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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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fort mit seiner Begrüßung, und aus seinem Tonfall wurde deutlich, daß er Rand überhaupt nicht verstanden hatte: »Wenn Ihr mich zum Königspalast begleiten würdet? Ich habe dort eine kleine Begrüßung vorbereitet. Klein, fürchte ich, weil ich keine Vorwarnung gehabt habe, doch selbst damit möchte ich Euch zeigen, daß... «
    »Was Ihr vorbereitet habt, wird genügen«, unterbrach ihn Rand und erhielt dafür eine weitere Verbeugung und ein dünnes, unterwürfiges Lächeln zur Antwort. Der Kerl war die Unterwürfigkeit in Person, und in einer weiteren Stunde würde er reden wie jemand, dessen Verstand nicht ausreicht, um die Tatsachen vor seiner Nase zu begreifen, doch unter all dem lagen eine Verachtung und ein Haß, von denen er glaubte, Rand könne sie nicht erkennen, obwohl sie ihm aus dem Augen leuchteten. Verachtung, weil Rand kein Lord war, jedenfalls keiner von adliger Herkunft, wie Meilan sie anerkannte, und Haß, weil Meilan vor Rands Kommen die Macht über Leben und Tod in Tear innegehabt hatte und nur wenige als gleichgestellt und niemanden über sich hatte anerkennen müssen. Zu glauben, daß eines Tages die Prophezeiungen des Drachen erfüllt würden, war ja schön und gut, aber sie selbst erfüllt zu sehen und dabei in der eigenen Macht eingeschränkt zu werden war schwer zu ertragen.
    Es gab eine kurze Verwirrung, bevor Rand Sulin dazu brachte, den anderen tairenischen Lords zu gestatten, sich mit ihren Pferden hinter Asmodean und Pevins Banner anzuschließen. Meilan wollte den Weg wieder durch die Verteidiger des Steins räumen lassen, doch Rand befahl kurz angebunden, daß sie hinter den Töchter zu folgen hätten. Die Soldaten gehorchten. Ihre Gesichter unter den breiten Helmrändern verzogen sich nicht, nur der Offizier mit den weißen Federn schüttelte den Kopf, worauf der Hochlord ihm ein beruhigendes Lächeln zuwarf. Das Lächeln verflog, als klar wurde, daß sich die Menge freundlich vor den Töchtern des Speers Öffnete, um alle durchzulassen. Daß sie sich nicht mit Knüppeln den Weg durch die Menge erkämpfen mußten, schrieb Meilan dem Ruf der Aiel zu, gewalttätige Wilde zu sein, und als Rand auf seine Bemerkung hin nicht antwortete, runzelte er die Stirn. Eines bemerkte Rand sehr wohl: Nun, da die Tairener bei ihm waren, blieb der Jubel aus.
    Der Königliche Palast von Cairhien nahm den höchsten Hügel der Stadt ein, genau im Mittelpunkt, eckig, düster und massiv. Bei all den verschiedenen Ebenen und Stockwerken des Palasts und den mit Stein eingefaßten Terrassen war es schwer, festzustellen, daß es hier überhaupt einen Hügel gab. Hohe Säulengänge und schmale, hohe Fenster, hoch über dem Boden, konnten die Strenge nicht mildern, genau wie die grauen Stufentürme, die ganz präzise in den Ecken konzentrischer Quadrate standen und nach innen zu immer höher wurden. Die Straße mündete in eine lange, breite Rampe, die hinaufführte zu mächtigen bronzenen Torflügeln. Dahinter befand sich ein riesiger, quadratischer Innenhof, der jetzt von tairenischen Soldaten umrahmt war, die mit schräg aufgestützten Speeren wie Statuen dastanden. Weitere standen auf den Steinbalkonen über dem Hof.
    Unruhe machte sich beim Anblick der Töchter in den Reihen der Soldaten breit, aber sie flaute schnell ab, als Sprechchöre zu rufen begannen: »Ruhm und Ehre dem Wiedergeborenen Drachen! Ruhm und Ehre dem Lord Drachen und Tear! Ruhm und Ehre dem Lord Drachen und Hochlord Meilan!« Meilans Gesichtsausdruck nach hätte man glauben können, es sei alles ganz spontan geschehen.
    Dunkel uniformierte Diener, die ersten Einwohner Cairhiens, die Rand im Palast entdecken konnte, eilten mit Schüsseln aus gehämmertem Gold und weißen Leinentüchern herbei, als er ein Bein über den hohen Sattelkopf schwang und vom Pferd glitt. Weitere kamen, um die Zügel zu übernehmen. Er wusch sich schnell Gesicht und Hände mit kühlem Wasser, damit Aviendha allein herunterklettern mußte. Hätte er versucht, ihr herunterzuhelfen, hätten sie anschließend möglicherweise beide auf den Pflastersteinen gelegen, so schwach fühlte er sich.
    Unaufgefordert wählte Sulin zwanzig Töchter aus, die neben ihr selbst Rand hineinbegleiten sollten. Einerseits war er ganz froh, daß sie nicht jeden einzelnen Speer in seiner Nähe behalten wollte. Andererseits war er alles andere als glücklich darüber, daß ausgerechnet Enaila, Lamelle und Somara unter den zwanzig waren. Die besorgten Blicke, die sie ihm zuwarfen

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