Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)
Überprüfung beginnen konnte.
Der Hund war soeben im Auto fertig geworden. Jetzt schnupperte er rasch an ihrem Schritt, ihrem Hintern und überall sonst, wo er mit der Schnauze hinreichte, um sicherzugehen, dass dort keine Drähte entlangliefen und sie sich nicht mit einer in eine Körperöffnung geschobenen Bombe selbst in die Luft jagen konnte.
Das war schon vorgekommen.
Als der Hund seine Arbeit beendet hatte, schloss ein weiterer Soldat die Untersuchung auf die altmodische Art ab, indem er sie dermaßen gründlich abtastete, dass sie wünschte, er hätte ihr vorher wenigstens eine Tasse Kaffee spendiert. Doch da er diesen bissigen Kommentar wohl kaum zu schätzen gewusst hätte, behielt sie ihn für sich. Diese Kerle hatten einen schwierigen Job, und Ronnie für ihren Teil wollte nichts äußern, was ihnen das Leben noch erschweren würde – oder sie gar verärgern konnte.
»Sie haben die Genehmigung, weiterzugehen, Detective Sloan«, sagte der Sergeant. Er gab ihr den Ausweis zurück, und der Soldat reichte ihr ihre Waffe. »Kennen Sie den Weg?«
Während Ronnie den Ausweis in die Tasche und die Neun-Millimeter ins Holster schob, dachte sie über die Frage nach.
Kannte sie den Weg?
Warum war diese Frage so schwer zu beantworten? Sie war gleich auf der anderen Seite des Potomac geboren und aufgewachsen, nur wenige Meilen von hier entfernt. Dann hatte sie die Georgetown University besucht, und gegenwärtig wohnte sie nur einen Block vom Rock Creek Park entfernt. Washington war ihre Heimatstadt.
Aber die Antwort auf die Frage lautete Nein . Durch diese Straßen hier war sie lange nicht mehr gegangen. Die meisten Bewohner Washingtons hielten sich von diesem Quadranten fern. Die Wunden waren noch zu frisch, selbst nach fast fünf Jahren.
Doch das würde sie jetzt nicht zugeben. Also versuchte sie es aufs Geratewohl: »Die alte Eingangsschleuse an der State?«
Der Mann antwortete mit einem knappen Nicken und entfernte sich dann, beobachtete aber jede ihrer Bewegungen, als sie wieder in den Wagen stieg. Daniels setzte sich auf den Beifahrersitz, schloss den Sicherheitsgurt und murmelte: »Oh Mann, ich glaube, der Soldat eben hat meinen Schwanz fester gedrückt als die Stripperin letzte Nacht.«
Ronnie musste grinsen. »Ja. Willkommen im Klub.«
Während sie durch die sich langsam öffnenden Tore fuhren, immer noch unter den wachsamen Augen der Soldaten, lachte Mark gehässig. »Dir ist es genauso ergangen, was? Das heißt also, die Jungs in der Dienststelle liegen richtig? Wenn sie darüber spekulieren, was du wirklich in der Hose hast?«
»Du kannst mich mal«, feuerte Ronnie zurück, doch ihre Stimme blieb kühl.
In Wirklichkeit kränkte die Stichelei ihres Partners sie nämlich gar nicht. Ronnie wusste selbst am besten, dass viele ihrer männlichen Kollegen sie nicht ausstehen konnten – erstens, weil sie vielen einen Korb gegeben hatte. Zweitens, weil sie es zur Kripo geschafft hatte, während einige der Jungs, mit denen sie die Akademie besucht hatte, immer noch Knöllchen schrieben. Und drittens, weil die meisten wussten, dass sie sich nicht einschüchtern ließ.
Hinzu kam, viertens, dass Ronnie in das Ermittlerteam des Optical Evidence Program aufgenommen worden war. Wenn die Tests gut liefen, würden die Mitglieder dieser auf nationaler Ebene neu gebildeten Einheit eines Tages in jeder Strafverfolgungsbehörde der USA sitzen. Vorläufig jedoch war das noch Neuland. In ganz Amerika waren nur fünfhundert Ermittler ausgewählt worden – das war ein Verhältnis von eins zu zehn angesichts der fünftausend Testpersonen, denen man im Rahmen des Programms winzige Geräte ins Gehirn eingesetzt hatte. Diese Aufgabe war also sehr begehrt, auch wenn nur wenige Leute über den vollen Umfang dieses Experimentes informiert waren. Dass Ronnie eine der Auserwählten war, hatte sie unter den Kollegen zu Hause nicht beliebter gemacht. Aber das war ihr egal. Und eigentlich spielte es auch keine Rolle, denn sie hatte noch nie aktiv an einem entsprechenden Fall mitgearbeitet.
Aber heute vielleicht.
Der Gedanke blitzte auf, wie jedes Mal, wenn sie persönlich zu einem Fall gerufen wurde. Womöglich ging es diesmal wirklich um einen sehr speziellen Fall. Die Tatsache, dass sie und ihr Partner auf besonderen Wunsch hin ihren Zuständigkeitsbereich verließen, sowie der Fundort des Opfers legten nahe, dass heute tatsächlich der große Tag sein könnte. Ronnie holte tief Luft, denn Daniels sollte nicht merken, wie
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