Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Wahre Quelle, aber der Versuch, sie zu ergreifen, war etwa so vergeblich, wie mit kältestarrenden Fingern eine Nadel von einem Spiegel aufheben zu wollen. Panik wallte in ihr auf, und eine Träne rollte über ihre Wange.
    Vielleicht wollten diese Frauen sie den Weißmänteln zur Exekution übergeben, aber andererseits konnte sie kaum glauben, daß die Weißmäntel Frauen benützten, um eine solche Falle zu stellen, in der Hoffnung, eine Aes Sedai könne hineintappen. Das ließ auf die Schattenfreunde schließen und darauf, daß sie neben den Gelben auch den Schwarzen Ajah dienten. Man würde sie bestimmt den Schwarzen Ajah ausliefern, falls Nynaeve nicht doch entkommen war. Doch wollte sie selbst entkommen, konnte sie auf niemand anderen zählen. Und sie konnte sich weder bewegen noch die Macht benützen. Mit einemmal wurde ihr bewußt, daß sie zu schreien versuchte, aber heraus kam nur ein dünnes, gurgelndes Winseln. Das zu unterbinden kostete sie den Rest ihrer Kraft.
    Nynaeve wußte doch alles, was Kräuter betraf. Zumindest behauptete sie das. Warum hatte sie nicht erkannt, welcher Tee das war? Hör auf zu winseln! Die kleine, feste Stimme in ihrem Hinterkopf hörte sich erstaunlich genau wie die Linis an. Ein Ferkel, das unter einen Zaun geraten ist und quiekt, lockt damit nur den Fuchs an, statt sich zu befreien und wegzurennen. Verzweifelt machte sie sich daran, Saidar auf irgendeine Weise wieder zu erreichen. Es war doch so einfach gewesen, aber jetzt schien es genauso unmöglich, wie Saidin zu ergreifen. Trotzdem gab sie nicht auf. Es war das einzige, was sie unternehmen konnte.
    Frau Macura jedenfalls schien keine Sorge mehr zu haben. Sobald sie Elayne auf das schmale Bett in einer kleinen Kammer mit nur einem Fenster hatten fallenlassen, eilte sie ohne Blick zurück mit Luci wieder hinaus. Elaynes Kopf lag so, daß sie ein weiteres enges Bett und eine hohe Kommode mit stark angelaufenen Messingknöpfen an den Schubladen erkennen konnte. Die Augen konnte sie bewegen, doch der Kopf blieb wie gelähmt.
    Nach wenigen Minuten kehrten die beiden Frauen schwer atmend zurück, schleppten Nynaeve herein und wuchteten sie auf das andere Bett. Ihr Gesicht war schlaff und glänzte feucht vor Tränen, doch ihre dunklen Augen... Zorn erfüllte diese und auch ein wenig Angst. Elayne hoffte, der Zorn werde den Sieg davontragen. Nynaeve war stärker als sie, wenn sie gerade fähig war, die Macht zu benützen. Vielleicht schaffte Nynaeve, woran sie ein ums andere Mal erbärmlich scheiterte. Das mußten Tränen der Wut sein.
    Frau Macura befahl dem Mädchen dazubleiben, während sie erneut hinauseilte. Diesmal kam sie mit einem Tablett zurück, das sie auf die Kommode stellte. Darauf standen die gelbe Teekanne, eine Tasse, ein Trichter und eine große Sanduhr. »Also, Luci, denke daran, daß du jedesmal, wenn die Sanduhr abgelaufen ist, jeder von beiden zwei Unzen eintrichterst. Sobald sie abgelaufen ist, nicht vergessen!«
    »Warum geben wir es ihnen nicht schon jetzt, Frau Macura?« jammerte das Mädchen händeringend. »Ich möchte, daß sie wieder einschlafen. Ich mag es nicht, wenn sie mich ansehen.«
    »Dann würden sie wie die Toten schlafen, Mädchen, während wir sie so hochbekommen können, um selbst zu gehen, wenn es notwendig ist. Ich werde sie schon stärker betäuben, wenn die Zeit gekommen ist, sie von hier wegzuschaffen. Sie werden Kopfschmerzen bekommen und auch Magenkrämpfe, aber wahrscheinlich verdienen sie es nicht besser.«
    »Aber wenn sie doch die Macht gebrauchen können, Frau Macura? Was ist, wenn es doch geht? Sie schauen mich so an!«
    »Hör auf mit dem Gejammere, Mädchen«, sagte die ältere Frau in scharfem Ton. »Wenn sie könnten, glaubst du dann etwa, sie hätten es nicht schon längst getan? Sie sind hilflos wie die Kätzchen im Sack. Und das wird so bleiben, solange du ihnen immer wieder eine Dosis verabreichst. Jetzt tu, was ich dir sage, verstanden? Ich muß weg und dem alten Avi sagen, er soll eine seiner Tauben losschicken. Dann werde ich ein paar Vorbereitungen treffen und zurückkommen, sobald ich kann. Du solltest vielleicht noch eine weitere Kanne Spaltwurzeltee vorbereiten; sicher ist sicher. Ich gehe hinten raus. Schließe den Laden. Sonst kommt vielleicht doch jemand herein, und das können wir jetzt nicht gebrauchen.«
    Nachdem Frau Macura weg war, stand Luci eine Weile da und betrachtete sie. Sie rang immer noch die Hände. Schließlich eilte auch sie hinaus. Ihr Schniefen

Weitere Kostenlose Bücher