Die Fehler-Raeuber
Zirkus!“, schrie Herr Habernich und musste mit ansehen, wie fünf Schüler eine waghalsige Menschenpyramide bildeten, als wären sie Artisten.
Der Habicht war am Ende. Der Klassenraum lag in Trümmern; wie sehr er sich auch abmühte, seine Worte erreichten die Schüler nicht.
Das erkannte auch die Abordnung aus dem Ministerium. „Vielleicht“, tuschelte einer dem anderen zu, „war es ein Fehler, Herrn Habernich als Direktor einzusetzen. Wir sollten im Ministerium noch mal darüber diskutieren.“
Seine Kollegen nickten ihm zu.
Ein Fehler! Die Damen und Herren aus dem Ministerium waren dabei, einen Fehler einzugestehen! Wie ein Schlag traf es die Zengel. Als wären sie allesamt zu heiß gewaschen worden, schrumpften sie nochmals auf die Hälfte ihrer Größe zusammen.
Der Leiter der Abordnung gab ein Zeichen zum Aufbruch.
„Halt!“, riefen die Zengel entsetzt, aber sie waren so klein geworden, dass sie nur noch kaum vernehmbar keiften. „Die Einführung von Zucht und Ordnung ist unerlässlich!“
Aber da niemand die Zengel sah oder hörte, konnte auch niemand ihren Willen befolgen.
Rückkehr
Mörfi innerhalb und Juanito außerhalb des Tresors atmeten erleichtert auf. In Johannas Klasse waren mehr als genug Fehler entstanden. Mörfi konnte aus dem Tresor herausfehlern. Allerdings waren die Fehlerwerfer für Mörfi zu schwer, um sie mitzunehmen. Juanito konnte die Fehlerwerfer nicht holen, weil er zu groß für den Tresor war. Sie mussten es schaffen, den Tresor zu öffnen.
Mörfi fehlerte sich zurück in die Schule, freute sich, dass hier alles nach Plan lief, die Zengel sehr klein geworden waren und mit ihrem Fehler-Gift-Gelee kaum noch etwas auszurichten vermochten. Zu viele Fehler wurden in dem Klassenraum gemacht, denn die Schüler hatten mittlerweile ihren eigenen Spaß an dem Chaos gefunden und sahen überhaupt nicht mehr ein, den Befehlen des Habichts zu folgen.
Es war Söngul, die es auf den Punkt brachte: „Wir wollen Herrn Bärli wieder als Direktor haben!“, rief sie in den Raum hinein. „Da gab es keine Noten fürs Betragen und trotzdem hatte es da niemals so ein Durcheinander gegeben!“
„Genau!“, unterstützte Johanna ihre Freundin. „Bei Herrn Bärli durfte man auch mal etwas falsch machen!“
„Und Turnfeste gab es auch!“, ergänzte Söngul.
Jetzt fielen auch andere Schüler ein, sich lauthals zu beschweren. „Warum sollen wir nicht mal etwas falsch machen?“, fragte Paulina, die Balletttänzerin. „Beim Tanzunterricht darf ich ja auch Fehler machen!“
Mörfi strahlte. Johannas Schulklasse gefiel ihm richtig gut. Leider löste das sein Problem nicht, die Fehlerwerfer aus dem Tresor herauszubekommen.
„RUHE!“, verlangte der Habicht. „NIEMAND SPRICHT EIN WORT!“
„Pöh!“, sagte Söngul. „Ich denke gar nicht daran. Heute Morgen waren wir nichts als ruhig und artig. Aber das war ein Fehler! Wir sehen ja, was dabei herausgekommen ist!“
„NEIN!“, schrien die Zengel und wurden noch mal kleiner. Nichts war für Zengel schlimmer als Fehler, die man einsah und aus ihnen lernte.
Plötzlich durchzuckte es Mörfi. Es spürte einen Fehler! Nein, nicht einen, sondern mehrere. Besondere Fehler. An einem ungewöhnlichen Ort. Im Bildungsministerium!
Mörfi fragte sich, was dort los war, surfte zu diesen Fehlern, landete aber nicht wie vermutet bei Juanito, sondern direkt im Zimmer der Ministerin. Genau genommen auf der Schulter von Herrn Bärli, dem ehemaligen Schuldirektor.
Mörfi bekam gerade noch mit, wie Herr Bärli der Ministerin erklärte, dass seine Entlassung gar nicht erlaubt war und er sofort seinen Posten wieder einnehmen würde. Er reichte ihr einen Brief, den ein Rechtsanwalt geschrieben hatte.
Mit bitterer Miene nahm die Ministerin den Brief entgegen und drückte einen Knopf, worauf kurz darauf eine Sekretärin erschien.
„Legen Sie den Brief ab und holen Sie mir die Rundschreiben und Formulare für die anderen Schulen!“, befahl die Ministerin. Sie wandte sich wieder an Herrn Bärli. „Ich lasse mich von Ihnen nicht aufhalten!“
Mörfi schreckte auf. ,Die Formulare!‘ Instinktiv wusste es, was zu tun war. Zum Glück bot Herrn Bärlis Kleidung genügend Anlässe, um zu fehlern. Sie war falsch geknöpft, passte farblich nicht zusammen und an manchen Stellen waren sogar falsche Knöpfe angenäht. Außerdem trug Herr Bärli heute zwei verschiedene Strümpfe. Blitzartig huschte Mörfi zu der Sekretärin hinüber, die es tatsächlich dorthin
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