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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Morpork-Docks – ihre Ladung bestand aus Korn, Baumwolle und Holz, und hinzu kam ein Anstrich aus Teer – standen bereits lichterloh in Flammen. Ihre Vertäuung verwandelte sich in Asche, und daraufhin trieben sie mit der Ebbe fort, entzündeten Villen und Lauben am Ufer und glitten wie langsam ertrinkende Glühwürmchen zum Meer. Funken segelten in der Brise und landeten weit entfernt in abgelegenen Gärten und trockenen Hinterhöfen.
    Der Rauch des fröhlichen Feuers stieg meilenweit hoch und bildete eine vom Wind zerfaserte Säule, die man auf der ganzen Scheibenwelt sehen konnte.
    Knapp zwei Wegstunden entfernt standen zwei Gestalten auf einer kühlen dunklen Hügelkuppe und beobachteten den Obelisken aus Qualm mit beträchtlichem Interesse.
    Der größere Mann knabberte an einem Hähnchenschenkel und stützte sich auf sein Schwert, dessen Länge an die Größe eines durchschnittlichen Menschen heranreichte. Eine Aura wachsamer Intelligenz umgab ihn – andernfalls hätte man ihn vielleicht für einen Barbaren aus der mittwärtigen Wildnis gehalten.
    Sein Gefährte war wesentlich kleiner und von Kopf bis Fuß in einen braunen Umhang gehüllt. Derzeit steht er völlig still, aber später werden wir sehen, daß er sich mit der leichtfüßigen Eleganz einer Katze bewegte.
    Während der letzten zwanzig Minuten hatten die beiden Männer kaum ein Wort gewechselt – abgesehen von einer kurzen Diskussion, die ohne schlüssiges Ergebnis blieb und bei der es um die Frage ging, ob eine besonders eindrucksvolle Explosion auf das zentrale Öllager oder die magische Werkstatt des Hexenmeisters Keribel zurückging. Ein riesiger Haufen Geld hing davon ab.
    Der Hüne leckte die letzten Fleischreste vom Knochen, warf ihn ins Gras und lächelte kummervoll.
»Schade um die kleinen Gassen«, sagte er. »Sie gefielen mir.«
    »Und die Schatzkammern«, murmelte der Kleine. Nachdenklich fügte er hinzu: »Ob Diamanten brennen? Man sagt, sie bestehen aus Kohle.«
    Der größere Mann ging nicht darauf ein. »Und dann das Gold. Jetzt schmilzt es und fließt durch den Rinnstein. Und der Wein. Kocht in den Fässern.«
    »Es gab Ratten in der Stadt«, erinnerte sich sein brauner Begleiter laut. »Ziemlich viele sogar.«
    »Ratten, ja. Läßt sich nicht leugnen.«
    »Und der Gestank. Im Hochsommer hielt man's dort nicht aus.«
    »Zugegeben. Trotzdem wird einem irgendwie, äh, anders ums Herz. Ich meine…«
    Der Hüne brachte den Satz nicht zu Ende, aber kurz darauf erhellte sich seine Miene. »Wir schulden dem alten Fredor vom Scharlachroten Blutsauger acht Silberlinge«, sagte er. Der kleine Mann nickte.
    Sie schwiegen, während mehrere Explosionen eine rote Furche durch ein bis dahin dunkles Viertel der Scheibenwelt-Metropole brannten. Dann verlagerte der Große das Gewicht von einem Bein aufs andere.
    »Schleicher?«
    »Ja?«
    »Wer mag dafür verantwortlich sein?«
    Der kleine Schwertkämpfer namens Schleicher gab keine Antwort. Er spähte durchs rötliche Zwielicht, und sein Blick galt der Straße. Nur wenige Reisende waren aus jener Richtung gekommen, denn das DeosilTor gehörte zu den ersten Pforten, die in einer Wolke aus glühender Asche einstürzten.
    Doch jetzt näherten sich zwei Personen. Schleichers Augen hatten sich längst daran gewöhnt, im Halbdunkel ebensogut zu sehen wie am helllichten Tag, und sie erkannten zwei Reiter, denen ein kleines Tier folgte. Zweifellos handelte sich um reiche Kaufleute, die zumindest mit einem Teil ihres Besitzes geflohen waren. Schleicher richtete entsprechende Worte an den Hünen, der leise seufzte.
    »Nun, eigentlich sind wir keine Wegelagerer«, erwiderte der Barbar. »Aber eins steht fest: Die Zeiten sind hart, und heute nacht erwarten uns bestimmt keine weichen Betten.«
    Er schloß die Hand fester um das Heft des Schwerts. Als der erste Reiter herankam, trat er auf die Straße, hob die Hand und trug einen Gesichtsausdruck zur Schau, der sowohl beruhigend als auch drohend wirken sollte.
    »Entschuldige bitte, Herr«, begann er.
    Der Reiter zügelte sein Pferd und schob die Kapuze zurück, woraufhin der Hüne eine Miene sah, in der sich mehrere leichte Verbrennungen und die Reste eines versengten Barts zeigten.
    »Hau ab!« knurrte der Reiter. »Du bist Bravd der Mittländer 1 , nicht wahr?«
    Bravd spürte, daß man ihm die Initiative gestohlen hatte. »Geh mir aus dem Weg, hast du verstanden?« fuhr der Fremde fort. »Ich habe jetzt keine Zeit für dich, kapiert?«
    Er sah sich um und

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