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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ein Sonntagskind und hatte schon gar Manches gesehen, wovon Andre keine Ahnung zu haben pflegen. Und endlich hatte er einen ganz außerordentlichen Pik auf Hahnemann, den Pächter eines halbwegs zwischen der Stadt und einem dreiviertel Stunde von ihr entfernten Dorfe gelegenen Gasthofes.
    Hahnemann war arm und Wadenbach sehr reich; aber dennoch wagte Heinrich, der Sohn des Ersteren, sein Auge zu Marie, der Tochter des Letzteren zu erheben, und die beiden jungen Leute hatten sich so lieb, daß alles Zanken und Raisonniren von Seiten Wadenbachs umsonst war. An die Armuth Heinrichs hätte er sich nicht sehr gestoßen; denn dieser war brav und besaß den besten Ruf; aber der alte Hahnemann war ein Spaßvogel
par excellence,
hatte alle möglichen Pfiffe und Kniffe im Kopfe und war in letzter Zeit durch dieselben so in Ruf und Beliebtheit gekommen, daß der Färber Gefahr für seine vierzipfelige Mütze sah. Er, der sich mit Stolz den größten Spaßvogel der Umgegend nennen hörte, hätte es wohl sehr schwer verwinden können, wenn ein Anderer und nun gar dieser malitiöse Hahnemann, der natürlich auch Mitglied des Clubs war, ihn von seinem Ehrenplatze verdringt hätte.
    Deßhalb hatte er vorhin Marie so streng ins Gebet genommen; aber das Mädchen, welches die Gutmüthigkeit des Vaters kannte, ließ sich bei dem halb zornigen, halb komischen Verweise des Vaters nicht Angst werden, und kaum war derselbe zur vordern Thüre hinaus, so ließ sie ihren Heinrich zur hinteren herein, um ihm in Gegenwart der nachsichtigen Mutter zum hundersten Male zu sagen, daß sie ihn nicht leiden könne.
    »Habe ich nicht Recht gehabt?« fragte am andern Morgen beim Kaffeetrinken der Färber. »Hahnemann ist mit mir Candidat geworden, und ich kann nur die Ohren spitzen, daß ich nicht vom Schemel falle.«
    »Du wirst Dich doch nicht etwa von ihm zum Narren halten lassen?« antwortete seine Frau.
    »Mühe wird er sich freilich geben; aber da man das weiß, so wird es ihm schwerlich gelingen.«
    »Von Dir weiß er es ebenso gut, und so wird es auch Dir nicht sehr leicht werden.«
    »Habt nur keine Sorge! Ich werde ihn so gemüthlich aufs Eis führen, daß er es erst merken wird, wenn er anfängt, Purzelbäume zu schlagen.«
    »Wie willst Du das anfangen?«
    »So was darf man Euch Frauenzimmern nicht auf die Nase binden. Ich glaube, das Mädel wäre im Stande, mir den ganzen Spaß zu Wasser zu machen.«
    »Ja, wenns Bier wäre, ließest Du Dirs wohl eher gefallen?«
    »Das versteht sich; aber Chemnitzer Schloß müßte es sein; da laufe ich zwei Meilen darnach!«
    »Oder gar rother Pommerranzen.«
    »Ob Du nicht schon wieder den Schnabel vorn hast! Ich würde mich den Kukuk um den rothen Pommeranzen bekümmern, wenn meine Hämorrhoiden nicht wären.«
    »Ja, die sind an Vielem Schuld!« lachte das Mädchen.
    »Der Heinrich hat wohl noch nicht drüber geklagt?« fragte boshaft der Alte und brachte sie durch diese Frage sofort zum Schweigen.
    Am andern Tage bekam Hahnemann einen Brief von seinem in einer entfernten Garnison stehenden Sohne, in welchem derselbe bat, ihn mit dem Schlitten vom Bahnhofe abzuholen. Er hatte sich einen mehrtägigen Urlaub erbeten und freute sich königlich auf den Maskenball, welchen der Zipfelmützenverein auf Aschermittwoch abhalten wollte.
    »Das paßt mir auch schlecht. Da muß ich vier Stunden weit in Sturm und Schneegestöber fahren und werde mir eine rothe Nase holen, so schön zinnoberig, wie sie der Wadenbach hat, und dazu grad am Fastnachtsdienstag, wo jede Viertelstunde angerechnet ist!«
    »Zanke nicht, Alter,« begütigte Frau Hahnemann; »der Junge ist ein ganzes Jahr nicht zu Hause gewesen und will uns doch auch ‘mal sehen. Wenn Du keine Lust hast, so kann ja der Heinrich fahren.«
    »Das wäre ‘was! Der Fritz ist Unteroffizier und schon werth, daß ich ihn selber hole!«
    Damit war die Sache abgemacht. Obgleich der Dienstag sich höchst stürmisch anließ, schirrte Hahnemann doch den Braunen ein und brachte schon zu früher Morgenstunde die Einwohner des Städtchens mit seinem Schellengeläute und dem Knalle des Hetzkollers in Alarm. Auch Wadenbach steckte den Kopf durch die halbgeöffnete Thür und winkte dem Dahertrabenden Halt zu. Der Wink wurde befolgt.
    »Was giebt es?«
    »Wo soll denn die Reise hingehen?«
    »Ich will meinen Sohn, den Korporal von der Bahn abholen.«
    »Ach so. Weißt Du was, Gevatter, Du könntest mir ‘nen Gefallen thun?«
    »Welchen?«
    »Ich brauche verschiedene Farben,

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