Die Feuer des Himmels
Nynaeve mit finsterer Miene, »überlasse ich Euch Juilin. Er ist ein Diebfänger aus Tear, und er weiß, wie er genauso schnell wie ein Folterknecht der Weißmäntel ein Geständnis aus Euch herausbringt. Oder nicht, Juilin?«
»Ein Stück Seil, um sie zu fesseln«, sagte er mit einem so schurkischen Grinsen, daß Elayne beinahe einen Schritt von ihm weggetreten wäre, »einen Lumpen, um sie solange zu knebeln, bis sie bereit ist, zu reden, ein wenig Olivenöl und Salz...« Sein Lachen ließ Elayne das Blut gefrieren. »Sie wird alles ausplaudern, verlaßt Euch darauf.« Frau Macura lehnte steif an der Wand und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Luci sah ihn an, als habe er sich soeben in einen Trolloc verwandelt, acht Fuß groß und mit Hörnern bewehrt.
»Sehr gut«, sagte Nynaeve nach einem Augenblick des Wartens. »Ihr solltet alles, was Ihr benötigt, in der Küche finden, Juilin.« Elaynes erstaunter Blick wanderte von ihr zu dem Diebfänger und zurück. Sicher hatten sie doch nicht wirklich vor...? Doch nicht Nynaeve!
»Narenwin Barda«, keuchte die Näherin plötzlich. Nun überschlugen sich die Worte beinahe, so sprudelte sie los: »Ich habe meine Berichte an Narenwin Barda geschickt in eine Schenke in Tar Valon. Sie heißt ›Zum Dammweg‹. Avi Shendar hält für mich am Stadtrand einige Brieftauben. Er weiß nicht, wem ich meine Botschaften schicke oder woher ich sie beziehe, und es ist ihm auch gleich. Seine Frau hatte die Fallsucht, und...« Ihre Worte verklangen, und sie schauderte, als sie Juilin anblickte.
Elayne kannte Narenwin oder hatte sie zumindest in der Burg kennengelernt. Eine schmächtige, kleine Frau, die so ruhig war, daß man ihre Anwesenheit glatt übersehen konnte. Und freundlich dazu. An einem Wochentag ließ sie regelmäßig Kinder ihre Haustiere auf das Gelände der Burg bringen, um sie zu heilen. Kaum die Art von Frau, die man bei den Schwarzen Ajah erwartete. Andererseits war auch eine der Frauen auf der Liste der Schwarzen Marillin Gemalphin, und die liebte Tiere über alles und nahm jede streunende Katze auf, die sie entdeckte.
»Narenwin Barda«, stellte Nynaeve grimmig fest. »Ich will weitere Namen hören, innerhalb und außerhalb der Burg.«
»Ich... ich kenne keine anderen«, sagte Frau Macura eingeschüchtert.
»Das werden wir ja sehen. Wie lange gehört Ihr schon zu den Schattenfreunden? Wie lange dient Ihr den Schwarzen Ajah?«
Luci entschlüpfte ein empörter Aufschrei: »Wir sind keine Schattenfreunde!« Sie blickte Frau Macura an und schob sich ein Stück von ihr weg. »Ich bin jedenfalls keine! Ich wandle unter dem Licht! Ganz bestimmt!«
Die Reaktion der anderen Frau war keine Spur schwächer. Ihr fielen vor Schreck fast die Augen aus dem Kopf. »Die Schwarzen...! Soll das heißen, daß es sie wirklich gibt? Aber die Burg hat das immer abgestritten... Ich habe doch Narenwin danach gefragt, an dem Tag, als sie mich für ihre Augen-und-Ohren auswählte, und ich konnte erst am nächsten Morgen mit Weinen aufhören und wieder aus dem Bett kriechen. Ich gehöre nicht - nicht! -zu den Schattenfreunden! Niemals! Ich diene der Gelben Ajah! Den Gelben!«
Elayne hing noch an Juilins Arm und tauschte von dort einen fragenden Blick mit Nynaeve. Natürlich würde jeder Schattenfreund das abstreiten, aber in den Stimmen der Frauen schien doch etwas Wahres mitzuschwingen. Ihre Empörung über die Anschuldigung schien sogar ihre Angst zu übertreffen. So, wie Nynaeve nun zögerte, empfand sie wohl das gleiche.
»Wenn Ihr den Gelben dient«, sagte sie bedächtig, »warum habt Ihr uns dann betäubt?«
»Es war wegen Ihr«, antwortete die Näherin und deutete mit dem Kopf auf Elayne. »Ich habe vor einem Monat ihre Beschreibung erhalten, bis hin zu der Art, wie sie manchmal ihr Kinn hält, so daß sie auf jeden herabzusehen scheint. Narenwin sagte, sie benütze möglicherweise den Namen Elayne und behaupte sogar, aus einem Adelshaus zu stammen.« Mit jedem Wort schien ihr Zorn darüber, als Schattenfreund bezeichnet worden zu sein, stärker zu werden. »Ihr seid vielleicht eine Gelbe Schwester, aber sie ist keine Aes Sedai - nur eine geflohene Aufgenommene! Narenwin schrieb, ich solle sofort über ihre Anwesenheit berichten und wer bei ihr sei. Und sie aufhalten, wenn ich kann. Oder sie sogar festhalten. Und jede in ihrer Begleitung. Wie sie es sich vorstellten, daß ich eine Aufgenommene einfangen sollte, weiß ich nicht - ich glaube nicht, daß selbst Narenwin
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