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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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fliehen können, nachdem Moghedien dich loslassen mußte, doch du bist geblieben, um zu kämpfen. Es ist gewiß nicht deine Schuld, daß es nicht ging.« Sie holte tief Luft und rieb sich einen Augenblick lang über die Stirn. Dann beugte sie sich wieder voll Eindringlichkeit nach vorn. »Hör mir gut zu, Nynaeve. Ich übernehme keine Verantwortung für das, was dir angetan wurde. Ich habe zwar zugesehen, konnte mich aber nicht rühren. Hätte Moghedien dich verknotet oder wie einen Apfel geschält, trüge ich trotzdem keine Verantwortung. Ich tat, was ich konnte, und zu der Zeit, als ich konnte. Und du hast genau dasselbe getan.«
    »Es war nicht dasselbe.« Nynaeve bemühte sich, weniger hitzig zu sprechen. »Es war meine Schuld, daß Ihr - du - dich dort befunden hast. Und meine Schuld, daß... du jetzt hier bist. Wenn du...« Sie hielt inne und schluckte erstmal wieder. »Falls du... einen Fehlschuß tust, wenn du heute bei der Vorführung auf mich schießt, dann sollst du wissen, daß ich es verstehe.«
    »Ich treffe immer das, worauf ich ziele«, sagte Birgitte trocken, »und ich werde nicht auf dich zielen.« Sie begann damit, Gegenstände aus einer der Kommoden zu nehmen und auf den kleinen Tisch zu legen: halbfertige Pfeile, abgeschnittene Pfeilschäfte, stählerne Pfeilspitzen, ein Steingutgefäß mit Leim, eine Rolle feinen Fadens, graue Gänsefedern für die Pfeilenden. Sie hatte gesagt, sie werde sich auch einen eignen Bogen anfertigen, sobald sie dazu käme. Lucas Bogen bezeichnete sie als ›einen verknorzten Zweig von einem verkrüppelten Baum, den ein blinder Idiot mitten in der Nacht abgebrochen habe‹. »Ich habe dich gern gehabt, Nynaeve«, sagte sie, während sie alles auslegte. »Mit all deinen Mucken und Dornen. Aber so, wie du jetzt bist, mag ich dich nicht mehr...«
    »Du hast ja auch keinen Grund mehr, mich zu mögen«, sagte Nynaeve gedrückt, aber die andere Frau fuhr ihr gleich über den Mund, ohne aufzublicken: »... und ich werde dir nicht gestatten, mich zu erniedrigen, meine Entscheidungen zu erniedrigen, indem du die Verantwortung dafür übernimmst. Ich habe im Laufe der Zeit nur wenige Freundinnen gehabt, und die meisten davon hatten Launen wie die Schneegeister.«
    »Ich wünschte, du könntest wieder meine Freundin sein.« Was beim Licht war ein Schneegeist? Zweifellos etwas aus einem anderen Zeitalter. »Ich würde niemals versuchen, dich zu erniedrigen, Birgitte. Ich habe nur... «
    Birgitte achtete gar nicht weiter auf sie, erhob aber die Stimme. Ihre Aufmerksamkeit schien ganz den Pfeilschäften zu gelten. »Ich würde dich auch gern wieder mögen können, ob du das nun erwiderst oder nicht, aber das geht erst dann, wenn du wieder du selbst bist. Wenn du eine honigsüße Kriecherin wärst, könnte ich damit leben. Ich nehme die Menschen, wie sie sind, und nicht, wie ich sie gerne sehen würde, sonst verlasse ich sie. Aber du bist nicht so und ich akzeptiere deine Gründe nicht, aus denen du dich so benimmst. Also. Clarine hat mir von deiner Auseinandersetzung mit Cerandin erzählt. Jetzt weiß ich, was ich beim nächstenmal tun werde, wenn du die Verantwortung für meine Entscheidungen übernimmst.« Sie ließ einen Eschenschaft durch die Luft sausen und auf den Tisch knallen. »Ich bin sicher, Latelle wird mir nur zu gern eine Rute für dich besorgen.«
    Nynaeve zwang ihre Kiefer dazu, sich wieder zu entspannen, und bemühte sich, so verbindlich wie möglich zu sprechen: »Du hast absolut das Recht, mit mir zu machen, was du willst.« Die in ihren Rock verkrampften Fäuste bebten mehr als ihre Stimme dabei.
    »Zeigt sich da doch ein wenig Zorn? Nur so am Rande?« Birgitte grinste sie an, gleichzeitig belustigt und überraschend wild. »Wie lange braucht er, um voll auszubrechen? Ich bin gewillt, jede beliebige Anzahl von Ruten an dir kaputtzuschlagen, falls es notwendig ist.« Das Grinsen verflog und machte Ernsthaftigkeit Platz. »Entweder schaffe ich es, daß du einsiehst, wie recht ich habe, oder ich jage dich davon. Eines oder das andere. Ich kann und werde Elayne nicht verlassen. Diese Bindung ehrt mich, und ich werde sie zu ehren wissen. Und ich werde dir nicht gestatten, zu glauben, daß du meine Entscheidungen triffst oder trafst. Ich bin ich selbst und nicht dein Anhängsel. Jetzt geh. Ich muß diese Pfeile fertig bekommen, wenn ich wenigstens ein paar haben will, die richtig geradeaus fliegen. Ich habe nicht vor, dich umzubringen, und ich will auch nicht, daß so

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