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Die Fehler-Raeuber

Die Fehler-Raeuber

Titel: Die Fehler-Raeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlueter
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aber seine Beine waren zu kurz. Es konnte mit der Ministerin unmöglich Schritt halten. Und nach wie vor gab es hier nicht einen einzigen Fehler, über den Mörfi hätte surfen können.
    „Verflixter Falschfehler!“, stöhnte Mörfi. „Ich darf sie nicht verlieren.“
    Zwar wusste Mörfi, wo sich das Büro der Ministerin befand, aber die Ministerin ging nicht in diese Richtung. Stattdessen bog sie plötzlich ab und stieg eine Treppe hinunter. Wohin wollte sie? Was befand sich dort unten?
    Mörfis Puls begann zu rasen. Was sollte es nur tun, wenn die Zengel es nun tatsächlich zu den Fehlerwerfern führten? Mörfi konnte unmöglich alle allein tragen.
    Die Ministerin war an einer Tür angelangt, die sich unterhalb der Treppe befand. Sie schloss sie auf, betrat den Raum. Mörfi konnte es von der Treppe aus durch die Stufen hindurch sehen, würde es aber nicht mehr rechtzeitig schaffen. Ehe Mörfi die Treppe hinuntergehopst war, würde die Ministerin längst die Tür hinter sich geschlossen haben.
    Im Bruchteil einer Sekunde hatte Mörfi sich entschieden, es zu wagen! Blitzartig riss es seinen bengalisch-roten Mantel auf, hielt ihn weit gespannt wie ein Vogel seine Flügel. Dann schlüpfte es durch die Treppenstufen hindurch und sprang ab. Mörfi segelte wie mit einem feuerroten Fallschirm durch den Raum. Nur leider nicht so elegant.
    Eher wirbelte es durch die Luft wie ein Stückchen Papier in einem Orkan.

    „Oh je, je oh!“, jammerte Mörfi. „Dreimal gegürgelte Grutze! Wie konnte ich nur von der Trippe sprengen? Oh nein, oh nein!“
    Hart landete das kleine Fehlerteufelchen auf dem frisch gebohnerten Fußboden. Es schrie laut auf, stellte dann aber erleichtert fest, dass es sich nicht wirklich verletzt hatte. Nur einige blaue Flecken würden zurückbleiben.
    Vor ihm schloss die Ministerin gerade die Tür. Mörfi sprang auf, spurtete so schnell es konnte und schaffte es in letzter Sekunde bäuchlings durch den schmalen Spalt der Tür hindurchzuschlittern, bevor sie vollends zuklappte. Ehe Mörfi abbremsen konnte, sah es schon das nächste Unheil auf sich zukommen. Mörfi ahnte, wo die Fehlerwerfer versteckt waren: An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein riesiger Safe. Die Ministerin stand davor, öffnete ihn und nahm einen kleinen Stapel Papier heraus.
    Die Zengel kletterten ihr auf den Kopf und schauten in den Safe hinein. Aufgeregt unterhielten sie sich miteinander. „Es muss zu meiner Überraschung festgestellt werden, dass von den in Gewahrsam genommenen sogenannten Fehlerwerfern keiner abhanden gekommen zu sein scheint“, stellte einer der Zengel fest.
    Mörfis Magen begann sich schon wieder zu verkrampfen. Die Zengel sprachen einfach zu schrecklich. Doch entscheidend war: In dem Safe lagen die gesuchten Fehlerwerfer!
    Es konnte keinen besseren Ort für die Zengel geben als diesen, an dem es einen Tresor gab, aber keine Fehler. Ein Ort, an dem jeder Fehler ausgemerzt oder vertuscht wurde. Ein Ort, an dem zudem noch Formulare, Anweisungen und Zeugnisse aufbewahrt wurden, die den jungen Menschen jegliche Fehler bei Strafe verboten! Es war mehr als logisch, dass die Zengel die Fehlerwerfer hier versteckt hielten.
    Die Ministerin wollte soeben die Tür des Safes wieder schließen. Mörfi musste das verhindern. War die Tür des Safes erst einmal zu, gab es keine Möglichkeit mehr, an die Fehlerwerfer heranzukommen.
    Erregt tippelte Mörfi von einem Bein aufs andere. Ihm fiel nichts ein.
    „Verflixte Ideensperre!“, schimpfte Mörfi mit sich selbst und versuchte sich anzuspornen: „Gedanken verrenken, Kluges denken!“ Es half nichts. Der Kopf blieb leer. Mörfi hatte das Gefühl, jemand hätte sein Gehirn auf eine Zitruspresse gedrückt und alle klugen Einfälle herausgequetscht.
    Die Ministerin schloss die Tür.
    Es blieb keine Zeit. Mörfi musste handeln.
    Ohne weiter zu überlegen, sauste das Fehlerteufelchen auf die Ministerin zu, krallte sich in deren Nylonstrümpfe. Obwohl die Ministerin Mörfi weder sehen noch spüren konnte, bemerkte sie etwas an ihrem Bein. Etwas ganz und gar Furchtbares. Etwas, das die Ministerin auf den Tod nicht leiden konnte.

    „Donner und Doria!“, schimpfte sie.
    „Schon wieder eine Laufmasche im Strumpf!“ Um dem Ärger mit den vielen Laufmaschen ein für alle Mal zu entgehen, hatte die Ministerin besonders viel für ihre Strümpfe ausgegeben. Und nun war schon wieder eine da! Mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung besah sie sich den zerstörten Strumpf.

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