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Die Feen - Hallmann, M: Feen

Die Feen - Hallmann, M: Feen

Titel: Die Feen - Hallmann, M: Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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Privilegien.
    Benny überlegte kurz. Bliebe er, würde er in der vierten anfangen – also dieses Jahr in einem Sechsbettzimmer schlafen, die beiden nächsten im Vierbettzimmer. Nein, danke. Leute strengten ihn schon genug an, wenn er den halben Tag lang mit ihnen zu tun hatte, er hatte keinen Bedarf, vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, mit Typen eingepfercht zu sein, die möglicherweise so waren wie Alasdair oder eine ältere Version des eifrigen kleinen Gerome. Scheinbar aufmerksam musterte er einen Wandteppich, der ein wenig zu verschlissen und blass war, um noch von Pracht sprechen zu können, und ließ sich weiter zurückfallen. Da keuchte von hinten Gerome heran wie eine übereifrige kleine Dampflok. Ehe er ihn überholen konnte, packte Benny ihn am Arm. »He«, sagte er leise. »Wo ist denn das Büro dieser Direktorin?«
    Gerome starrte ihn an, als hätte er gedroht, ihn ohne Umschweife aus dem nächstbesten Fenster zu werfen. »Dort hinten den Gang lang, dann die Treppe … ich … ich kann das nicht gut beschreiben. Und …«
    »Die sind ein bisschen bescheuert hier, oder?«, erkundigte sich Benny. »Musst du diesen Typen wirklich Sir nennen? Was soll denn das?«
    Geromes entsetzter Blick vermittelte ihm das deutliche Gefühl, dass der Kleine nicht weniger Wert auf seine Gesellschaft legen könnte, wenn er mit der Pest infiziert wäre. »Das ist die korrekte Anrede für Schüler höherer Jahrgänge«, presste er heraus.
    »So.« Benny verzog das Gesicht. »Dann musst du mich also auch mit Sir anreden?« Was ihn dazu trieb, den Zwerg zu quälen, wusste er selbst nicht, normalerweise hackte er nicht auf Kleineren herum. Jedenfalls nicht sehr oft.
    Gerome blinzelte. »Ja … Sir.«
    »Kommst du dir dabei nicht dämlich vor?«, hakte Benny unerbittlich nach.
    »Und was geht dort hinten vor, wenn ich fragen darf?«, hallte Alasdairs Stimme durch den Korridor.
    Hastig riss sich Gerome los und verschwand in der Masse dunkelblauer Uniformen. Benny seufzte. »Nichts«, sagte er, gerade laut genug. »Gar nichts. Ich wollte nur wissen, wo hier ein Klo ist.«
    Mit einem Kopfnicken deutete Alasdair den Gang hinunter. »Neben den Schlafsälen. Ich gehe aber davon aus, dass du in der Lage bist, es noch eine Weile auszuhalten.«
    »Echt nicht«, bedauerte Benny. »Ich muss schon die ganze Zeit wirklich dringend. Tut mir fürchterlich leid.«
    »Mit Sicherheit«, versetzte Alasdair kalt, drehte sich um und bog um eine Ecke. Die anderen folgten ihm.
    Benny blieb stehen. War das nun eine offizielle Erlaubnis oder nicht? Im Grunde genommen ja auch egal. Er drehte einfach auf dem Absatz um, trabte an den Toiletten vorbei und die Treppe zur Halle hinunter.
    Und nun? Der See fiel ihm ein. Warum sich nicht ein wenig die Beine vertreten, während sein Vater unnötige Gespräche mit einer Direktorin führte, die Benny in wenigen Stunden nichts mehr angehen würde? Sollte er ruhig noch ein bisschen schottischen Akzent imitieren, über die Probleme seines Sohns schwadronieren und dann feststellen, dass besagter Sohn nicht daran dachte, sich mit lauter kleinen Kindern brav in dieser lausig kalten Burg herumführen zu lassen, eine dämliche Schuluniform zu tragen und in einem Zimmer mit fünf fremden Internatszombies zu schlafen.
    Vorbei an den Bussen, raus aus dem Tor, im Vorbeigehen einmal auf den Leihwagen geklopft, ganz kameradschaftlich, man kannte sich ja inzwischen – nachher, wenn sie zurückfuhren, würde ihm der vorhin noch so fremde Geruch im Wageninneren wahrscheinlich schon ganz vertraut vorkommen. Dann der Rückweg in eisigem Schweigen, in Inverness den Flüchen seines Vaters über den Linksverkehr lauschen, in irgendeiner kleinen Pension übernachten. Und morgen früh nach Hause. »Was für ein blödsinniger Ausflug«, brummte er. »Einmal Schottland und zurück.« Seine Laune hob sich spürbar. »Sir«, näselte er im Vorbeigehen einen struppigen kleinen Baum an. »Es heißt Sir Benny! Schließlich bin ich in einer höheren Klasse als du.«
    Der See lag noch immer bleigrau und stumm da, aber aus der Nähe sah Benny, wie die feinen Regentröpfchen seine Oberfläche mit winzigen Explosionen sprenkelten – es sah aus, als zittere auch er in der Kälte. Gern hätte er seine Jacke geholt, aber die lag im verschlossenen Wagen. Genau wie der MP 3-Player, fiel ihm ein, den hatte er vorhin auf Wunsch seines Vaters im Handschuhfach verstaut, bevor sie ausgestiegen waren. Sei’s drum, dachte er und suchte nach

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