sie hörte ihn, aber Kjell wusste nicht, ob sie das mit der Polizei glaubte.
    Draußen ertönte ein Schuss.
    Henning drehte sich zur Tür.
    Josefin rührte sich nicht. Kjell ging auf sie zu.
    »Bleib stehen!«, schrie sie grell. »Bleib sofort stehen!«
    Kjell blieb stehen und steckte seine Waffe ein. Von hier konnte er die Angst in den Augen des Mannes sehen.
    »Alles klar!«, drang eine Stimme von draußen herein. Es war Sofi.
    »Wie viele von euren Leuten laufen hier noch herum?«, fragte Kjell, aber der Liegende war nicht in der Stimmung für eine Antwort.
    Es war tatsächlich ein Revolver. Kjell sah am Abzug, dass der Hammer schon zurückgezogen war. Die Kugel war eigentlich schon unterwegs. Das musste auch der Mann bemerkt haben.
    »Wir haben genug Beweise«, sagte Kjell in väterlichem Ton.
    »Ihr habt überhaupt keine Beweise! Ich habe Beweise.«
    Sie hatten sich beide Josefin und die Begegnung mit ihr ganz anders vorgestellt. Kjell und Henning tauschten Blicke aus. Auch Henning hatte erkannt, dass Josefin nicht aufklären oder beweisen wollte. Sie rang mit sich, endlich abzudrücken.
    »Wenn du jetzt schießt, ist es keine Notwehr, Josefin«, sagte Kjell. »Wir brauchen ihn, um alles zu erfahren.«
    Josefin riss ihr Gesicht zu ihnen herum. Zum ersten Mal sah Kjell ihre Augen. Sie war völlig verwahrlost und jenseits von Verzweiflung. Dann schrie sie. »Was wollt ihr denn jetzt noch erfahren? Jernberg hat David getötet.«
    Sie zuckte mit der Waffe. Kjell erkannte, dass er sich zum zweiten Mal geirrt hatte. Der Mann, den Josefin im Begriff war zu töten, war Stavros Jernberg selbst.
    »Und Klara!«, fügte sie kühl hinzu.
    »Wer ist Klara?«, fragte Kjell.
    Die Antwort gab ihm nach kurzer Stille Jernberg. Er riss die Augen auf. Josefin starrte immer noch Kjell an und bemerkte nicht, wie Jernbergs Hände blitzschnell Josefins umschlossen. Der Knall schickte eine Welle durch ihren Körper. Im selben Moment drehte sie den Kopf und erstarrte in dieser Haltung.
    Die absolute Stille knisterte im Raum. Man hörte, wie draußen das Wasser an den Stein schwappte.
    »Seine Schwester«, flüsterte Josefin apathisch wie ein Uhrwerk, das einfach weitertickte.
    Henning rieb sich über die Stirn und stöhnte. »Das scheint er nicht gewusst zu haben.«
    Stavros Jernberg hatte nicht gewusst, dass er seine Mörder zu seiner eigenen Schwester geschickt hatte.

88
    Um sieben Uhr war die Arbeit der taktischen Einheit der Reichsmordkommission formal beendet. Sofi konnte zu ihrer Familie nach Värmland fahren.
    Nach einer kurzen Untersuchung im Sankt Görans hatte die erste

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