Die Farben der Sehnsucht
die Dessertkarte vertieften. Alles klang köstlich, und Colette geriet ernsthaft in Versuchung, lehnte jedoch am Ende ab und bestellte sich stattdessen einen Tee. Christian schloss sich ihr an.
Bald darauf beglich er die Rechnung, und sie brachen auf, um nach Seattle zurückzufahren.
Auf dem Weg zurück schlief Colette ein – obwohl sie ihr Bestes versucht hatte, wach zu bleiben. Aber im Auto war es angenehm warm, die Fahrt verlief ruhig und sanfte Musik drang aus den Lautsprechern.
Als Christian schließlich auf die Blossom Street bog, wachte sie plötzlich wieder auf und fühlte sich einen Moment lang orientierungslos. Sie warf einen Blick auf sein markantes Profil und betrachtete dann die vertraute Straße.
Statt wie zuvor in der Blossom Street zu parken, fuhr er in die kleine Seitenstraße und hielt nahe des Hintereingangs ihres Apartments. Er stellte den Motor ab, und sie saßen im Dunkeln. Es schien, als hätten sie einander nichts mehr zu sagen.
Ein Gefühl der Traurigkeit überkam sie, und sie bedauerte, dass ihr Verhältnis auf das hier zusammengeschrumpft war – Geheimnisse, die sie voreinander hatten, Lügen, die sie sich gegenseitig erzählten.
„Christian, hör mir zu …“, begann sie. Doch er unterbrach sie.
„Bevor du anfängst, würde ich gern etwas sagen, wenn du damit einverstanden bist.“
„Ja, schon gut, fang an.“
„Wir sind uns einig, dass unsere … Liaison – mir fällt gerade kein besserer Begriff ein – niemals hätte geschehen dürfen“, sagte er. Er schien seine Worte sehr sorgfältig zu wählen.
Sie nickte.
„Es war ein Fehler“, sagte er leise, „und ich entschuldige mich dafür.“
„Mir tut es auch leid.“ Christian sollte nicht die ganze Verantwortung für etwas übernehmen, bei dem sie so willig mitgespielt hatte. „Bitte, Christian, ich möchte lieber nicht weiter darüber reden.“
„Ich habe inzwischen eingesehen, dass ich niemals meiner …“
„Christian.“ Sie legte ihre Hand auf den Türgriff, um diese unangenehme Situation möglichst schnell zu beenden. Er konnte nichts sagen, was sie sich selbst nicht schon hundertmal gesagt hätte. „Das hier bringt keinen von uns weiter. Es ist passiert. Wie du sagtest, hätte es nicht passieren sollen, aber es ist nun einmal so. Ich mache dir keine Vorwürfe, und ich hoffe, dass du mir auch keine machst.“
„Natürlich nicht.“
„Fein. Dann sollten wir es dabei belassen. Du hast gesagt, du möchtest, dass unsere gemeinsame Zeit einen positiven Ausklang findet. Das ist uns gelungen. Es ist vorbei. Ich wünschte, es müsste nicht enden. Aber ich kann nicht Teil von dem sein, was du tust.“
„Und ich akzeptiere das.“
Sie öffnete die Tür. „Dann heißt es jetzt Lebewohl.“
„Ja.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein raues Flüstern.
Sie wollte aussteigen.
„Colette“, sagte er. Er ergriff ihre Hand und hielt sie zurück. „Wenn du irgendetwas brauchst, ruf mich an.“
Sie schüttelte den Kopf. „Danke, aber nein.“
Sogar in der Dunkelheit glaubte sie zu spüren, dass er lä chelte. „Irgendwie habe ich mir schon gedacht, dass du das sagen würdest.“
„Pass auf dich auf, Christian.“
„Du auch auf dich.“
„Es tut mir leid“, sagte sie. „Es tut mir wirklich leid. Also … alles.“
Christian ließ ihre Hand los. „Ich habe es ernst gemeint, Colette. Wie versprochen werde ich dich nicht mehr belästigen.“
Sie schluckte, nickte langsam, unfähig, etwas zu sagen.
„Ich wünsche dir nur das Beste“, fügte er hinzu.
Er öffnete die Fahrertür, und die Innenleuchte erhellte einen Teil der Seitenstraße mit ihren Parkbuchten und den kahlen Bäumen. Dann ging er um das Auto herum zur Beifahrerseite und half Colette aus dem Wagen, wobei seine Hand die ihre länger und fester umschloss, als nötig gewesen wäre.
Einen Moment lang schien es, als würde er sie küssen wollen. Doch stattdessen wich er zurück und ließ ihre Hand los. Colette suchte in ihrer Tasche nach dem Schlüssel. Als sie wieder aufsah, war sie sich ganz sicher, dass dies das letzte Mal sein würde, dass sie Christian Dempsey sah.
Er nickte ihr zu und stieg dann in den Wagen. Dort wartete er noch, bis sie die Tür aufgeschlossen hatte, bevor er in der Nacht verschwand.
15. KAPITEL
„… es gibt keine Strick-Polizei.“
– Stephanie Pearl-McPhee aus ihrem Buch Knitting Rules!, Storey Publishing, 2006
Lydia Goet z
Von dem Moment an, in dem ich an diesem Morgen das A Good Yar n betrat, bis
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