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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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antwortete Vincent Hodge, Sie bieten mir da die Erfüllung des höchsten Glücks, das ich mir je geträumt, das, mich durch ein süßes Band an Sie zu fesseln. Ja, Clary, ich liebe Sie – schon seit langer Zeit – von ganzem Herzen; doch bevor ich Ihnen von meinen Empfindungen sprach, hatte ich die Sache unseres Volkes triumphiren sehen wollen. Jetzt sind die Verhältnisse freilich sehr ernste geworden und die jüngsten Ereignisse haben die Lage der Patrioten geändert, so daß wohl mehrere Jahre vergehen können, ehe es zu erneutem Kampfe kommt.
    Nun also, wollen Sie diese Jahre an meiner Seite und in dem Amerika, welches ja fast auch Ihr Vaterland ist, verleben? Wollen Sie mir das schöne Recht einräumen, den Vater an Ihrer Seite zu ersetzen, ihm die Freude gewähren, mich seinen Sohn zu nennen?… Sprechen Sie, Clary, ist das auch Ihr Wille?«
    Das junge Mädchen schwieg.
    Vincent Hodge senkte diesem Schweigen gegenüber den Kopf und wagte keine Wiederholung seiner Frage.
     

    Hier begannen die Soldaten ein Gemetzel unter waffenlosen Menschen. (S. 355.)
     
    »Nun, mein Kind, nahm Herr de Vaudreuil wieder das Wort, Du hast mich verstanden?… hast gehört, was Hodge darauf sagt?… Es hängt jetzt nur davon ab, ob ich auch sein Vater sein kann, und ob ich, nach so vielen Leiden in diesem Leben, als letzte Tröstung die haben soll, Dich mit einem Patrioten, der Dich liebt und Deiner würdig ist, vereinigt zu sehen!«
    Da gab Clary mit tief erregter Stimme eine Antwort, welche freilich jede solche Hoffnung abschnitt.
    »Du weißt, mein Vater, daß ich Dir gewiß stets die größte Achtung bewahrt habe; auch für Sie, Herr Hodge, empfand ich von jeher die aufrichtigste Hochachtung und die Liebe einer Schwester; Ihre Gattin aber kann ich nicht werden!
    – Du kannst nicht, Clary? murmelte Herr de Vaudreuil, den Arm seiner Tochter erfassend.
    – Nein, lieber Vater!
    – Und weshalb nicht?…
    – Weil mein Leben einem Anderen gehört.
    – Einem Anderen?… rief Vincent Hodge, in dem sich unwiderstehlich ein Gefühl der Eifersucht regte.
    – Seien Sie nicht eifersüchtig, Hodge, fuhr das junge Mädchen fort. Warum sollten Sie das auch sein, mein Freund? Derjenige, den ich liebe und gegen den ich von dieser Liebe niemals eine Silbe sprach, der… ist nicht mehr! Auch wenn er noch lebte, wär’ ich vielleicht sein Weib nicht geworden. Doch er ist todt, gestorben für sein Vaterland, und ich… ich werde seinem Andenken treu bleiben…
    – Es ist also Johann?… rief Herr de Vaudreuil.
    – Ja, Vater, es ist, oder es war Johann…«
    Clary konnte ihre Antwort nicht vollenden.
    »Morgaz!… Morgaz…« so ertönte es plötzlich aus einem wüsten, jetzt noch ziemlich entfernten Geschrei hervor; gleichzeitig hörte man ein Lärmen unruhiger Massen, welches vom Norden der Insel und vom Ufer des Niagara herkam, an dem das Haus des Herrn de Vaudreuil sich erhob.
    Bei diesem geräuschvoll ausgerufenen Namen, der ja den Johanns jetzt so seltsam vervollständigte, wurde Clary leichenblaß.
    »Was hat der Lärm zu bedeuten? fragte Herr de Vaudreuil.
    – Und warum dieser Name?« fragte Vincent Hodge.
    Er erhob sich, trat an das noch offene Fenster und beugte sich hinaus.
    Das Uferland lag ziemlich hell vor ihm. Gegen hundert Patrioten, viele derselben mit Fackeln aus Birken-oder Buchenrinde, drängten sich am hohen Stromufer daher.
    Männer, Frauen und Kinder umringten, den verhaßten Namen ausstoßend, eine alte Frau, welche ihren thätlichen Mißhandlungen nicht entfliehen konnte, da sie sich kaum selbst weiter zu schleppen vermochte.
    Es war Bridget.
    In diesem Augenblicke stürzte Clary aus Fenster und erkannte das Opfer der Volkswuth, deren Grund sie recht wohl errieth.
    »Bridget!…« rief sie.
    Sofort sprang das junge Mädchen nach der Thür, riß diese auf und eilte hinaus, ohne ihrem Vater, der ihr mit Vincent Hodge folgte, noch eine Erklärung zu geben.
    Die Volksmenge befand sich jetzt kaum noch fünfzig Schritte vom Hause und das Geschrei nahm immer mehr zu. Einige warfen Bridget Straßenkoth ins Gesicht; wüthende Hände streckten sich drohend nach ihr aus, und viele sammelten Steine von der Erde, um sie damit zu werfen.
    Im nächsten Augenblick stand Clary neben Bridget und deckte diese mit ihren Armen, während die Menge desto heftiger heulte und ihr zurief:
    »Das ist Bridget Morgaz!… Das ist das Weib des Simon Morgaz!… Zum Tode mit ihr!… Zum Tode!«
    Herr de Vaudreuil und Vincent Hodge, welche sich

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