Die Farben der Sehnsucht
Frage formulieren sollte. Nach einer kurzen Pause stieß er hervor: „Ich möchte, dass du zu Dempsey Import s zurückkommst.“
Seine Worte schockierten sie, und Colette schüttelte ganz automatisch den Kopf. „Das kann ich nicht.“
Als die Ampel auf Grün sprang, überquerten sie die Straße und gingen – ohne ein besonderes Ziel – weiter den Weg entlang.
Christian wartete, bis sie auf der anderen Seite angelangt waren. „Ist es wegen der Geschichte zwischen uns?“
„Christian“, murmelte sie und war sich mit einem Mal sicher, dass er doch noch nichts über ihren Brief an die Behörden wusste. „Es würde nicht funktionieren. Das ist bedauerlich, und ich fühle mich schlecht, aber die Nacht wird immer zwischen uns stehen.“
„Und der Tag.“
Er schien es darauf anzulegen, ihre Verlegenheit noch zu steigern.
„Also gut … und der Tag“, gab sie zu. „Es spielt keine Rolle. Wir können nicht mehr zusammenarbeiten.“
„Okay“, entgegnete er widerstrebend. „Ich habe eingesehen, dass ich mich nach den Weihnachtsferien falsch verhalten habe. Unsere Beziehung zueinander hatte sich verändert, und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.“
Das war nicht das Einzige , was sich geändert hatte, dachte sie bitter.
„Ich habe versucht, so zu tun, als wäre zwischen uns alles beim Alten“, fuhr er fort. „Doch das war es nicht … ist es nicht. Du hast deinen Standpunkt deutlich gemacht. Wir müssen die Angelegenheit jetzt wie zwei erwachsene Menschen besprechen und uns einigen.“
„Ich möchte aber nicht darüber reden. Und es gibt nichts, worüber wir uns einigen müssten. Wir haben einen bedauerlichen Fehler gemacht. Schieb die Schuld auf den Champagner oder die sentimentale Weihnachtsstimmung.“
Er hob die Augenbrauen.
Colette starrte auf den Gehweg. „Entschuldigung“, flüsterte sie. „Alles hat sich verändert, Christian. Ich kann nicht einfach wieder als deine Assistentin arbeiten.“
„Warum können wir beide das, was nach der Weihnachtsfeier passiert ist, nicht als Ausrutscher betrachten und es da bei belassen? Du bist eine fähige Mitarbeiterin. Die Firma braucht dich.“
„Die Firma?“, fragte sie.
Er atmete langsam aus. „Ich brauche dich“, murmelte er. „Und ich möchte, dass du zurückkommst.“
Jetzt sollte sie sich wohl geschmeichelt fühlen. Christian Dempsey gab sehr selten zu, jemanden oder etwas zu brauchen. „Es geht nicht“, sagte sie und meinte es auch so. „Wir können nicht ungeschehen machen, was passiert ist. Kannst du das nicht verstehen?“ Er konnte nicht ernsthaft von ihr erwarten, dass sie wieder seine Termine, seine Reisen und sein Date s organisierte. Und sobald er herausfand, dass sie die Behörden informiert hatte, würde er sie sowieso feuern.
Er antwortete nicht.
„Wie hast du mich gefunden?“, fragte sie.
„Warum? Hast du dich versteckt?“
„Nein …“
„Das war gar nicht so schwierig. Ich habe die Buchhaltung angewiesen, deine Bank zu kontaktieren und deine neue Adresse ausfindig zu machen – um dir die Entlassungspapiere zu schicken.“
Sie zuckte die Schultern und kam sich töricht vor. Doch sie konnte nicht anders – sie musste noch eine Frage stellen. „Hast du schon einen neuen Assistenten eingestellt?“ Sie hätte ihre Kollegen und Freunde fragen können, doch in der Firma grassierten bestimmt die wildesten Gerüchte, warum sie Hals über Kopf gegangen war – deshalb hatte Colette bisher niemanden bei Dempsey Import s angerufen. Mit ihnen in Kontakt zu treten und sie nach Informationen zu fragen, war der letzte Ausweg.
„Lloyd York“, antwortete Christian nun.
„Lloyd“, wiederholte sie leise. Vergeblich versuchte sie, sich ein Gesicht zu dem Namen vorzustellen. „Ich kenne ihn nicht.“ Soweit es möglich war, hatte Christian es sich zur Gewohnheit gemacht, für etwaige Beförderungen oder neu zu besetzende Posten Angestellte innerhalb seiner eigenen Firma anzusprechen.
„Er ist eine Aushilfskraft.“
Colette riss die Augen auf. Christian konnte es nicht leiden, Personal von Zeitarbeitsfirmen zu beziehen, und bisher hatte er es auch konsequent vermieden. Die Tatsache, dass er außerhalb der Firma nach einem Assistenten gesucht hatte, unterstrich Colettes Meinung nach nur noch seine Schuld. Was sie jedoch nicht verstand, war, warum er sie zurückholen wollte. Sicherlich war er sich der Gefahr bewusst, dass sie früher oder später dahinterkommen würde, bei welch schmutzigen Geschäften er
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