Die Fehler-Raeuber
sich eifrig Notizen, außer Johanna.
Herr Habernich hielt einen Vortrag. Ab sofort galten Ordnung, Sauberkeit und Betragen als Hauptfächer, die im Zeugnis benotet wurden. Er hatte gerade einige Vergehen an die Tafel geschrieben, die unmittelbar schlechte Noten nach sich ziehen würden: In der Nase popeln, mit dem Nachbarn schwatzen, mit schmutzigen Fingernägeln oder ungeputzten Schuhen in der Schule erscheinen und im Unterricht eine Baseballmütze tragen.
„Gut, dass du da bist!“, flüsterte Johanna Mörfi zu. „Uns sind die Fehler ausgegangen!“
Mörfi konnte es nicht glauben. Hubert und Juanito waren doch hiergeblieben, um für Fehler zu sorgen.
Johanna rümpfte die Nase. „Na, das sind vielleicht zwei Pfeifen!“ Sie zeigte nach vorn zur Tafel, auf denen die Anweisungen und Mahnungen des Lehrers geschrieben waren. Quer über der Tafel lag der lange Juanito und – schnarchte!
„Huberts Fehlerflüssigkeit war ausgegangen“, berichtete Johanna. „Er verschwand, um seinen Fehlerwerfer neu zu füllen, und seitdem ist er nicht wieder zurückgekommen. Juanito wollte auf Hubert warten und ist dabei eingeschlafen!“
„Johanna!“, wies der Habicht Johanna zurecht. „Das Schwatzen mit den Nachbarn ist untersagt!“
„Bäh!“, machte Mörfi. „Der redet wie ein Zengel!“
„Ist bestimmt auch einer“, murmelte Johanna. „Wer verwaltet das Klassenbuch?“, wollte der Habicht wissen.
Er erhielt ein Fingerschnipsen zur Antwort. Natürlich wieder Lukas. Lukas war immer zur Stelle, wenn es darum ging, die Fehler seiner Mitschüler zu nutzen, um sich selbst ins beste Licht zu setzen.
„Blödmann!“, zischte Johanna.
„Widerling!“, stand Söngul ihr bei.
Der richtige Zeitpunkt, den königlichen Fehlerwerfer auszuprobieren, fand Mörfi. Schnell lud es die Ösen des Fehlerwerfers mit Fehlerflüssigkeit, spürte das Vibrieren im Griff und hörte den leise summenden magischen Ton, der von dem Fehlerwerfer ausging. Mörfi pustete durch die Ösen und schon segelten die Fehlerblasen – für die Schüler unsichtbar – quer durch den Klassenraum, hinüber zu Lukas und dem Lehrer. Noch nie hatten Mörfi und Johanna so schöne Fehlerblasen gesehen. Sie schimmerten nicht nur in Regenbogenfarben, sondern auch golden und silbern und funkelten wie kleine Feuerwerke.
Lukas reichte dem Lehrer das Klassenbuch. Herr Habernich griff in dem Augenblick danach, als die ersten beiden Fehlerblasen an Lukas’ Hand zerplatzten. Der Lehrer zog am Klassenbuch, doch Lukas hielt es fest.
„Lass los, ich habe es!“, sagte der Habicht.
Lukas blickte seinen Lehrer verwundert an.
Er hielt das Buch nicht fest. Aber irgendwie klebte es an seiner Hand. Er schüttelte sie und entriss damit dem Lehrer wieder das Buch.
„Gib her!“, verlangte der Habicht. Sein Tonfall nahm an Schärfe zu.
„Versuche ich ja!“, jammerte Lukas. Erneut hielt er dem Lehrer das Klassenbuch hin.
„Das sind Scherze, für die ich kein Verständnis habe!“, ermahnte ihn der Habicht und für einen Moment sah er tatsächlich so aus wie ein Habicht, der jeden Moment zuhacken würde.
Lukas war den Tränen nahe. „Ich kann doch nichts dafür!“, wimmerte er.
Eine weitere Fehlerblase zerplatzte an der Hand des Lehrers. Er griff nach dem Buch und klebte nun ebenfalls daran fest.
„Wer andere leimen will, wird selbst geleimt; mit Streber-Kleber und Meister-Kleister!“, freute sich Mörfi. Der königliche Fehlerwerfer funktionierte tatsächlich viel besser als sein eigener. So eine klebrige Angelegenheit hätte es mit seinem eigenen Fehlerwerfer kaum hinbekommen. Sofort blies Mörfi noch einmal hinein und der nächste Schwung Fehlerblasen schwebte begleitet vom magischen Summen des Fehlerwerfers durch den Raum.
Der Habicht und Lukas zerrten noch immer an dem Buch, wobei Lukas immer lauter weinte und der Habicht immer lauter brüllte. Durch den Lärm erwachte nun endlich auch Juanito.
„Schlüfmatze!“, schimpfte Mörfi.
Juanito rieb sich die Augen. „Schlüfmatze?“, fragte er.
„Schlafmütze!“, korrigierte Johanna.
„Aufgewacht, mitgemacht und Fehlerwerfer hergebracht!“, forderte Mörfi ungeduldig.
Juanito überlegte, wie er Mörfi helfen konnte. Er sah wie Lukas und der Lehrer an dem Klassenbuch klebten und beidseitig daran zerrten. Ihm gefiel dieses Bild und er fragte sich, ob es nicht noch viel lustiger wäre, wenn die beiden auch noch mit den Füßen verbunden wären, und so beugte er seinen riesigen Körper hinunter und
Weitere Kostenlose Bücher