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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gestorben und gestern begraben worden. Sie sind seine Universalerbin, und er trug mir kurz vor seinem Tode auf, nach dem Begräbnisse zu Ihnen zu gehen, damit Sie sich darnach richten könnten. Adieu!«
    Er geht. Sie hat die Thür erfaßt und lehnt an derselben, kaum fähig, sich aufrecht zu erhalten. Sie ist nicht im Stande, ein Wort auszusprechen, um den Mann zurückzurufen; sie zittert am ganzen Körper, und ihr Athem stockt unter dem Schreck, den die Botschaft ihr verursacht hat.
    »Mein Gott,« haucht sie endlich, »ist das denn nur möglich! Er ist todt und ich habe ihn nicht zuvor gesehen; er ist schon begraben und ich bin nicht dabei gewesen? Welch eine Beruhigung wäre es für mich gewesen, mit eigenen Augen zu sehen, daß mein Todfeind keine Macht mehr über mich hat!«
    Sie ahnt nicht, daß ihr mit diesen Worten ein unbewachtes Geständniß entschlüpft; auch zeigt sie in diesem Augenblicke nicht die geringste Spur von Beruhigung, und als sie nun in das Zimmer zurückkehrt, liegt eine beinahe leichenhafte Blässe auf ihrem Angesicht, und ihre Augen suchen wie angstvoll nach dem Bilde, als könne sie es mit dem Originale auch verloren haben.
    »Was ist nun zu thun? Ich kann nicht fort und muß doch fort. Daß auch Christine gestern gehen mußte!«
    Sie schreitet wie fieberhaft aus einem Raume in den andern; sie sinnt und sinnt, was sie beginnen solle und bemerkt nicht, daß sie sich dabei zur Reise ankleidet. Endlich lockt sie die Katzen, welche sie in einem der oberen Zimmer einschließt, steckt das nöthige Geld zu sich und sieht sich auch jetzt noch rathlos dem so plötzlich über sie hereingebrochenen Ereignisse gegenüber.
    »Was thue ich nur mit den Schlüsseln? Ich mache es wie früher, als wir noch in Wiesenthal wohnten und ich täglich mit ihm promeniren ging, ich lege die Schlüssel auf den Sekretär, laß das Zimmer unverschlossen und plazire den Entréeschlüssel hinter das herangezogene Parterrefenster. Ein Fremder findet sie nicht, und wenn Christine zurückkehrt, kann sie in das Haus.«
    Sie führt diesen Vorsatz aus und wandert dann der Haltestelle zu. Dort braucht sie nicht lange auf den nächsten Zug zu warten. Sie steigt ein, erreicht die kleine Station und setzt hier ihre Wanderung fort, bis sie am Hause des Verstorbenen steht. Es ist ihr, als sei sie in der Heimath angelangt. Sie geht durch das offene Gitterthor und klingelt. Kein Mensch läßt sich hören. Da stößt sie das Fenster auf und findet den Schlüssel. Sie öffnet und tritt aus dem Flur in das Zimmer.
    Hier weht es sie an wie Geisterhauch; es ist ihr, als webten die zurückgelassenen Grüße des Todten in der lautlosen Stille, und sie sinkt erschüttert in einen Sessel.
    Hier hat er gelebt und geathmet. Mit einem Fluche auf den Lippen oder mit einem segnenden Worte für sie? Gewiß hat er wenigstens an seinem Ende ihrer freundlich gedacht, sonst hätte er ihr nicht ein so reiches Erbe hinterlassen. Und welche zarte Schonung von ihm, daß er sie seinen Tod erst nach der aufreibenden Beerdigung hat wissen lassen! Hat sie das Alles an ihm verdient? Die Vergangenheit geht an ihr vorüber, und zum ersten Male kommt ihr die Erkenntniß, daß sie gefehlt, unverantwortlich gefehlt habe. Sie denkt der einsamen Jahre, die sie vertrauert hat, an ihren Haß gegen ihn, der so wenig ächte Weiblichkeit und Demuth bei ihr gefunden, und sie möchte Alles hingeben für einen einzigen jener glücklichen Tage der Liebe, möchte hinauseilen auf den Kirchhof und ihn mit den Händen aus der Erde scharren, wenn er dadurch wieder lebendig werden könnte.
    So sitzt sie da und klagt sich an, giebt sich allein die Schuld, bis sie durch ein dumpfes Heulen aus ihrem Sinnen geweckt wird. Sie erhebt sich und geht hinaus, um den Verschlag zu öffnen, aus welchem die Töne kommen. Es fehlt ihr der Schlüssel. Sie kehrt zurück und sucht, bis sie das Gesuchte auf dem Schranke findet. Als sie öffnet, springen ihr seine Lieblinge dankbar freudig entgegen. Er hat sie gepflegt, sie sind seine einzigen Freunde gewesen, und so läßt sie sich ihr zutrauliches Schmeicheln gefallen und findet, daß es gar keine so schlimmen »Bestien« sind, wie sie sich immer eingebildet hat.
    »Ihr habt den Herrn verloren,« tröstete sie, als könnten sie ihre Worte verstehen, »und Ihr sollt eine gute Herrin an mir finden. Ich nehme Euch mit nach Hause.«
    Sie sucht in der Küche nach Eßbarem, und als sie es gefunden hat, füttert sie einen nach dem andern, und es ist ihr, als

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