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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erweise sie damit dem Hingeschiedenen selbst eine Liebe.
    Nun geht sie an das Durchsuchen der Zimmer. Ihr geübter Blick erkennt zwar sofort, daß hier eine weibliche Hand gefehlt habe, aber sie sieht doch Alles in einer anmuthenden Nettigkeit, für welche sie dem so Verhaßten gar keinen Sinn zugetraut hätte. Als sie den Geldschrank öffnet, findet sie aus den sorgfältig geführten Büchern den Beweis, daß sie ihn mit ihrer höheren Steuerklasse doch nicht ausgestochen habe. Sie zieht jedes Fach hervor und sieht nun auch ihre Photographie unter einer Menge von Andenken, die sich nur auf ihre Person beziehen. Alles zeugt davon, daß er sie oft hervorgezogen und betrachtet habe.
    »Er hat mich lieb behalten, und ich – – o ich undankbares, treuloses Geschöpf!«
    Sie schlägt die Hände vor die Augen und weint, weint bitterlich über ihre Verblendung, so daß die Hunde sie ganz verwundert anblicken und ihr herzzerreißendes Schluchzen mit keinem Laute unterbrechen. Sie küßt die Bücher, in denen seine Augen geruht und über welche seine Hände geglitten; sie nimmt sein Brustbild von der Wand und drückt es inbrünstig an ihr Herz, als ob es der Todte selber sei; sie muß Alles in die Hände nehmen, was er berührt und getragen hat, und immer ruft sie aufs Neue:
    »Wie wollte ich jetzt ganz anders sein, wenn ich ihn noch lebend sehen könnte!«
    So vergeht die Zeit. Sie denkt an keine der Formalitäten, die sie zu erfüllen hat; sie weiß ja auch nur Wenig oder gar Nichts von ihnen und denkt erst an den Aufbruch, als ihr keine Frist mehr übrig bleibt.
    »Jetzt muß ich fort; aber morgen komme ich wieder!«
    Sie nimmt alle Papiere und Sachen von Werth an sich, ruft die Hunde und verschließt das Haus gerade so, wie sie das Ihrige verschlossen hat. Freudig umsprungen von den vierbeinigen Gefährten, die froh sind, ihre Freiheit wieder erlangt zu haben und ihr willig folgen, schreitet sie durch die Abenddämmerung der Haltestelle zu. Sie ahnt nicht, daß diese Willigkeit der Thiere durch die Spur zu erklären ist, die sie von ihrem Herrn gefunden haben. Sie läßt sich auch nicht beirren durch die verwunderten Blicke, welche man ihr wegen einer so zahlreichen und seltenen Begleitung zuwirft. Sie löst für dieselben die nöthigen Billets und steigt, als der Zug kommt, mit einem Gefühle ein, als sei sie durch den Schmerz um den Verstorbenen und die Reue über ihre Fehler von einem Drucke befreit, dem sie im Laufe der Zeit ganz sicher noch erlegen wäre. –
III.
    Der Rentier August Hildebrandt kommt mit seinen Katzen wohlbehalten zu Hause an. Er hat für den Transport derselben von dem Haltepunkte bis nach Wiesenburg einen zweiten Fuhrmann genommen, der ihm die Körbe in den Flur setzt und sich dann mit seiner Bezahlung entfernt.
    Christian ist noch immer nicht da, doch findet Hildebrandt Alles scheinbar unberührt. Nur als er die Hunde aus ihrem Gewahrsam befreien will, sind sie verschwunden. Die Thür ist verschlossen gewesen; sie müssen also durch das Fenster, welches er der nöthigen Luft wegen offen gelassen hat, gesprungen sein. Jedenfalls haben sie seine Spur verfolgt und werden morgen zurückkommen. Ueberhaupt würde ihm ihre Abwesenheit sonst viel mehr Sorge bereitet haben als heut, wo er sich körperlich und geistig angegriffen fühlt. Er öffnet die Körbe, um den Katzen ihre Freiheit zurückzugeben, versorgt die hungrigen Thiere mit Nahrung und legt sich dann zur Ruhe, die ihm aber noch lange versagt bleibt, denn die Ereignisse des vergangenen Tages ziehen in bald freundlichen, bald drohenden Gestaltungen an ihm vorüber und scheuchen den Schlaf von seinen Augen.
    Als er erwacht ist es bereits Mittag. Er erhebt sich und betritt das Wohnzimmer. Die Abwesenheit des Dieners gebietet ihm, die diesem obgelegenen Verrichtungen nun selbst zu übernehmen.
    »So ists mit fremden Leuten,« seufzte er. »Sie haben kein tieferes Interesse an dem Wohle der Herrschaft und handeln nur nach ihrem eigenen Vortheil. Wäre ich damals nicht so streng gewesen, so hätte eine Versöhnung ganz sicher stattgefunden, sie hätte sich nicht zu Tode gehärmt und ich könnte mich einer behaglichen Häuslichkeit erfreuen. Der Mensch ist das obstinateste Geschöpf, welches ich kenne!«
    Die Katzen streichen durch das Haus; sie finden die Herrin nicht und kommen mit leisen Klagelauten zu ihm.
    »Ihr werdet sie nie wiedersehen, ihr armen Thiere, und sie mit der Zeit vergessen; ich aber werde immer an sie denken müssen unter

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