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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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eine Entschuldigung ihm selbst gegenüber geklungen.
    »Hinein!« befahl er etwas schärfer als beabsichtigt, und die sieben Hochlords gehorchten, als erinnerten sie sich mit einemmal daran, wer und was er war.
    Sie wollten sich um ihn drängen, als er die Treppe hinaufstieg, doch bis auf Meilan, der den Weg wies, ließen die Töchter einfach niemanden an ihn heran, und so mußten sich die Hochlords mit Asmodean und dem niederen Adel hinten anschließen. Aviendha hielt sich natürlich neben ihm, Sulin ging an seiner anderen Seite, Somara und Lamelle und Enaila gleich hinter ihm. Sie hätten die Hand ausstrecken und seinen Rücken berühren können, so nahe waren sie. Er warf Aviendha einen anklagenden Blick zu, worauf sie die Augenbrauen so unschuldig hochzog, daß er beinahe glaubte, sie habe doch nichts damit zu tun gehabt. Beinahe jedenfalls.
    Die Gänge im Palast waren bis auf die dunkellivrierten Diener menschenleer. Sie verbeugten sich so tief, daß die Brust fast die Knie berührte, oder knicksten ebenfalls tief, wenn sie vorbeigingen, doch als er den Großen Sonnensaal betrat, merkte er, daß der Adel Cairhiens doch nicht ganz vom eigenen Palast ausgesperrt worden war.
    »Der Wiedergeborene Drache«, verkündete ein weißhaariger Mann, der gerade innerhalb des mächtigen, vergoldeten Tors mit der Aufgehenden Sonne stand. Sein roter Rock war mit sechszackigen blauen Sternen bestickt. Nach diesem Aufenthalt in Cairhien war ihm der Rock ein wenig zu weit. Doch er war ganz eindeutig als ein höhergestellter Diener aus dem Hause Meilans zu erkennen. »Heil dem Lord Drachen Rand al'Thor! Ruhm und Ehre dem Lord Drachen!«
    Ein Aufschrei füllte den Saal bis zur hohen, gewölbten Decke, fünfzig Schritt über ihm: »Heil dem Lord Drachen Rand al'Thor! Ruhm und Ehre dem Lord Drachen! Das Licht erleuchte den Lord Drachen!« Das darauffolgende Schweigen schien ihm im Vergleich doppelt so still.
    Zwischen den mächtigen Vierecksäulen aus dunkel-, ja beinahe schwarzblau gestreiftem Marmor standen mehr Tairener, als Rand erwartet hatte. Ganze Reihen von Lords und Ladies dieses Landes warteten mit ihren besten Kleidern angetan auf ihn. Spitze Samthüte waren da zu sehen, Kurzmäntel mit gestreiften Puffärmeln, bunte Abendgewänder und Spitzenkrausen und kleine Kappen, die kunstvoll bestickt oder über und über mit Perlen oder kleinen Gemmen besetzt waren.
    Hinter ihnen standen die Adligen aus Cairhien, dunkel gekleidet, abgesehen von bunten Streifen auf dem Brustteil der Abendkleider oder der knielangen Mäntel. Je mehr Streifen von der Farbe des Hauses, desto höher der Rang des Trägers, doch Männer und Frauen, die vom Hals bis zur Taille oder noch tiefer mit solchen Streifen geschmückt waren, standen hinter Tairenern, die eindeutig kleineren Häusern angehörten und lediglich gelbe Stickereien trugen anstatt Goldfäden und Wolle statt Seide. Nicht wenige der Adligen Cairhiens hatten sich die Haare über der Stirn rasiert und den Kopf gepudert. Alle jüngeren Männer hatten das getan.
    Die Tairener schienen erwartungsvoll, wenn auch nervös, während die Gesichter der Männer und Frauen aus Cairhien wie aus Eis gemeißelt schienen. Man konnte nicht feststellen, wer gejubelt hatte und wer nicht, aber Rand vermutete, die meisten Rufe seien aus den vorderen Reihen erklungen. »Eine große Anzahl hier wünschte, Euch zu dienen«, murmelte Meilan vertraulich, als sie über den blaugekachelten Fußboden mit dem großen goldenen Mosaik der Aufgehenden Sonne schritten. Eine Welle lautloser Knickse und Verbeugungen folgte ihnen.
    Rand knurrte nur. Sie wünschten, ihm zu dienen? Er brauchte Moiraine nicht, um zu wissen, daß diese niederen Adligen sich an Gütern bereichern wollten, die man Cairhien abnahm. Zweifellos hatten Meilan und die anderen sechs bereits angedeutet oder sogar versprochen, wer welche Ländereien erhalten werde.
    Am hinteren Ende des Großen Saals stand der Sonnenthron mitten auf einem breiten Podest aus tiefblauem Marmor. Selbst hier zeigte sich die typische Zurückhaltung, wie sie in Cairhien üblich war, zumindest, was den Prunk sonstiger Throne betraf. Der große Sessel mit den schweren Armlehnen glitzerte vor Blattgold und goldener Seide, wirkte aber trotzdem schlicht durch seine einfache, senkrechte Linienführung. Nur die Aufgehende Sonne Cairhiens mit ihren wellenförmigen Strahlen glänzte auffällig ganz oben an der Rücklehne, wo sie sich über dem Kopf desjenigen erhob, der auf diesem Thron

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