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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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doch auf andere Weise schienen sie ihr nun doch so individuell wie die Gesichter von Menschen. Rands Träume und die Moiraines erschienen gedämpft, getrübt von den Wachgeweben, die sie darum gelegt hatten. Die von Amys und Bair leuchteten hell und pulsierten regelmäßig. Offensichtlich hatten sie sich an die eigenen Ratschläge gehalten. Hätte sie die jetzt nicht entdeckt, wäre sie augenblicklich wieder in ihren Körper zurückgeschlüpft. Die beiden durchforschten diese Dunkelheit mit viel größerer Leichtigkeit als sie selbst. Sie hätte nichts gemerkt, bis sie ihr plötzlich im Nacken säßen. Wenn sie je lernte, Elayne und Nynaeve auf dieselbe Weise zu identifizieren, würde sie die Freundinnen überall in diesem Sternchenmeer finden, gleich, wo sie sich auf der Welt befanden. Aber heute nacht hatte sie nicht vor, irgendeinen Traum zu beobachten.
    Sorgfältig formte sie ein wohlbekanntes Bild in ihrem Geist, und sie befand sich wieder in Tel'aran'rhiod, und zwar in jenem kleinen, fensterlosen Raum in der Burg, wo sie als Novizin gewohnt hatte. Ein schmales Bett stand an einer weißgetünchten Wand. Gegenüber der Tür befand sich ein kleiner Waschtisch mit einem dreibeinigen Hocker, und an den Wandhaken hingen die Kleider und die weißen, wollenen Hemden der jetzigen Bewohnerin. Es hätte genauso sein können, daß der Raum jetzt unbewohnt stand, denn seit vielen Jahren hatte die Burg nicht mehr die Quartiere der Novizinnen füllen können. Der Fußboden war beinahe genauso weiß wie Wände und Kleidung. Jeden Tag schrubbte die hier wohnende Novizin auf Händen und Knien diesen Boden. Genauso hatte es Egwene gemacht und Elayne im Zimmer neben ihr. Wenn eine Königin kam, um sich in der Burg ausbilden zu lassen, fing sie in einem ganz ähnlichen Zimmer an und schrubbte den Boden.
    Die Kleider hingen anders dort, als sie erneut hinblickte, aber das ignorierte sie. Sie war bereit, innerhalb eines Herzschlags nach Saidar zu greifen, und so öffnete sie die Tür gerade weit genug, um den Kopf hinausstecken zu können. Dann atmete sie erleichtert auf, als Elaynes Kopf genauso zögernd aus der nächsten Tür auftauchte. Egwene hoffte, daß sie selbst nicht auch so schüchtern und unsicher wirkte. Sie deutete schnell nach hinten, und Elayne huschte in das Weiß einer Novizin gekleidet herüber. Aus dem Weiß wurde ein hellgraues, seidenes Reitkleid, als sie in das Zimmer schlüpfte. Egwene haßte graue Kleider, denn das trugen die Damane.
    Sie verblieb noch einen Augenblick länger draußen und suchte die von Geländern geschützten Rundbalkone des Novizinnenquartiers mit Blicken ab. Einer über dem anderen, so erhoben sie sich über ihr, und genauso zogen sie sich nach unten zu bis zum Hof der Novizinnen. Sie erwartete wohl nicht, Liandrin oder noch schlimmere dort draußen zu sehen, aber etwas Vorsicht konnte nicht schaden.
    »Ich dachte mir, daß du das gemeint hast«, sagte Elayne, als sie die Tür schloß. »Hast du eine Ahnung, wie schwierig es ist, sich daran zu erinnern, was ich vor wem nicht erwähnen darf? Manchmal wünsche ich mir, ich könnte den Weisen Frauen endlich alles berichten. Ihnen sagen, daß wir nur Aufgenommene sind. Dann wäre die Heimlichtuerei zu Ende.«
    »Und du hättest deine Ruhe«, sagte Egwene aufgebracht. »Aber ich schlafe zufällig keine zwanzig Schritt von ihnen entfernt.«
    Elayne schauderte. »Diese Bair. Sie erinnert mich an Lini, wenn ich etwas kaputt gemacht hatte, was ich gar nicht hätte anfassen dürfen.«
    »Warte nur ab, bis ich dich Sorilea vorstelle.« Elayne warf ihr einen zweifelnden Blick zu, aber Egwene war sich nicht sicher, ob sie selbst jemanden wie Sorilea für möglich gehalten hätte, bevor sie diese Frau dann kennenlernte. Nun, es gab keine elegante Lösung, also mußte sie einfach beginnen. Sie rückte ihren Schal zurecht. »Erzähle mir von deinem Treffen mit Birgitte. Es war doch Birgitte, oder?«
    Elayne taumelte, als habe man ihr einen Schlag in die Magengrube versetzt. Sie schloß ihre blauen Augen einen Moment lang und atmete so tief ein, daß die Luft sie wohl bis zu den Zehen hinunter füllte. »Ich kann mit dir darüber nicht sprechen.«
    »Was meinst du damit, daß du nicht sprechen kannst? Du hast doch eine Zunge. War es nun Birgitte?«
    »Ich kann nicht, Egwene. Das mußt du mir glauben. Wenn ich könnte, würde ich sprechen, aber es geht nicht. Vielleicht... kann ich darum bitten...« Wäre Elayne die Art von Frau gewesen, die gelegentlich

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