Die Farbe der Ewigkeit
…“ Er schüttelte den Kopf. „Aber was soll die Fragerei? Wenn du versuchst, mich abzulenken, muss ich dich enttäuschen – du wirst heute Nacht sterben, ganz gleich, was passiert.“
Seine Worte boten wenig Anlass zur Hoffnung, dennoch verspürte Nick fast so etwas wie Erleichterung. Es ging ihm jetzt nicht mehr darum, seine eigene Haut zu retten – er fürchtete um Hope. Wenn Ashael ihn jetzt tötete, dann war auch sie verloren.
„Ich bin im Auftrag der Cherubim hier“, sagte Nick. „Du täuschst dich, wenn du glaubst, das Amulett sei in Vergessenheit geraten. Die Cherubim haben mich geschickt, um es vor den Mächten der Finsternis in Sicherheit zu bringen.“
Der Seraph bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick. „Du lügst doch! Warum sollten die Cherubim ausgerechnet dich mit einer solch wichtigen Aufgabe betrauen? Einen Nephilim?“
Nick holte tief Luft. „Ich weiß es selbst nicht genau. Nur, dass es irgendetwas mit einer Prophezeiung zu tun hat. Fest steht bloß, dass jemand herausgefunden hat, wo die Templer einst das Amulett des Lichts verborgen haben – und dass dieser Jemand versucht, es in die Finger zu bekommen.“
Einen Moment lang blieb Ashaels Miene unergründlich, dann fing er plötzlich an, schallend zu lachen. „Nun, dann wünsche ich deinem Freund viel Glück – er wird es brauchen.“
Verwirrt schüttelte Nick den Kopf. „Ich … Ich verstehe nicht …“
„Die Templer waren nicht dumm. Sie wussten, dass früher oder später jemand das Versteck des Amuletts entdecken würde. Deshalb haben sie vorgesorgt.“
„Vorgesorgt?“
Ashael nickte. „Sie erschufen den Wächter.“
Nick erinnerte sich, etwas Ähnliches gelesen zu haben, als er gemeinsam mit Hope im Internet über das Artefakt recherchiert hatte. Doch in dem Artikel war nicht erwähnt worden, um was genau es sich bei diesem ominösen Wächter handelte – Ashael jedoch schien mehr zu wissen, deshalb fragte Nick ihn danach.
Der Seraph bedachte ihn mit einem herablassenden Lächeln. „Deine Versuche, Zeit zu schinden, sind erbärmlich, Dominikus. Aber gut, auf ein paar Minuten mehr oder weniger kommt es auch nicht an. Die Templer waren nicht nur, wie allgemein bekannt, sehr religiöse Männer, nein. Ihre Obersten besaßen auch große Erfahrung im Umgang mit weißer Magie. Der Wächter ist ein magisches Wesen, erschaffen, um das Amulett des Lichts davor zu beschützen, in die falschen Hände zu fallen. Er besitzt kein eigenes Bewusstsein, keinen eigenen Willen – der Wächter funktioniert wie ein Roboter: Er tötet ohne Erbarmen jeden, der in sein Revier eindringt.“
„Aber es gibt doch sicher Mittel und Wege, den Wächter außer Gefecht zu setzen.“
Ashael runzelte die Stirn. „Was sollen all die Fragen, Dominikus? Du sagst, dass jemand es auf das Amulett des Lichts abgesehen hat. Nun, wenn diese Person den Wächter ausschalten will, dann sollte er sich besser sehr gut mit Magie auskennen, sonst wird er nicht sehr weit kommen. Außerdem könnte keine Kreatur der Finsternis das Amulett berühren, ohne vernichtet zu werden. Du siehst also, es besteht kein Anlass zur Sorge – und jetzt …“ Drohend hob der Seraph die Hände, zwischen denen sich sofort eine Kugel aus wirbelndem Feuer bildete.
„Er hat das Herzblut zweier Jungfrauen – und ich fürchte, dass er genau in diesem Augenblick dabei ist, sich das einer dritten zu verschaffen“, sagte Nick rasch. „Ist dir das magisch genug?“
Der Ball aus knisternder Energie in den Händen des Engels fiel in sich zusammen. „Was behauptest du da?“ Ashael musterte Nick argwöhnisch. „Wenn das ein Trick sein soll, um dein armseliges Leben zu retten …!“
„Verdammt, wenn ich abhauen wollte, hätte ich es schon längst tun können, das dürftest du inzwischen wissen. Ich bräuchte einfach nur die Zeit stillstehen zu lassen und könnte in aller Seelenruhe verschwinden. Aber ich bin hier! Reicht dir das als Beweis, dass es mir ernst ist?“
Ashael runzelte wieder die Stirn. „Mit dem Herzblut dreier Jungfrauen könnte ein mächtiger Schwarzmagier ein Ritual ausführen, das die Macht des Amuletts umkehrt und es in ein Amulett der Finsternis verwandelt“, dachte er laut. „Und wenn das geschieht …“ Er sah Nick an. „Also gut, was schlägst du vor?“
„Nein, das kann nicht sein!“ Noch immer starrte Hope den Professor fassungslos an. Ihr Verstand weigerte sich zu akzeptieren, was sie eigentlich längst wusste. Harun hatte die Wahrheit
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