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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Er eilte um den Tisch herum und klopfte dem Zauberer auf den Rükken. Rincewind hatte sich an seinem Bier verschluckt.
Der Gegengewicht-Kontinent!

    D rei Straßen entfernt legte ein alter Mann eine Münze ins vorbereitete Säurebad und beobachtete sie aufmerksam. Breitmann wartete ungeduldig. Das Zimmer erfüllte ihn mit Unbehagen: Es blubberte in kleinen Bottichen und Bechergläsern; in den Wandregalen zeigten sich die schattenhaften Umrisse von Schädeln und ausgestopften Unmöglichkeiten.
    »Nun?« fragte er.
»Diese Dinge darf man nicht überstürzen«, erwiderte der alte Alchimist mürrisch. »Solche Untersuchungen dauern eine Weile. Ah.« Er stieß die Untertasse an, auf der die Münze nun in grünlichem Schaum lag, zog dann ein Pergament heran und nahm einige Berechnungen vor.
»Außergewöhnlich interessant«, sagte er schließlich.
»Ist sie echt?«
Der Alte schürzte die Lippen. »Das kommt ganz auf die Definition des Begriffes ›echt‹ an«, entgegnete er. »Wenn du fragst, ob dieses Stück Metall unseren Fünfzig-Dollar-Münzen entspricht, so lautet die Antwort nein.«
    »Ich wußte es!« stöhnte der Wirt und wandte sich der Tür zu.
»Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt«, sagte der Alchimist. Breitmann drehte sich verärgert um.
»Was soll das heißen?«
    »Nun, weißt du, seit einiger Zeit ist unsere Währung nicht mehr das, was sie einmal war. Im Lauf der Jahre hat sich der Goldgehalt auf inzwischen vier von zwölf Teilen verringert. Um einen Ausgleich zu schaffen, benutzt man Silber, Kupfer…«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Diese Münze unterscheidet sich von unseren. Sie ist aus purem Gold.«
Breitmann stürmte nach draußen, und der Alchimist verbrachte einige Minuten damit, an die Decke zu starren. Nach einer Weile holte er ein kleines und sehr dünnes Pergament hervor, suchte in dem Durcheinander auf seiner Werkbank nach einem Stift und schrieb eine recht kurze, präzise Nachricht. Dann trat er an die Verschläge mit den weißen Tauben, schwarzen Hähnen und anderen Versuchstieren heran. Er wählte eine Ratte mit glänzendem Fell, rollte den Zettel zusammen, schob ihn in die Phiole am Hinterbein und ließ das Tier los.
Einige Sekunden lang beschnüffelte es den Boden und verschwand dann durch ein Loch in der Wand.
Etwa zur gleichen Zeit geschah es, daß eine auf der anderen Seite des Blockes wohnende und bis dahin erfolglose Wahrsagerin in ihre Kristallkugel blickte und einen Schrei ausstieß. Innerhalb von einer Stunde verkaufte sie ihren Schmuck, das magische Instrumentarium, den größten Teil der Kleidung und fast alle anderen Besitztümer, die nicht mit dem schnellsten zur Verfügung stehenden Pferd transportiert werden konnten. Später, als ihr Haus in Flammen aufging, starb sie in den Bergen von Morpork durch einen plötzlichen Erdrutsch – was beweist, daß auch der Tod Sinn für Humor hat.

    A ls die Briefratte durch das Labyrinth aus kleinen Tunneln unter der Stadt lief und dabei einem uralten Instinkt gehorchte, nahm der Patrizier einige Botschaften entgegen, die ihm am Morgen der Albatros gebracht hatte. Nachdenklich blickte er noch einmal aufs oberste Blatt und rief dann den Leiter seines Spionagekorps zu sich.
    In der Gebrochenen Trommel hörte Rincewind mit offenem Mund zu, während Zweiblum erzählte.
»Deshalb beschloß ich, mir alles mit eigenen Augen anzusehen«, sagte er gerade. »Acht Jahre lang habe ich dafür gespart. Aber es ist jeden Halbrhinu wert. Ich meine – hier bin ich. In Ankh-Morpork. Ich meine, in vielen Geschichten und Liedern rühmt man diese Stadt. Heric Weißklinge wanderte durch diese Straßen, ebenso wie Hrun der Barbar, Bravd der Mittländer und Schleicher… Es ist alles genauso, wie ich es mir vorgestellt habe.«
Rincewinds Gesicht ähnelte einer Maske aus begeistertem Entsetzen.
»Ich hielt es in Bes Pelargic einfach nicht mehr aus«, fuhr Zweiblum munter fort. »Dort saß ich den ganzen Tag über an einem Schreibtisch und rechnete Zahlenkolonnen zusammen. Es gab nur eine Rente, auf die ich mich freuen konnte. Wo bleibt da die Romantik? Zweiblum, dachte ich: entweder jetzt oder nie. Du brauchst dich nicht darauf zu beschränken, dir Geschichten anzuhören. Du kannst in jene fernen Länder reisen. Vergeude deine Zeit nicht mehr damit, im Hafen den Seeleuten zuzuhören. Nun, ich stellte ein Wörterbuch zusammen und buchte eine Passage auf dem nächsten Schiff zu den Braunen Inseln.«
    »Keine

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