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Die Fehler-Raeuber

Die Fehler-Raeuber

Titel: Die Fehler-Raeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlueter
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Gehen selber nicht. Aber weil wir ja nicht sehen, wohin wir gehen, machen wir dabei bestimmt einige Fehler. Lassen wir uns eben überraschen!“
    Keine schlechte Idee, musste Johanna anerkennen.
    Mörfi war von Sönguls Vorschlag begeistert.
    „Rückwärts gehen, gar nichts sehen!“, rief es freudestrahlend und begann sogleich vor Erregung wieder einige Buchstaben zu verwechseln. „Lüstig und nutzlich.“
    Die ersten Schritte rückwärts gelangen Söngul und Johanna gut. Hinter ihnen war alles frei. Obwohl nichts passierte, schaute der fette Zengel vom Kakaoautomaten argwöhnisch zu den beiden Mädchen hinüber. „Was ist das für eine Unart?“, begann er zu schimpfen. „Ich verlange die Einstellung des Gehens in entgegengesetzter Richtung!“
    Mörfi schauderte es. Zengel redeten immer so furchtbar gestelzt. Aber es freute sich, dass die Aktion der beiden Mädchen Wirkung zeigte.
    Johanna krachte gegen einen Papierkorb. Zwar kippte er nicht um, schepperte aber laut. Zwei Jungs in der Nähe drehten sich nach den Mädchen um. Früher hatten die beiden bei jeder Gelegenheit Ball gespielt. Jetzt aber wollten sie in der nächsten Arbeit null Fehler machen und fragten sich gegenseitig Vokabeln ab.
    „Was macht ihr da?“, fragte einer der beiden.
    „Wir gehen rückwärts!“, antwortete Söngul.
    Die Jungs schauten verwundert. „Weshalb?“
    „Wir gehen rückwärts, weil es sonst niemand macht“, erklärte ihnen Johanna. „Da weiß man ja gar nicht, ob das nicht viel besser ist.“
    Der eine Junge tippte sich an die Stirn, der andere jedoch kräuselte sie, dachte kurz nach und wollte dann wissen: „Und? Ist es besser?“
    „Das verraten wir nicht!“, antwortete
    Johanna. „Das musst du schon selber ausprobieren!“
    Er hatte ja nichts zu verlieren, dachte der Junge sich, und fing an, rückwärts über den Hof zu tippeln. Er benötigte nur ein paar Schritte, um über die Beetbegrenzung hinter sich zu stolpern. Rücklings fiel er in einen Busch und jaulte auf. Dann rappelte er sich hoch und stieß einen Freudenschrei aus. Mit einem Mal hielt er einen blauen Gummiball in der Hand.
    „Weißt du noch?“, fragte er seinen Freund. „Den hast du doch mal hier hineingeballert und wir hatten ihn nicht wiedergefunden. Jetzt bin ich genau draufgefallen! So ein Glück!“
    „Welch fantastischer Fehler!“, jubelte Mörfi. Und war im nächsten Moment verschwunden.
    Johanna ließ ihren Blick über den Schulhof schweifen. Wohin war Mörfi entwischt? Da entdeckte sie Juanito! Mit einem Male stand er da, an die Hauswand gelehnt, den rechten Ellenbogen lässig auf den Basketballkorb gestützt, der an die Wand geschraubt war.
    Oben auf seinem Kopf hockte Mörfi!
    „Élo, élo!“, rief Mörfi und winkte von dort oben zu Johanna herüber.
    „Elo?“, wunderte sich Johanna und ging auf die beiden zu.
    „Mörfi meint Olé“, verbesserte Juanito.
    „Sag ich doch!“, behauptete Mörfi.
    „Mörfi glaubt, wir Spanier rufen ständig olé. Diabolo, das ist naturalmente no correcto, aber una Fehler muy sympático!“
    „Sí!“, piepste Mörfi vom Kopf des Spaniers herunter. „Sympático! Große Hilfe für mich, der Juanito. Wirklich groß!“
    „Mit wem sprichst du da eigentlich?“, fragte Söngul, die zu Johanna getreten war.
    Es war eben ein Problem, dass niemand außer Johanna Mörfi sehen konnte. Unbeirrt setzte Johanna ihren Rückwärtsgang fort. Vielleicht wollte Mörfi sich noch mehr Hilfe herbeifehlern.
    Der Junge, der seinen Ball gefunden hatte, strahlte zu den beiden Mädchen hinüber.
    „Keine schlechte Idee mit dem Rückwärtsgang!“, fand er.
    Johanna nickte ihm freundlich zu.
    „Versuch es doch mal mit ’nem Kopfstand!“, schlug sie ihm vor.
    Der Junge stutzte. Wollte Johanna ihn jetzt veralbern?
    Immerhin hatte sich das Rückwärtsgehen als Glücksfall erwiesen. Also beschloss er, es auszuprobieren. Sein Freund neben ihm verstand die Welt nicht mehr. Eben gerade war alles noch so überschaubar gewesen. Sie hatten sich gegenseitig Vokabeln abgefragt. Andere Schüler hatten Papier aufgesammelt oder sich ruhig auf den Unterricht vorbereitet. Manche hatten den Lehrern beim Tragen von irgendwelchen Gegenständen geholfen. Und jetzt spazierten zwei Mädchen rückwärts über den Schulhof und sein bester Freund stand Kopf.
    Zwei weitere Mädchen kamen vorbei, blieben stehen und fragten den kopfstehenden Jungen, was er dort tat.

    „Ich mache Kopfstand, das sieht man doch“, antwortete der Junge.
    Eines

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