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Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)

Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)

Titel: Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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unwirklichen Kampf, stand er mir zur Seite. Er wusste, wie man die Seelen trennte, wie man sie fing und gehen ließ, wie man sortierte, abwägte und entschied, dafür hatten die dunklen Elfen ihn einst geschmiedet: dass er Seelen von ihrem Leben trennte und dem Träger des Schwerts das zuführte, was sie nicht mehr brauchte.
    Denn in einem hatte Aleyte nicht gelogen: Die Bestie hatte jedes ihrer Opfer sorgsam in sich aufbewahrt, jede Seele gehütet, die sie je gefressen hatte. In diesem Kampf, der nun schon endlos währte, hatte Zeit keine Bedeutung mehr für uns, dennoch schien es mir Ewigkeiten zu dauern, bis sie verstand, dass sie mich nicht erdrückte, sondern mich nur stärkte. Sie hielt inne, schien nicht zu begreifen, was ihr gerade geschah, auch war ihr der Gedanke an Flucht wohl fremd, so erstarrte sie nur wie ein Tier, eine Bestie, die etwas nicht verstand.
    Ganz anders erging es mir, in diesem einen endlos langen Moment verstand ich zum ersten Mal die Rolle, die die Götter mir in Wahrheit zugedacht hatten. Für diesen einen, endlos langen Moment zögerten wir beide, er, weil er nicht verstand, ich, weil ich es endlich tat. Doch dann griff ich umso fester zu, entzog ihr die letzten ihrer Seelen und sah vor mir die wahre Bestie, das Wesen, das nicht hierher gehörte, die Schöpfung, die es an einen Ort verschlagen hatte, den sie nicht verstand und für den sie nicht bestimmt war.
    Ehrfürchtig schaute ich auf das, was nun in meiner Hand flatterte wie ein zerbrechlicher Schmetterling und hob den Funken an, hinauf zu Soltars Tuch, das weitaus mehr war, als ich je zuvor verstanden hatte, und ließ das Wesen dorthin fliegen, wo es hingehörte, wo es richtig war, das Licht zu suchen, zu sammeln, zu horten und zu hüten, um es schließlich dorthin zu bringen, wo in der Dunkelheit noch die Schöpfung ihrer Entstehung harrte. Genauso ehrfürchtig und voller Demut wandte ich mich nun dem Mann zu, der, in Dunkelheit und Sterne gehüllt, in diesem Augenblick neben mir stand und dem Flug dieses Funkens zuschaute.
    Wie lange? , fragte ich ungläubig. Wie lange währt dieser Kampf schon, wie lange habt Ihr diesen Moment vorhergesehen?
    Es ist kein Kampf , gab er mir mit einem Lächeln Antwort. Es ist Schöpfung. Er sah dem Funken nach, bis er in der Dunkelheit verschwand, der er in ferner Zeit das Licht geben würde. Du verstehst es also, verstehst, was getan werden muss?
    Ja , nickte ich. Nur wäre mir lieber, ich müsste es nicht vergessen.
    Ich sah ihn lächeln. Es wird dir wieder einfallen.
    »Ist es getan?«, fragte der Nekromantenkaiser, als ich mich mühsam aufrichtete, um ihn vor mir stehen zu sehen. Er musterte mich neugierig. »Es war wohl schwerer als gedacht?«
    Offenbar wusste er nicht, wie mühelos der Verschlinger sonst seine Kämpfe gewonnen hatte. Also hatte ich nur diesen einen Lidschlag lang, um zu überlegen, was jetzt geschehen sollte. Stürzte ich mich auf ihn, war es das Beste, auf das ich hoffen konnte, dass er die Puppe verließ, er selbst saß ja feige in seiner Festung. Auf der anderen Seite kannte ich nun seine und auch Arkins Pläne und besaß zudem noch Aleytes Wissen. Es gab nur eine Möglichkeit, all dies zu unserem Vorteil zu wenden.
    »Ja«, sagte ich also erschöpft. »Er wehrte sich überraschend heftig, doch es ist getan. Er ist nicht mehr.« In gewissem Sinne, fürchtete ich, entsprach dies auch der Wahrheit.
    Er musterte mich mit gefurchten Brauen. »Müsste jetzt nicht eine ausgetrocknete Hülle dort liegen?«
    »Nehme ich nur seine Form an, ist es nicht mehr als eine Illusion«, erklärte ich ihm. »Seine Freunde würden die Täuschung bald bemerken.«
    »Hhm …« Er musterte mich prüfend. »Wer sagt mir, dass dieser verfluchte Lanzengeneral nicht doch gewonnen hat?«
    Ich hob meine rechte Hand und ließ sie zu einer schwarz gepanzerten Klaue werden, von deren Zacken eine grüne Flüssigkeit tropfte, die sich brodelnd und zischend in das Glas zu meinen Füßen ätzte.
    »Soviel ich weiß, konnte er das nicht«, teilte ich ihm grimmig mit. »Er hätte auch nicht gewusst, zu welcher Kreatur diese Klaue einst gehörte.«
    »Ich auch nicht«, sagte er nachlässig. »Warum sollte ich es auch wissen wollen? Also gut, dieser Kerl hat mich lange genug verärgert. Gebe mir sein Schwert.« Die Art, wie er mich dabei musterte, sagte mir, dass er damit rechnete, dass ich ihm Seelenreißer verweigern würde. Vielleicht sah er es auch als eine letzte Prüfung. »Noch eines«, fügte er

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