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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Einen sein. Indem du mich bedrohst, bedrohst du auch den Rat. Somit bist du ein Feind Quarzhasaats. Du bist ein Verräter des Reiches und mußt daher entsprechend beseitigt werden. Wache!«
    »Oh was bist du doch für ein Narr!« sagte Elric. Dann schrie Anigh auf, denn im Gegensatz zu Lord Gho hatte er nicht die Macht des Schwarzen Schwertes vergessen.
    »Tu, was er will, Lord Gho!« rief Anigh, der um sein eigenes Leben ebensoviel Angst hatte, wie um das von Lord Gho. »Ich flehe dich an, großer Lord! Tu, was er will!«
    »So kann man mit einem Mitglied des Rats nicht sprechen!« Lord Gho war über die Entwicklung des Gesprächs verblüfft. »Wache! Schafft die beiden auf der Stelle aus meinem Palast! Hängt sie auf oder schneidet ihnen die Kehle durch - das ist mir gleich.«
    Die Wachen wußten nichts über das Runenschwert. Sie sahen nur einen eher zierlichen Mann, der Lepra haben konnte, und einen schutzlosen Jungen. Sie grinsten, als habe ihr Herr einen Scherz gemacht, und schlenderten beinahe gleichgültig mit gezückten Schwerten auf Elric und Anigh zu.
    Elric schob den Jungen hinter sich. Seine Hand lag auf Sturmbringers Griff. »Ihr handelt nicht sehr klug«, sagte er zu den Wachen. »Mir liegt nichts daran, euch zu töten.«
    Hinter den Soldaten schlüpfte eine Dienerin hinaus auf den Korridor. Elric sah es. »Ich rate euch, ihrem Beispiel zu folgen«, sagte er. »Sie kann sich wohl vorstellen, was geschehen wird, wenn ihr uns weiterhin bedroht…«
    Jetzt lachten die Wachen lauthals. »Das ist ein Verrückter«, sagt einer. »Lord Gho hat recht, wenn er den los sein will.«
    Sie stürzten sich auf Elric. Doch da heulte das Runenschwert durch die kühle Luft des Gemaches - heulte wie ein hungriger Wolf, den man aus dem Käfig gelassen hatte, in dem er sich nur danach sehnte, zu töten und zu fressen.
    Elric spürte, wie ein Kraftstrom ihn durchlief, als die Klinge den ersten Soldaten vom Kopf bis zum Brustbein spaltete. Sein Kamerad wollte fliehen, stolperte aber und wurde von Sturmbringer aufgespießt. Mit aufgerissenen Augen fühlte er, wie seine Seele vom Runenschwert aufgesogen wurde.
    Lord Gho war auf seinem Sessel in sich zusammengesunken. Er wagte es nicht, sich zu bewegen. Seine Finger hielten krampfhaft die Perle. Den anderen Arm hob er mit der offenen Hand nach oben, so, als wolle er damit Ellies Schlag abwehren.
    Doch der Albino war jetzt durch die geliehene Energie so gekräftigt, daß er das schwarze Schwert zurück in die Scheide steckte. Mit fünf schnellen Schritten stand er direkt über Lord Ghos angstverzerrtem Gesicht.
    »Nimm die Perle zurück, aber laß mich leben!« flüsterte der Quarzhasaater. »Laß mich dafür leben, Dieb.«
    Elric nahm das angebotene Juwel, bewegte sich aber nicht von der Stelle. Er holte aus dem Beutel eine Flasche mit dem Elixier, das Lord Gho ihm gegeben hatte. »Etwas zu trinken gefällig, damit du sie leichter herunterspülen kannst?«
    Lord Gho zitterte. Unter der kalkigen Schminke war seine Haut noch eine Spur blasser geworden. »Ich verstehe dich nicht, Dieb.«
    »Ich will, daß du die Perle ißt, Mylord. Wenn du noch lebst, nachdem du sie verschluckt hast - gut! Dann ist klar, daß die Prophezeihung deines baldigen Ablebens verfrüht war.«
    »Schlucken? Aber sie ist doch viel zu groß. Ich bekäme sie kaum in den Mund!« Lord Gho kicherte zaghaft, in der Hoffnung, der Albino habe einen Scherz gemacht.
    »Nein, Mylord. Ich bin sicher, das geht. Ich bin auch sicher, daß du sie verschlucken kannst. Wie wäre die Perle denn sonst in den Körper eines Kindes gelangt?«
    »Das war - sie sagten das war - nur ein Traum.«
    »Aye. Mal sehen, ob du einen Traum fressen kannst. Vielleicht kannst du auf diese Art deinem Schicksal entgehen und ins Traumreich entweichen. Du mußt es versuchen, Mylord, oder mein Runenschwert wird deine Seele trinken. Was ist dir lieber?«
    »Oh Elric. Verschone mich! Das ist nicht fair. Wir haben ein Abkommen geschlossen.«
    »Mach den Mund auf, Lord Gho! Wer weiß, vielleicht schrumpft die Perle oder dein Schlund erweitert sich wie der einer Schlange? Eine Schlange könnte diese Perle leicht verschlingen, Mylord. Und du bist doch mit Sicherheit mehr als eine Schlange.«
    Anigh hatte zum Fenster hinausgesehen, da er sich weigerte, bei einem Racheakt zuzusehen, der ihn anwiderte, obgleich er ihn gerecht fand. Jetzt rief er: »Die Dienerin, Lord Elric. Sie hat die Stadt alarmiert.«
    Eine Sekunde lang glomm Hoffnung in Lord Ghos Augen

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