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Die Feriendetektive

Die Feriendetektive

Titel: Die Feriendetektive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Mihr
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warten!«
    »Jaja, nur die Ruhe.« — »Bloß keine Hektik...« Die beiden blieben mitten im Gang stehen. »Grüß Gott beisammen! Habt ihr schön ausgeschlafen?« Die Schüler im Bus waren verblüfft. Was bildeten sich die zwei denn ein? Der eine Junge hatte eine olivfarbene Mütze auf. Er schien sich wohl zu fühlen. Betont auffällig schob er die Mütze zurück und sah sich um. »Also, ich bin Fred, und das«, er deutete mit dem Daumen über die Achsel, »ist mein Bruder Eddi.«
    »Ach du grüne Neune«, sagte Tim und stieß Heinrich an.
    Heinrich nickte. »Das sind die Größten, was!« Fred und Eddi setzten sich auf zwei freie Sitze vor der letzten Bank. Aber schon tauchte Freds Kopf über den Nackenstützen auf: »Seid schön leis, Kinder! Wir wollen noch ein bißchen schlafen.«
    »Sind die albern«, sagte Tina geringschätzig und rutschte ans Fenster hinüber, um die Gegend zu betrachten.
    Es wurde immer bergiger. Die langen Pappelreihen neben der Autobahn verschwanden. Bewaldete Bergrücken tauchten auf, dazwischen dehnten sich weite Felder. Die Straßen wurden kurvenreicher und führten durch kleine Dörfer, in denen ein Bauernhof neben dem anderen lag.
    Tim seufzte. »Ich gebe zu, daß ich Strafe verdient habe. Aber mußten es gleich vier Wochen Sibirien sein?«
    »Ist doch mal was anderes!« meinte Tina.
    Endlich kündigte der Fahrer ihr Ziel an. Waldeck war ein Dorf mit kaum tausend Einwohnern, fast alles Bauern. Es gab eine Kirche, daneben einen Gasthof, am Ortsrand eine Tankstelle und, nicht zu vergessen, die Ferienschule.
    Der Bus hielt auf dem kleinen Dorf platz. Ein Mann rannte aufgeregt herbei und rief in die offene Tür hinein: »Ich bin der Hausmeister der Ferienschule! Alle, die dort wohnen werden, kommen zu mir her! Ich bringe euch hin. Wer privat untergebracht ist, soll dort drüben warten.«
    Tina und Tim nahmen ihr Gepäck und gingen auf die andere Straßenseite. Hier stand ein uralter Mercedes und neben ihm ein Mann. Er war braungebrannt und trug einen blauen Arbeitsanzug, den sein vorgewölbter Bauch stattlich ausfüllte. Die Arme hielt er verschränkt. Sein Schädel war halb kahl und glänzte braun.
    Tina ging zögernd auf ihn zu. »Entschuldigen Sie, sind Sie vielleicht Herr Widermoser?«
    »Ja freilich. Seid ihr die Bundschuhs?«
    »Ja.« Tim nickte.
    »Na, dann: Grüß euch Gott!«
    Der Bauer nahm ihr Gepäck und verstaute es im Kofferraum des alten Autos. Dann stiegen sie ein. Aber der Wagen fuhr nicht gleich an.
    Herr Widermoser blickte auf ein Lämpchen. Erst als es erlosch, setzte sich der Motor mit Gebrumm und Geklapper in Bewegung. Es hörte sich an, als ob man Nägel in einer Büchse schüttle.
    »Ein 180er Diesel«, sagte Tim andächtig. Das war ein Ding! Daß der noch lief! Spitze! Wenig später fuhren sie in einen Hof. Der Bauer stieg aus und pfiff ungeheuer laut durch die Finger. Ein großer, brauner Hund kam herbeigelaufen und umkreiste sie knurrend. Er gefiel Tina gut, aber er jagte ihr auch ein bißchen Angst ein.
    »Kommt mit herein!« sagte der Bauer.
    In der Stube stand Frau Widermoser, eine dicke, rotbackige Frau. Sie trug schwarze Gummistiefel mit roten Sohlen und eine bunte Schürze. Ihr blondes, kurzes Haar war so kraus, daß es fast wie eine Mütze aussah. »Seid ihr hungrig?« fragte sie.
    Tim nickte schüchtern. Sie ging in die Küche und kam mit großen Bauernbrotschnitten, frischer Butter und zweierlei Marmelade zurück. Als Tim ungeniert zugriff, faßte sich auch Tina ein Herz. Frau Widermoser strahlte. »Bei uns ist noch keiner verhungert! Die Marmelade ist von eigenen Kirschen und Brombeeren. Aus dem Laden würde sie mein Karl nicht essen.« Sie lachte.
    »Schmeckt ganz prima«, sagte Tim mit vollen Backen.
    »Wer ist Karl?« fragte Tina.
    »Unser Junge«, antwortete die Bäuerin. »Er ist so alt wie ihr.«
    Bei diesen Worten trat Karl ein. Der Pfiff vorhin hatte offenbar ihm gegolten. Er war etwa vierzehn Jahre alt, ein großer, kräftiger Junge, der so struppige Haare hatte wie seine Mutter und beinahe so große Hände wie sein Vater.
    Mürrisch gab er den Bundschuhs die Hand. Für ihn waren das »damische Städter«, die hier nur im Weg herumstanden. Die hatte er schon gefressen! »Muß noch den Stall misten«, knurrte er und verdrückte sich wieder.
    Tina schnupperte verstohlen an ihrer Hand.
    »Du bist vielleicht albern!« zischte Tim.
    Tina sah sich erschrocken um. Eine kleine Weile saßen sie ganz still da, aber Frau Widermoser ließ keine

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