Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)
über ihn, er sah aus, als ob er nur schliefe. Vielleicht war es ja auch so, auch mich hatte man für tot gehalten. Ohne zu bedenken, was ich tat, streckte ich die Hand aus, um ihm am Hals den Puls zu fühlen.
Für einen kurzen Moment fühlte ich unter meinen Fingern warme Haut, doch dann gab sie an der Stelle nach, bröckelte, zerfiel zu Staub, ein Zerfall, der von dort, wo ich ihn berührte, auf den Rest seines Körpers übergriff. Licht und Schatten tanzten über ihn, als der Zerfall auch nach seiner Rüstung griff, für einen Moment sah ich seine Gebeine … dann war dort nur noch Staub auf einem schwarzen Umhang, der sich träge zu bewegen schien.
Die Götter hatten ihn hier begraben, um ihn für die Ewigkeit zu erhalten, bis ich, ein tumber Tor, ihr Werk zunichtemachte. Ich hätte weinen können und tat es auch, während jenseits dieser Tür noch immer der Nekromantenkaiser tobte.
Schließlich fasste ich mich und wischte mir die Tränen ab, es war geschehen. Es war nicht meine Absicht gewesen, den Gott in seiner letzten Ruhe zu stören, der Grund, weswegen ich gekommen war, tobte hinter jener Tür.
Ein letztes Mal ließ ich meinen Blick über diesen wundersamen Raum gleiten, außer diesem Umhang war nichts von Omagor geblieben. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und fand, dass, bei etwas Druck, sie in der Tür verschwand, dies war der Weg zurück, diesmal, schwor ich mir, würde ich den verfluchten Seelenreiter nicht mehr unterschätzen.
Doch gerade als ich Seelenreißer fester griff, um durch die Tür zu gehen, sah ich aus den Augenwinkeln diesen Umhang träge wehen. Einst, wie es mir jetzt schien, vor endlos langer Zeit, hatte ich in der Kanalisation von Gasalabad mich eines Umhangs erwehren müssen, der diesem ähnelte, ein unbeseeltes Wesen, das mit einem Selenreiter einen Handel eingegangen war. Auch er hatte mich mit Dunkelheit umhüllt, an mir gesaugt, mein Leben nehmen wollen.
Und während ich noch dachte, dass niemand mich jemals wieder zwingen konnte, einem dieser verfluchten Mäntel auch nur nahe zu kommen, sah ich, wie ich meine Hand ausstreckte, der Mantel sich wehend von der Bahre erhob, den Staub eines toten Gottes von sich abschüttelte und mir entgegenkam. Wie in einem Traum, machtlos vor Entsetzen, stand ich nur da und ließ zu, dass er mir entgegenkam und sich um mich legte. Ich spürte die Kälte in meinem Nacken, wo er sich mit mir verband … und wie zufrieden er nun war, dass sein Warten ein Ende fand. Er hatte wohl doch nicht vor, mich aufzufressen.
Hieß es nicht immer, Kolaron würde nach dem Mantel eines toten Gottes trachten? , hörte ich Haniks erheiterte Stimme. Mir scheint, dass Ihr ihn zuerst gefunden habt.
Das grüne Glas der Tür war mir ein Spiegel, und dort sah ich, zum ersten Mal seit langer Zeit, wieder mich selbst. Vergangen war der Jüngling, der ich nach meiner Auferstehung gewesen war. Ich hatte wieder Falten, Narben, selbst die grauen Haare an der Schläfe waren wieder da. Obwohl sie im Kampf gegen diese dunklen Fäden auch vergangen war, trug ich wieder meine alte Rüstung mit dem Riss an der linken Seite, den ich nur ungeschickt hatte flicken können, da mir die Kettenglieder ausgegangen waren. Die Haare straßenköterblond, die Augen, trotz des grünen Schimmers dieser Tür, von einem hellen Grau, die Nase, die mir zumindest zwei Mal gebrochen war. Eine Rasur war auch vonnöten, dachte ich und sah mich in diesem grünen Spiegel grinsen, als ich mir über die grauen Stoppel fuhr.
Kein Lanzengeneral, kein Held aus den Legenden, kein Engel eines Gottes, nur ein Wanderer, der die Weltenscheibe für sich erforschte. Das und nur das wollte ich sein, und mit seinem letzten Geschenk hatte der Gott der Dunkelheit mir mich zurückgegeben. Nicht schön, vielleicht auch nicht zu hässlich, mit einem Gesicht, das die Spuren eines Lebens trug, so und nicht anders wollte ich sein.
Geformt nach meinem Willen und nicht nach dem, was andere in mir zu sehen glaubten.
Ich zog mir den Umhang zurecht, zupfte kurz an meinem Kragen, fuhr mir sogar eitel noch einmal über dieses sture Haar, das mir Balthasar in jenem Tempel bis auf mein Leben hatte stutzen wollen, und trat schließlich aus der Tür heraus, Kolaron entgegen.
Er stand da und starrte, die Magie in seiner einen Hand geballt, doch nur einen halben Lidschlag lang, dann warf er den Zauber mir entgegen. Ich hob die Hand und fing ihn auf, ließ ihn, einem Taschenspieler gleich, durch meine Finger gleiten und nahm
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